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Lebensretter und Teamplayer

Andreas Roth ist Samariter aus Leidenschaft: Der 39-jährige Oberösterreicher ist unserer Organisation bereits seit seiner Zeit als „Zivi“ verbunden, als erfahrenes Mitglied der Wasserrettung Linz hat er im Vorjahr einen jungen Mann aus der Donau gerettet. Ein Interview mit dem erfahrenen Rettungsschwimmer anlässlich des Tages gegen das Ertrinken 2024.

Lieber Andreas, seit vielen Jahren schon bist du als Ehrenamtlicher eine wichtige Stütze des Samariterbundes. 2007 hast du als „Zivi“ begonnen, seit 2009 bist du bei der Wasserrettung Linz aktiv. Was motiviert dich, bei dieser Einheit mitzuarbeiten?

Hauptberuflich unterrichte ich an einer Linzer AHS die Fächer „Bewegung und Sport“ sowie „Biologie und Umweltbildung“. Dank meines Studiums konnte ich beim Samariterbund die Prüfungen für den Helfer- und Retterschein ablegen. So kam ich schließlich auch zur Gruppe Linz der Wasserrettung des Samariterbundes. Mittlerweile habe ich dort viele Freunde gefunden, die mich durchs Leben begleiten. Besonders schön ist die Tatsache, dass genau dieser Freundeskreis fast zum selben Zeitpunkt Nachwuchs bekommen hat. Wir verbringen auch privat viel Zeit miteinander und sind füreinander da, wenn einmal wo der Schuh drückt. Mich motiviert der soziale Zusammenhalt.

Du hast auch vielfältige Ausbildungen beim Samariterbund absolviert. Wie schaffst du es, neben deinem Brotberuf auf dem Laufenden zu bleiben?

Meiner Meinung nach darfst du niemals aufhören, dich aus- und weiterzubilden. Vor allem steht regelmäßiges Training ganz oben auf der Agenda, um im Einsatzfall alles geben zu können. Nach der Helfer- und Retterausbildung kam noch die Schwimm- und Rettungsschwimmlehrer-Ausbildung dazu. Eisretter- und Fließwasserretterausbildung, Einsatzführung und -taktik, die Ausbildungen zum Seiltechniker, Bootsführer, Taucher und vieles mehr folgten im Laufe der Jahre. Die Funktionen, die ich in der Organisation innehabe, sind aufgrund dessen sehr vielfältig, ebenso meine Erfahrungen. Weiters habe ich die Ausbildung zum Erste Hilfe-Trainer, Gruppen- und Bereitschaftsleiter absolviert und bin auch Mitglied des SA-RRT.

Vorigen Sommer konntest du in letzter Sekunde einem Menschen das Leben retten: Ein junger Mann, der während des „Lido Sounds“-Festivals in Linz die Donau durchqueren wollte, drohte zu ertrinken. Inmitten der Wassermassen konnte er sich gerade noch an einem Schiff festhalten. Wie hast du diesen Moment erlebt, und wie erging es dir danach?

Diesen Moment werde ich wohl nie vergessen. Als wir alarmiert wurden, sind wir schnell auf das Einsatzboot gestiegen. Während der Schiffsführer das Boot stromaufwärts manövrierte, checkte ich nochmals meine persönliche Schutzausrüstung. Nach kurzer Fahrt erkannte ich an der Steuerbordseite eines Passagierschiffs, das vor Anker lag, ein Objekt an der Wasseroberfläche. Ein Mensch versuchte, sich mit letzter Kraft am Schiff festzuhalten! Ich sprang vom Boot ins Wasser, näherte mich dem Verunglückten und nahm mit ihm Blick- und Gesprächskontakt auf. Er war kooperativ und ließ sich von mir sichern. Gemeinsam entfernten wir uns von der Gefahrenstelle, und ich gab dem Bootsteam das Armzeichen für die Aufnahme ins Rettungsboot. Am Boot checkten wir den Gesundheitszustand des Verunglückten und gaben ihm sofort eine Decke, da dieser stark unterkühlt war. Beim Anlegen erwarteten uns schon das Sanitäter-Team der Landmannschaft, an die wir den Verunglückten übergaben. Währenddessen ging alles so wahnsinnig schnell, da funktionierte einfach alles automatisch – Trainings und Ausbildungen sei Dank. So richtig bewusst wurde mir bzw. dem gesamten Team alles erst im Nachhinein. Wir waren echt euphorisch und umarmten uns an Land. „Ist das jetzt echt gerade geschehen?“, habe ich meine Freunde gefragt.

Im Rahmen deiner Tätigkeit beim Samariterbund hast du im Lauf der Jahre schon die unterschiedlichsten Szenarien erlebt. Wie gehst du generell mit belastenden Situationen um?

Ja, ich habe bereits vieles erlebt und gesehen und bin dankbar für alles. Auch, wenn es belastend war – jede Rettungsaktion, egal ob im Wasser oder an Land, oder sei es nur ein „normaler“ Krankentransport. Die Geschichten, die ich als Samariter erlebt habe und erlebe, holen mich auf den Boden der Tatsachen zurück. Ich bin über sehr vieles dankbar, denn ich weiß, dass es Menschen gibt, die nicht so viel Glück haben. Vielleicht ist das auch der Grund, warum ich meine Freizeit für eine gute Sache einsetze.

Welchen Stellenwert hat das Ehrenamt für dich – du bist Lehrer, verheiratet und Vater eines achtjährigen Sohnes und einer fünfjährigen Tochter?

Ich bin auch deshalb ehrenamtlich tätig, weil ich viele neue Freunde gefunden habe und die Tätigkeiten Spaß machen und sinnvoll sind. An dieser Stelle möchte ich allen Ehepartner:innen und Familien danken, denn eigentlich sind sie die Held:innen des Alltags, wenn sie ihre Frauen und Männer für den Dienst beim Samariterbund „freischaufeln“. Das wird meiner Meinung viel zu wenig gesagt!

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