www.samariterwien.at WIEN AKTUELL REPORT_WIR SIND VORBEREITET Wie eine ganze Abteilung umfassende Vorbereitungen für den Krisenfall trifft. INTERN_TAG DES SAMARITERBUNDES Am 25. Mai findet im Wiener Prater das Fest für die ganze Familie statt. Das Magazin des Samariterbund Wiens No. 01/MÄRZ 2024 REPORT_UKRAINE-HILFE Zwei Jahre nach Beginn des Ukraine-Kriegs ist die Unterstützung ungebrochen stark. Vorsorge vor Fürsorge Samariterbund 2.0 Österreichische Post AG – MZ 02Z034001M – Arbeiter-Samariter-Bund Österreichs, Landesverband Wien, 1150 Wien, Pillergasse 24BOXSPRINGBETT 90 x 200cm 0 € LEISTBAR, ABER NICHT TRAGBAR Jetzt für obdachlose Menschen spenden! samariterwien.at/spenden/obdachlosigkeit Arbeiter-Samariter-Bund Wien WSD IBAN: AT43 2011 1890 8900 2400 Kennwort: ObdachlosigkeitJetzt für obdachlose Menschen spenden! _REPORT 04 Sichere Rettungsfahrt Mit Blaulichtsimulator üben 08Blackout-Vorsorge Krisen-und Risikomanagement 10Vorbereitet für Krisen Lager, Logistik und vieles mehr 14Vienna Calling Einsatzführung und Kommunikation 17 Ukraine-Hilfe Beratung und mobile Wohnbetreuung _SERVICE 18 Senioren-WGs Mitbewohner:innen gesucht _INTERN 06 Pläne für die Zukunft Resilienz stärken 12Ready for Action Neue Strukturen: Sanitätsdienst und Medizineinheiten 19Integrationspreis PowerLEO gewinnt Auszeichnung 21 Gruppe Brigittenau Die älteste Gruppe Wiens 22Tag des Samariterbundes Ein Familienfest 22Sam & Rita Kinderrätsel Liebe Leserinnen! Liebe Leser! G esellschaft im Wandel? Extremereignisse, Krisen und Katastrophen haben uns über die vergangenen Jahre hinweg stark gefordert. Die globale Pandemie, Kriege, Unruhen, Flüchtlingsströme und steigende Armut – all das wirkt auf die Menschen. Und auf ihre Resilienz. Gleichzeitig aber auch auf die Resilienz der Gesamtgesellschaft. „Wenn in der neuen Leitstelle ein Anruf eingeht, steht am Ende der Kette immer ein Mensch, der sich darauf verlässt, dass ihm schnellstmöglich und professionell geholfen wird“, sagt Michael Berger, Leiter der Abteilung Einsatzführung und Kommunikation, im Interview auf Seite 14f. Das ist so wahr, wie es richtig ist. Doch dahinter verbirgt sich ein organisatorischer Aufwand, der kaum sichtbar wird. Vor der Fürsorge kommt die Vorsorge. Das betrifft vor allem auch das Krisen- und Katastrophenmanagement. In dieser Ausgabe möchten wir Ihnen einen Blick hinter die Kulissen gewähren. Denn die Anforderungen haben sich gewaltig geändert. Der Samariterbund Wien hat es dank seiner vielen ehren- und hauptamtlichen Mitarbeiter:innen und mit der Unterstützung der Spender:innen und Firmenunterstützungen in den letzten Jahren immer wieder geschafft, multiple Krisen zu bewältigen. Gelungen ist das nur, weil alle bereit waren und sind, die eigene Arbeitsweise und auch die Strukturen an veränderte Umwelt- und Rahmenbedingungen fortlaufend anzupassen. Der technologische Fortschritt ist auch im Rettungsdienst und in der Katastrophenhilfe enorm, weshalb es uns freut, Ihnen einige Innovationen zu zei- gen, die garantieren, dass wir Menschen in einer Krise schnell und unbürokratisch helfen können. Ihr Oliver Löhlein Geschäftsführer Samariterbund Wien Fotos: Samariterbund /C. Lipinsky IMPRESSUM UND OFFENLEGUNG Herausgeber: Arbeiter-Samariter-Bund Österreichs, Landesverband Wien, 1150 Wien, Pillergasse 24, Vereinsbehörde: Landespolizeidirektion Wien, ZVR-Zahl: 075978542, UID- Nummer: ATU 520 20 