Die Pflege von Angehörigen
Eine Herausforderung mit vielen Fragen
Die Pflege von Angehörigen wirft zunächst viele Fragen auf. Wir geben einen Einblick, worauf man achten sollte, wo es weitere Informationen sowie Beratung gibt und wie man am besten mit den Herausforderungen umgeht.
Viele Angehörige stehen vor einem großen Problem, wenn ein Familienmitglied zum Pflegefall wird. Was sind üblicherweise die größten Schwierigkeiten?
Oft ist der erste Impuls von Angehörigen, die Pflege von Angehörigen selbst übernehmen zu wollen. In der Praxis zeigt sich, dass das oft gar nicht möglich ist; die Bedürfnisse der zu Pflegenden werden nicht erkannt bzw. falsch eingeschätzt. Auch die eigenen zeitlichen Ressourcen werden oft falsch eingeschätzt.
Welche Herausforderungen ein Pflegefall mit sich bringt, ist für Laien oft nicht zu erkennen. Daher sollte unbedingt ein Beratungsgespräch mit einer Pflegefachkraft gesucht werden. Die erste Beratungsstunde wird von den Ländern bezahlt.
Danach kann der pflegende Angehörige entscheiden, ob er das noch selbst schafft oder zusätzliche Unterstützung benötigt. Weitere Fragen, die im Vorfeld abgeklärt werden müssen: Was bedeutet es für das eigene Berufsleben? Wo lebt die zu pflegende Person? Kann sie bei mir leben? Schaffe ich im Alltag die Wegdistanzen, wenn die zu pflegende Person in ihrer Wohnung bleibt? Was bedeutete es für mein Umfeld? Habe ich die fachlichen Kompetenzen?
Oft wird der Pflegeantrag zu spät gestellt – der Antrag gilt erst ab dem nächsten Monatsersten. Ein Beispiel: Wenn am 5. April der Antrag gestellt wird, erhält man ab 1. Mai das Pflegegeld.
Generell gilt: Sprechen sie unbedingt mit einer Pflegefachkraft – jedes Bundesland bietet entsprechende Stellen an. Dort beraten ausgebildete Case-und Caremanager:innen.
Der erste Impuls ist oft, die Pflege selbst zu übernehmen. Was würde das für den Einzelnen bedeuten?
Oft wird nicht bedacht, was es für das eigene Berufsleben bedeutet, wenn man zusätzlich Betreuungs- und Pflegearbeit übernimmt. Die Belastung auf das eigene Familienleben wird auch unterschätzt. Vielfach ist auch die fachliche Kompetenz nicht gegeben.
Wenn man die Pflege nicht selbst übernehmen kann, bleibt bei den Angehörigen oft ein Schuldgefühl zurück. Was raten Sie den Betroffenen?
Am besten wäre es hier, mit Psychologen dieses Thema aufarbeiten. Bei anderen einschneidenden Ereignissen zieht man ja auch Profis zu Rate. Haben Sie auch hier keine Scheu!
Man sollte sich im zudem Klaren sein, dass es vor allem wichtig ist, die Zeit mit Angehörigen gut zu verbringen. Das heißt, die Pflege wird von Fachkräften geleistet, Angehörige verbringen gemeinsame Zeit mit der zu pflegenden Person. Alles ein bisschen zu machen bringt nichts. Etwaige Schuldgefühle müssen aufgearbeitet werden, das tut allen Beteiligten gut.
Welche Arten der Pflege gibt es?
- Mobile Pflege daheim (Hauskrankenpflege)
- In den Tageszentrum werden die zu pflegende Personen tagsüber dort betreut, in der Nacht sind sie zu Hause.
- Betreubare Wohnungen
- Betreute Wohnungen
- 24 Stunden Betreuung
- Langzeitpflege in einer Einrichtung
- Kurzzeitpflege – im Akutfall
Wer ist berechtigt, Pflege in Anspruch zu nehmen und was kostet diese?
Für Pflegebedürftige, die zunächst noch keine Pflegeeinstufung haben, gilt: Hier sind die Kosten selbst zu tragen, daher sollte rasch ein Antrag auf Pflegegeld gestellt werden.
Bei Rekonvaleszenz ist dringend anzuraten, Beratung einzuholen, denn dann sind die Kosten bald ersichtlich. Es gilt zu klären, welches Ausmaß in der Pflege notwendig ist und was es kostet. Die Kosten sind von Bundesland zu Bundesland verschieden.
Grundsätzlich gilt: Wenn man als Angehöriger merkt, dass Pflege bei Angehörigen notwendig wird, dann sollte man rasch Beratung einholen!
Was tun, wenn sich die Pflegebedürftigen mit Händen und Füßen gegen Hilfe von außen wehren?
Wenn man wirklich Pflege benötigt, wehrt man sich nicht lange. Angehörigen ist anzuraten, psychologische Unterstützung einzuholen. Auch hier beraten Pflegekräfte, sie sind für solche Fälle geschult.
Wo kann man sich beraten lassen?
Die Bezirksbehörden sind Anlaufstellen, die Kontaktdaten sind auf der Website zu finden. In Wien ist es beispielsweise der Fonds Soziales Wien (FSW). Sprechen Sie mit den Case-Caremanager:innen von mobilen Einrichtungen, bei Langzeiteinrichtungen lassen Sie sich vor Ort beraten.
Beim Thema Hauskrankenpflege wenden Sie sich an die zuständige regionale Stelle, die Anbieter sind in der jeweiligen Region bekannt. Kontaktieren Sie diese, hier wird Ihnen weitergeholfen.