„Ich fordere ein Ende der Ankündigungspolitik! Den Versprechungen müssen Taten folgen“, erklärt Reinhard Hundsmüller, Bundesgeschäftsführer des Samariterbundes. Viele dringende Reformen sind auf unbestimmte Zeit verschoben worden. „Damit muss Schluss sein. Der Samariterbund stellt als eine der größten Gesundheits- und Sozialorganisationen in diesem Land fünf Forderungen an die nächste Regierung“, so Hundsmüller.
1. Österreich braucht ein zukunftstaugliches, flächendeckendes und ausfinanziertes Pflegesystem.
2. Österreich braucht einen starken Katastrophenschutz mit moderner Ausrüstung.
3. Österreich braucht ein modernes Rettungswesen mit erweiterten Befugnissen.
4. Österreich braucht ein verlässliches, armutsfestes Gesundheitssystem.
5. Österreich braucht ein professionelles, vorbildliches Freiwilligen-Management
1. Zukunftstaugliche Pflege aufbauen
Der Pflegebedarf in Österreich wird immer größer. Statt einer durchdachten Gesamtstrategie haben die Entscheidungsträger aber bis dato nur kosmetische Einzelmaßnahmen umgesetzt – mit dem Ergebnis, dass das Pflegewesen einem „Fleckerlteppich“ gleicht. Angebote, Kosten und Arbeitsbedingungen unterscheiden sich von Bundesland zu Bundesland. Daher pocht der Samariterbund auf eine österreichweite Gesamtreform mit einheitlichen Regeln. Das bedeutet u. a. den Ausbau von Pflege- und Betreuungseinrichtungen sowie eine Personal- und Ausbildungsoffensive und eine gesicherte Finanzierung – sowohl für die Betroffenen als auch für die Pflegeorganisationen.
2. Katastrophenhilfe stärken
Der Klimawandel ist auch in Österreich angekommen. Überflutungen, Hitzewellen und Muren führen uns vor Augen, wie wichtig ein moderner und starker Katastrophenschutz ist. Um im Ernstfall schnell und effizient reagieren zu können, sind eine zeitgemäße Ausrüstung und ausreichend finanzierte Einsatzkräfte notwendig.
„Das neue Bundesgesetz zur Unterstützung von Rettungs- und Zivilschutzorganisationen ist der erste Schritt in die richtige Richtung“, stellt Hundsmüller fest. „Wenn es um die Sicherheit der Bevölkerung geht, darf nicht gespart werden.“
Auch international braucht es Strategien für Notfälle und Katastrophenprävention durch vorausschauende Analysen, damit den Menschen in Katastrophenregionen unbürokratisch, schnell und effizient geholfen werden kann.
3. Modernes Rettungswesen mit erweiterten Befugnissen
Fakt ist: Die gesundheitspolitischen Herausforderungen können mit der heutigen Struktur und Finanzierung nicht bewältigt werden. Eine Novellierung des derzeitigen „Sanitätergesetzes“ ist das Gebot der Stunde! Als dringend notwendig nennt Hundsmüller eine mehrstufige Sanitäter-Ausbildung, die sich an europäische Standards anlehnt: „Bedarfsorientiert ausgebildete und entsprechend eingesetzte Sanitäterinnen und Sanitäter haben enormes Potenzial, unser Gesundheitssystem durch erweiterte Befugnisse zu entlasten.“
4. Gesundheitssystem armutsfest machen
Wer arm ist, wird schnell krank – gleichzeitig wird am kassenfinanzierten Gesundheitssystem gespart. Der Samariterbund fordert daher, das Gesundheitsangebot nicht noch weiter auszuhöhlen. Ein erster Schritt sei, die Effizienz im aktuellen System zu erhöhen „Das Geld muss endlich wieder für Patientinnen und Patienten ausgegeben werden und nicht für die Bürokratie. Der Zuständigkeits-Dschungel zwischen Bund, Ländern und Sozialversicherungen muss ein Ende haben“, bringt es Hundsmüller auf den Punkt. Das umfasst auch, einen besonderen Fokus auf die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen zu richten. Denn wer in armen Verhältnissen aufwächst, zählt zu den chronischen Kranken von morgen.
5. Ehrenamts-Management modernisieren
„Die erfolgreiche soziale Mission des Samariterbundes wäre ohne das Engagement von tausenden Ehrenamtlichen nicht denkbar“, unterstreicht Hundsmüller. Damit das auch in Zukunft so bleibt, muss die Politik neue geeignete Rahmenbedingungen schaffen. Hundsmüller warnt davor, das Ehrenamt als Selbstläufer zu sehen und es allein aus Kostengründen zu forcieren. Ein professionelles Freiwilligen-Management bietet beispielsweise Südtirol.
Samariterbund genießt hohes Vertrauen
Der aktuelle „APA/OGM Vertrauensindex“ bestätigt: NGOs (Nichtregierungsorganisationen) genießen in Österreich ein großes Vertrauen. Mit einem Wert von 70 Prozent positioniert sich der Samariterbund im Spitzenfeld. „Unsere haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie unsere Zivildienstleistenden machen es möglich, dass wir jeden Tag dort im Einsatz sind, wo Menschen in Not unsere Hilfe benötigen. Das große Vertrauen ist das Ergebnis der harten Arbeit unserer Samariterinnen und Samariter“, so Hundsmüller.