Federnschleißen

Aus gutem Grund versammelten sich früher die Frauen in den Wintermonaten zum Federnschleißen. Alle heiratsfähigen Mädels bekamen auf diese Art und Weise ihre „Aussteuer“. Die Gänsefedern wurden über dem Tisch ausgebreitet und viele fleißige Hände waren tagelang beschäftigt, die Daunen von den Federkielen zu zupfen und anschließend in Pölster und Tuchenten zu füllen. Alle Fenster mussten geschlossen sein, denn jeder Luftzug war in der Lage, dass sich die Federn in der ganzen Stube verteilen. Keiner im Raum durfte eine unbedachte Bewegung machen, noch viel schlimmer war das Husten oder Niesen. Neben dem Schleißen der Federn gab es auch reichlich Zeit, um über die Neuigkeiten im Dorf zu tratschen und anschließend die Arbeit mit einer zünftigen Jause, dem sogenannten „Federzipfel“ zu beenden.

Erlebnisse und Erfahrungen aus der Vergangenheit prägen jeden Menschen. Bestimmte Erinnerungen sind oft so präsent, als wäre es gestern gewesen. Um die Persönlichkeit älterer Menschen zu erhalten, ist es wichtig, sie an ihre Erfahrungen zu erinnern und dort anzuknüpfen. Deshalb traf man sich im Pflegekompetenzzentrum Großpetersdorf zum Federnschleißen. Schon Tage davor wurde davon gesprochen, und viele Damen freuten sich schon auf den gemeinsamen Nachmittag. Auf Wunsch der Anwesenden waren im Hintergrund Schlager und Evergreens zu hören. An den Tischen wurde fleißig gezupft, getratscht und mitgesungen. Man schwelgte in Erinnerungen und so manche lustige Geschichte wurde erzählt. „Die Burschen trieben des Öfteren Streiche, sie haben uns sogar einmal eine Henne in die Stube geschmissen, und die hat natürlich alles durcheinandergewirbelt“, so eine der Damen. Mit einem zufriedenen Lächeln und einem einstimmigen: „Wir haben gemeinsam viel geschafft“, war es für alle ein kurzweiliger Nachmittag.

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