904. Medieninhaber/Hersteller: Arbeiter-Samariter-Bund Österreichs, Landesverband Wien, 1150 Wien, Pillergasse 24. Redaktion: Arbeiter-Samariter-Bund Österreichs, 1150 Wien, Hollergasse 2–6, Mag. a Susanne Kritzer, Georg Biron, Ass. iur. Michael Brommer, Dorothee Huber MA , Peter Kalcic BA MAS, Ing. Michael Lichtblau-Früh, Christoph Lipinsky, Mag. a Anja Schmidt, Franziska Springer, Florian Schwenkkrauss MA, Markus Tadros, Mag.a Martina Vitek-Neumayer, Mag. (FH) Georg Widerin, Moritz Rauth BSc, Bertram Gross; Coverfoto: C.Lipinsky; Druckerei: Leykam Druck GmbH, Bickfordstraße 2, A-7201 Neudörfl. Herstellungsort: Wien. Blattlinie: Berichte über die Tätigkeit des Arbeiter-Samariter-Bundes, Landesverband Wien. Namentlich gekennzeichnete Beiträge und Gastkommentare müssen nicht mit der Meinung des Herausgebers übereinstimmen. Entgeltliche Einschaltungen werden mit „entgeltliche Einschaltung“ oder „bezahlte Anzeige“ gekennzeichnet. DATENSCHUTZINFORMATION: Der Arbeiter-Samariter-Bund Österreichs, Landesverband Wien verarbeitet personenbezogene Daten von Mitgliedern, Kunden, Klienten und Spendern zur Erfüllung des jeweiligen Zwecks, für den der Arbeiter-Samariter-Bund Österreichs, Landesverband Wien sowie die verbundenen Unternehmen Samariterbund Wien Rettung und Soziale Dienste gGmbH, Arbeiter-Samariter-Bund Wien Gesundheits- und Soziale Dienste gGmbH und Arbeiter-Samariter-Bund Wien Wohnen und Soziale Dienstleistungen gGmbH die Daten erhoben haben. Näheres finden Sie unter www.samariterbund.net/datenschutz. Der Arbeiter-Samariter-Bund Österreichs, Landesverband Wien verarbeitet darüber hinaus die Kontaktinformationen sämtlicher Personenkontakte zum Zwecke der Zusendung dieses Magazins. Die Verarbeitung erfolgt auf Grundlage des berechtigten Interesses, über das eigene Lieferungs- und Leistungsspektrum zu informieren. Die Daten werden nur solange gespeichert, als zur Erfüllung dieses Zwecks erforderlich ist. Der von der Verarbeitung Betroffene hat das Recht auf Auskunft über die gespeicherten Daten gemäß Art 15 DSGVO, auf Berichtigung unzutreffender Daten gemäß Art 16 DSGVO, auf Löschung der Daten gemäß Art 17 DSGVO, auf Einschränkung der Verarbeitung von Daten gemäß Art 18 DSGVO, auf Widerspruch gegen die unzumutbare Datenverarbeitung gemäß Art 21 DSGVO sowie auf Datenübertragbarkeit gemäß Art 20 DSGVO. Der Betroffene hat das Recht sich bei der Aufsichtsbehörde zu beschweren – zuständig ist in Österreich die Datenschutzbehörde. 3_EDITORIALLiebe Leserinnen! Liebe Leser! Wir leben in unsicheren Zeiten: Fake News, der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine, der Nahostkonflikt, steigende Preise, COVID-19 und nicht zuletzt die Klimakrise. Sicherheits- relevante Themen gewinnen immer mehr an Bedeutung. Das erleben auch wir vom Samari- terbund Wien und sind uns unserer großen Verantwortung für die Unter- stützung bei der Krisen- und Katas- trophenbewältigung bewusst. Doch unsere Aufgabe besteht nicht allein darin, materiell bestens vorbereitet und ausgestattet zu sein. Ich sehe unsere Aufgabe auch darin, dass wir die Resilienz unserer Gesellschaft stärken. Dass wir uns als Gemein- schaft nicht auseinanderdividieren und spalten lassen. Dass wir nicht auf jene hören, die die Demokratie und Stabilität in unserem Land gefährden und Neid gegenüber Menschen schü- ren, die auf staatliche Unterstützung angewiesen sind. Das Gemeinwohl und der