Die Bundesregierung hat im Vorjahr ein Pflegepaket vorgelegt, das im Detail und in der Umsetzung zwar nicht ideal ist, aber eines klar benennt: Es kann in der Pflege und Betreuung nicht so weitergehen wie bisher. „Mit dem verstärkten Fokus auf die Ausbildung von Personal wurde ein erster wichtiger Schritt gesetzt. Doch die Zeit drängt. Bedarfsprognosen zeigen nämlich, dass es bis zum Jahr 2030 eine Lücke von 75.000 Mitarbeiter:innen gibt. Wird nicht rasch gehandelt, so wird die Pflege selbst immer mehr zum Pflegefall“, hält Franz Schnabl, Präsident des Arbeiter-Samariter-Bund Österreichs anlässlich des Internationalen Tages der Pflege fest. „Natürlich gilt es junge Menschen für den Beruf zu interessieren, aber wir müssen ganzheitlich denken und bereits in der Pflege tätige Menschen im Beruf halten.“
In allen Gesundheitsberufen herrscht eine hohe Fluktuation: Das nationale Forschungs- und Planungsinstitut Gesundheit Österreich stellte fest, dass die durchschnittliche Verweildauer im Beruf nur sechs bis zehn Jahre beträgt. Während der dritten Corona-Welle 2021 lieferte eine weitere Studie alarmierende Zahlen: Beinahe die Hälfte des Pflegepersonals denkt immer wieder an den Berufsausstieg. Das hat aber nicht nur mit der Überlastung durch die Pandemie zu tun. Bereits viel zu lange sind Hinweise und Warnungen des Personals ungehört geblieben. „Es muss jetzt sofort alles getan werden, damit das bestehende Personal nicht komplett ausbrennt und wegbricht. Dabei ist natürlich das Gehalt ein Thema. Mindestens genauso wichtig sind aber die Arbeitsbedingungen“, so Franz Schnabl.
Einen zeitnahen Beitrag zur Verbesserung für das Personal aber können betriebliche Gesundheitsförderung und die Entwicklung von berufsgruppenspezifischen Präventions- und Vorsorgeangeboten leisten. Hierfür braucht es die Bereitstellung von Subventionen sowie die finanzielle Abgeltung der Zusatzkosten für Dienstgeber:innen. Der Samariterbund tritt für den erweiterten Zugang zur sechsten Urlaubswoche, der sogenannten Entlastungswoche, für alle Berufsgruppen im Pflege- und Sozialbereich ein. „Die entstehenden Kosten müssen die Länder und Gemeinden, in deren Auftrag wir arbeiten, tragen. Es bedarf einer nationalen Kraftanstrengung, um den Kollaps in der Pflege zu verhindern. Wir haben keine Zeit mehr zu verlieren“, erklärt Franz Schnabl abschließend.
Der Samariterbund bietet österreichweit ein breites Pflegeangebot, es reicht von elf Pflegekompetenzzentren, Senioren-Einrichtungen, betreubaren Wohnungen, Senioren-WGs, Tageszentren, mobiler Pflege, 24-Stunden-Betreuung, Essen auf Rädern bis hin zu Notrufsystemen. Der Samariterbund baut seine Leistungen laufend aus.