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Der Rettungsdienst als Seismograf der Gesellschaft

Was Rettungseinsätze über Armut und wachsende Ungleichheit verraten: ein Appell zum „Welttag der sozialen Gerechtigkeit“ an die gemeinsame Verantwortung in stürmischen Zeiten

Der Rettungsdienst ist weit mehr als Blaulicht und medizinische Versorgung – er ist ein unbestechliches Spiegelbild unserer Gesellschaft. Die vielfältigen Herausforderungen, denen sich die Rettungskräfte Tag und Nacht stellen, decken gnadenlos die Schwachstellen unseres sozialen Netzes auf. Darauf macht der Samariterbund anlässlich des „Welttags der sozialen Gerechtigkeit“ am 20. Februar aufmerksam.

„Ob Einsamkeit, Armut, Sucht oder Überforderung – wir sehen in unserer täglichen Arbeit, wo Menschen durch das Raster fallen und wo dringend politischer Handlungsbedarf besteht“, erklärt Reinhard Hundsmüller, Bundesgeschäftsführer des Samariterbundes.

Einblicke in die sozialen Abgründe unserer Gesellschaft

Hinter einem Einsatz verbirgt sich oft weit mehr als ein medizinischer Notfall. Die Sanitäter:innen begegnen Menschen in den verletzlichsten Momenten ihres Lebens – und stoßen dabei immer häufiger auf die Abgründe unserer sozialen Realität: alleinstehende Personen, die einsam und verwahrlost in ungeheizten Wohnungen zurückbleiben, Kinder, deren Gesundheit durch Vernachlässigung oder Armut gefährdet ist, oder Menschen, die aufgrund von Suchtproblemen in scheinbar ausweglosen Situationen gefangen sind. Diese Szenarien sind keine Einzelfälle, sondern symptomatisch für ein soziales Netz, das zunehmend lückenhaft wird. „Unsere Einsätze zeigen in ihrer Gesamtheit eine Gesellschaft, die an ihren Rändern zunehmend bröckelt“, warnt Hundsmüller eindringlich.

Ein Weckruf an Politik und Gesellschaft

Diese wachsenden sozialen Missstände erfordern entschlossenes politisches Handeln und das Engagement der Zivilgesellschaft. „Es braucht dringend mehr Investitionen in den sozialen Bereich, damit die Schwächsten unserer Gesellschaft nicht weiter abgehängt werden“, fordert Hundsmüller. Besonders alarmierend sei die Situation im öffentlichen Gesundheitssystem: „Gesundheit darf kein Luxusgut werden. Wer das System weiter aushöhlt, riskiert eine tiefere soziale Spaltung.“

Doch nicht nur die Politik ist gefordert – jede:r Einzelne muss einen Beitrag leisten. „Unser Mitgefühl und unser Handeln gegenüber unseren Mitmenschen machen den entscheidenden Unterschied“, betont Hundsmüller.

Für mehr Vernunft und Zusammenhalt

In Zeiten politischer Unsicherheit und gesellschaftlicher Polarisierung ist es umso wichtiger, sich auf das zu besinnen, was uns als Gesellschaft verbindet. „Die sozialen Herausforderungen unserer Zeit lassen sich nur bewältigen, wenn wir gemeinsam Verantwortung übernehmen“, erklärt Hundsmüller. Politische Entscheidungsträger:innen sind gefordert, mit Weitblick und Sachlichkeit zu agieren, anstatt Konflikte weiter anzuheizen.

„Ich appelliere daher an Politik und Gesellschaft gleichermaßen: Lassen Sie uns Vernunft und Gemeinsinn zur Leitlinie unseres Handelns machen. Es geht um das große Ganze – um eine gerechtere und sozial stabilere Zukunft für uns alle,“ so Hundsmüller abschließend.

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