Zusammen- halt in unserer Gesellschaft müssen gerade in Krisenzeiten aufrechterhal- ten bleiben. In diesem Sinne bitte ich Sie: Leben Sie unser Motto „Helfen wir gemeinsam“. Ihre Dr. Susanne Drapalik „Déjà-vu“ Alex fährt auf der Busspur zügig mit Blaulicht und Signalhorn rechts an der stehenden Kolonne vorbei. Bis es unvermittelt kracht: Ein Lenker hört die Sirene spät und weicht reflexartig nach rechts aus – mitten hinein in das Rettungsauto neben ihm. J etzt ist also schon wieder was passiert. Könnte man sagen. Aber passiert ist eigentlich gar nichts. „Wie Menschen in Stresssituationen reagieren könnten, im Konjunktiv, genau dafür müssen wir unsere Einsatzfahrer:innen sensibilisie- ren“, sagt Roland Zwingraf. „Un- konventionelle Manöver anderer Verkehrsteilnehmer stehen ganz einfach an der Tagesordnung. Wir trainieren unsere Kolleginnen und Kollegen deshalb jetzt verstärkt im Erkennen diverser Gefahrenpoten- tiale bei Blaulichtfahrten.“ Aller- dings ohne die tatsächliche Gefahr eines Unfalls. Denn Alex sitzt im neuen Blaulichsimulator, um sich für genau solche Situationen zu wappnen. Mitte Jänner präsentierte der Sama- riterbund den neuen Fahrsimulator vor zahlreichen interessierten Me- dienvertreter:innen. Das Einsatz- fahrtentraining unterstützt künftig die Aus- und Weiterbildung, für noch mehr Sicherheit im Rettungs- und Krankentransport. Das betrifft hauptamtliche wie auch ehrenamtliche Lenker:innen in Wien – also mehr als 1.500 Mitarbeiter:innen, die jährlich am Simulator trainieren werden. Der Fahrsimulator ist in einem mobilen Anhänger verbaut, was eine flexible Nutzung ermöglicht. Mehrere Displays stellen für die Trainierenden die Fahr- umgebung, die Seitenspiegel und die Instrumentenanzeige dar. Der Simu- lationsaufbau lässt sich dabei mittels Modulsystem beliebig gestalten, von unterschiedlichsten innerstädtischen Gefahrenpotentialen, die beliebig anei- nandergereiht werden können, bis hin zu diversen Freiland- und Autobahn- Szenarien. Sicher sicherer Die innovative Lösung schafft für Einsatzfahrer:innen die Möglichkeit, gefährliche Situationen bei Einsatz- fahrten realitätsnah zu trainieren. Die Ausbildung im Fahrsimulator konzen- triert sich weniger auf die Simulation der Fahrdynamik als vielmehr auf das Verhalten der Einsatzfahrer:innen in kritischen Verkehrssituationen. KOLUMNE DER PRÄSIDENTIN Dr. Susanne Drapalik, Präsidentin des Samariterbund Wiens 4_REPORTDie Wiener Städtische Versicherung unterstützt dieses wegweisende Projekt als Versicherungspartner. Das unterstreicht die Bedeutung für mehr Sicherheit im Wiener Straßenverkehr. „Der Blaulichtsimulator hat sich inter- national als probates Mittel erwiesen, die Verkehrssicherheit zu erhöhen und Jahre um beinahe 70 Prozent sank. Geschäftsführer Oliver Löhlein erklärt: „Wir sehen in dieser modernen Trai- ningsmethode nicht nur einen Beitrag zur Sicherheit der eigenen Einsatzkräf- te, sondern auch eine Verantwortung gegenüber sämtlichen Teilnehmer:in- nen im Straßenverkehr.“ Mit dem Einsatz des Fahrsimulators setzt der Samariterbund Wien ein klares Signal für eine moderne und praxisnahe Aus- und Weiterbildung seiner Einsatzkräfte. Diese Investition in die Sicherheit trägt dazu bei, auch in Zukunft bestens für die Heraus- forderungen im Rettungs- und Kran- kentransport gerüstet zu sein. Bereits in den kommenden Wochen wird der Simulator nach einer ersten Testphase regelmäßig im Einsatz sein. Bertram Gross damit die Häufigkeit von Unfällen im Einsatz zu senken. Daher ist die Wiener Städtische stolz, als langjährige Koope- rationspartnerin und Unterstützerin des Samariterbundes beim allerersten Blaulichtsimulator in Wien mit an Bord zu sein“, sagt Wiener-Städtische-Vor- standsdirektorin Doris Wendler. Fehleranalyse Ein wesentlicher Aspekt des Trainings sind die verschiedenen Schwierigkeits- stufen, die von Anfänger:innen bis zu routinierten Einsatzfahrer:innen reichen. Das ermöglicht ein zielorien- tiertes Fahrsimulationstraining. Kern der Arbeit mit dem Simulator ist dann die Nachbesprechung im Anschluss mit den Fahrtrainer:innen — um einen nachhaltigen Trainingserfolg zu er- zielen. Eckhart Müller, Vertrieb und Trainer von SIFAT Roadsafety: „Der Simulator bedeutet die Möglichkeit, stressige Fahrten von Blaulichteinsät- zen zu üben, noch mehr Routine darin zu gewinnen und so noch sicherer am Einsatzort anzukommen. Fahrsimu- latoren von SIFAT Roadsafety sind deshalb heute bereits bei zahlreichen Rettungsorganisationen in Deutsch- land sowie bei der Polizei und Feuer- wehr im Einsatz.“ So hat etwa ein Pilotprojekt im bay- rischen Regensburg gezeigt, dass die Zahl der Schäden innerhalb nur zweier „Wir investieren mit der Anschaffung dieses Blaulichtsimulators in die Sicherheit unserer Patient:innen und gleichzeitig auch in jene unserer haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter:innen.“ Susanne Drapalik, Präsidentin Samariterbund Wien Fotos: Samariterbund / C.Lipinsky Sitz und Cockpit sind einem Mercedes Sprinter nachempfunden. Auf drei Displays wird die Fahrumgebung dargestellt – inklusive Seitenspiegel. Überwältigendes Medieninteresse. Mitte Jänner wurde der Blaulichtsimulator präsentiert. Mit dabei: Oliver Löhlein (Geschäftsführer des Samariterbund Wiens), Doris Wendler (Vorstandsdirektorin Wiener Städtische) und Eckhart Müller (rechts, Hersteller SIFAT Roadsafety). 5_REPORTFür Krisen gewappnet WIEN: Der Samariterbund Wien hat ein Grundstück erworben. Was ist dort geplant? Alexander Prischl: Wir haben in den letzten zehn Jahren sehr intensiv nach einem geeigneten Grundstück gesucht und sind nun fündig geworden. Wir haben nach einer freien Örtlichkeit gesucht, die mit den verschiedenen Einsatzfahrzeugen der Katastrophen- hilfe gut und schnell erreichbar ist und gleichzeitig auch mit den öffentlichen Extremereignisse, Krisen und Katastrophen haben in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen und die Anforderungen an den Samariterbund Wien stark verändert. Um dieser dynamischen Entwicklung gerecht zu werden, und auf künftige Krisen noch besser vorbereitet zu sein, wird im Norden Wiens ein großes Bauprojekt geplant: ein Krisen-und Katastrophenschutzzentrum . Verkehrsmitteln von unseren Ehren- amtlichen gut erreicht werden kann. Geplant ist ein Zentrum, das viele wichtige Bereiche vereint. Das sind die Katastrophenhilfe samt Logistik und Lagerung, die Rettungshunde- staffeln und ein Teil der Schulung und des Fuhrparks mit Einsatzfahrzeugen aller Art – vom LKW mit Ladekran bis zur Motorradstaffel, von Rettungs- und Krankenwagen bis zu Quads und Segways. Auch das Arbeitsmedizini- sche Zentrum und das Sicherheitsme- dizinische Zentrum werden in diesem Gebäude untergebracht sein. Weiters wird es einen Rettungsstützpunkt geben, Büros, eine Großküche mit Ge- frier- und Kühlmöglichkeiten und der Kapazität, für bis zu 20.000 Personen täglich zu kochen. Kurz: Ein kom- plettes Krisen- und Katastrophen- schutzzentrum, das die Resilienz der Organisation stärkt und die Sicherheit in Wien noch weiter erhöht. Warum wird ein Krisen- und Katas- trophenschutzzentrum geplant? Wir haben in den vergangenen Jahren zahlreiche Extremereignisse und Krisen durchlebt, die alle gezeigt ha- ben, dass sich die Anforderungen an den Samariterbund Wien gravierend verändert haben und immer größer werden. Etwa der Ukraine-Krieg, die Corona-Pandemie, der Terror-An- schlag 2020 in Wien, die Flüchtlings- thematik 2015 oder das Hochwasser in Bosnien 2014. Wir haben als Organi- Fotos: Samariterbund / C.Lipinsky 6_REPORTsation in vielen Krisen unterstützt und zahlreiche Großdienste absolviert. Wir haben viel Erfahrung dabei gesammelt und daraus gelernt – zum Beispiel, dass die Lagerhaltung von früher nicht mehr zeitgemäß ist. Die Pandemie hat uns gelehrt, wie schnell Schutzhandschuhe, Desinfektionsmittel und Masken zur Mangelware werden können. Auch die Lieferketten waren unterbrochen und benötigte Ware – auch im Bereich der Autoindustrie — stockte. Oder während der Flüchtlingsbewegungen 2015 wur- den plötzlich Feldbetten rar. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass es eine gewisse Basisausrüstung braucht, eine Bevorratung an Material, damit wir als Einsatzorganisation eine bestimmte Zeit autark arbeiten können. Zudem müssen wir als kritische Infra- struktur selbst im Falle von Blackout- Szenarien einsatzfähig bleiben. Das bedarf einer gewissen Vorbereitung – Stichwort Notstromaggregate, die na- türlich Platz benötigen und Menschen, die sie bedienen und warten können. Unsere Strukturen im Krisenmanage- ment stellen wir daher auf neue Beine. Die künftigen Herausforderungen wer- den mit Sicherheit nicht kleiner – wenn man etwa an die Klimakrise und ihre Auswirkungen denkt. Wann soll das Zentrum in Betrieb gehen? Vieles ist noch in Planung. Der Spaten- stich ist für 2026 geplant, die Fertig- stellung des Baus wird dann noch einige Jahre dauern. Welche Rolle spielt das Thema Nach- haltigkeit beim geplanten Krisen- und Katastrophenschutzzentrum? Das Thema Nachhaltigkeit spielt eine bedeutende Rolle beim in der Planung befindlichen Gebäude. Das Zentrum strebt an, nachhaltige Praktiken in ver- schiedenen Aspekten seines Betriebs zu integrieren. Dies umfasst die Nutzung umweltfreundlicher Technologien und Baumaterialien, Energieeffizienz und die Reduzierung des ökologischen Fußabdrucks. Für Hundetrainings der Rettungshundestaffel ist eine 500 Qua- dratmeter große Grünfläche zum Üben vorgesehen. Zusammenfassend spielt die Energieautarkie eine zentrale Rolle in der Planung und Umsetzung unseres Krisen- und Katastrophenschutzzen- trums, indem ökologische und soziale Aspekte gleichermaßen berücksichtigt werden. Es wurden das Lagezentrum und das Logistikzentrum bereits angespro- chen. Wie kann man sich die beiden Bereiche künftig vorstellen? Im Logistikzentrum ist eine moderne Materialverwaltung und -lagerung mit automatischer Lagerstandsbewegung geplant. Man kann zum Beispiel die gesamte Materialkontrolle eines Autos mithilfe eines Handscans vornehmen und erfährt so, was fehlt oder welche Medikamente abgelaufen sind und nachbestellt werden müssen. Viele dieser zeitgemäßen Neuerungen sind eingeplant. Das Lagezentrum wird Räumlichkei- ten für Krisenstäbe und Großeinsätze haben. Es wird ein autarker Bereich sein, der mit Versorgung und Ver- pflegung, entsprechender technischer Ausstattung, Satellitentelefon und eigenem Notstrom ausgestattet wird. Auch außerhalb von Krisen – etwa bei Großdiensten wie dem Donauinsel- fest – wird es genützt werden und für Trainings zur Verfügung stehen. Das Krisen- und Katastrophen- schutzzentrum ist eine große soziale Vorleistung für die Allgemeinheit in Krisenfällen … Es ist eine Absicherung für die ganze Stadt! Wir leisten damit einen großen Beitrag zur Arbeit unserer befreun- deten Organisationen im Bereich der Sicherheit und des Schutzes der Wiener Bevölkerung. Was bedeutet die Planung des Zen- trums für dich als Landesrettungs- kommandant? Es macht mich stolz, wie sich der Landesverband und der Bereich der Katastrophenhilfe entwickelt haben. Aber es macht auch nachdenklich, dass es die Notwendigkeit gibt, sich auf so vielfältige Krisen vorzubereiten. Der Bau ist eine große Herausforderung für die Organisation. Ich bin ein bisschen demütig vor der Größe des Projekts. Das ist das größte Bauprojekt in der Geschichte des Samariterbundes. Susanne Kritzer „Ein komplettes Krisen- und Katastrophenschutzzentrum, das die Resilienz der Organisation stärkt und die Sicherheit in Wien noch weiter erhöht. Es ist eine Absicherung für die ganze Stadt!“ „Ich freue mich auf den Stützpunkt für unsere Hilfseinheiten, die für die Unterstützung bei der Krisen- und Katastrophen- bewältigung essenziell sind.“ Klaus Formanek Landesrettungskommandant Stellvertreter tos: Samariterbund / C.Lipinsky Alexander Prischl, Landesrettungskommandant _REPORT7pflege. All das muss trotz widrigster Umstände weiterhin funktionieren“, so Gstaltmeyr. Risikomanagement Beim Risikomanagement werden die unterschiedlichsten Szenarien, wie etwa ein Stromausfall, erfasst und die entsprechenden Eintrittswahrschein- lichkeiten sowie Auswirkungen unter- sucht. In einem weiteren Schritt werden Vorsichtsmaßnahmen erarbeitet und eingeführt. Zudem wird die Wirksam- keit dieser Maßnahmen regelmäßig überprüft. „Das ist für uns als Blau- lichtorganisation und soziales Unter- nehmen von enormer Bedeutung. Und da braucht es natürlich die Zusammen- arbeit aller unterschiedlichen Bereiche. Nur so kann ich gewährleisten, dass ich auch im Krisenfall die Leistungen Krisen- und Risikomanagement sind wesentliche Säulen der Resilienz. Das gilt vor allem für eine Blaulicht-Organisation wie den Samariterbund. Nun wurde eine eigene Abteilung zur Stärkung der Leistungsfähigkeit in Krisensituationen geschaffen. J ohannes Gstaltmeyr leitet die neue Abteilung für Krisen- und Risikomanagement. Mehr noch, er baut sie gerade auf und entwickelt sie weiter. Seine ruhige, reflektierte Art ist eine wesentliche Grundlage für diesen Job. Denn bei einem Notfall-Szenario können in mehrerlei Hinsicht schnell die Siche- rungen durchbrennen. „Die Ereignisse der letzten Jahre, aber auch die Prog- nosen für die kommenden zeigen, dass wir lernen müssen, mit Krisen aller Art umzugehen“, betont Gstaltmeyr. Er denke da an die weltweite Covid- Pandemie, aber auch an den Krieg in der Ukraine oder den Klimawandel mit seinen weitreichenden Folgen. „Unse- re Gesellschaft ist gewachsen und dabei auch sehr komplex geworden. Es geht darum, mögliche Gefahren zu erkennen und sich bestmöglich Arbeiten nach dem Schweizer Käse-Modell Download Blackout-Folder darauf vorzubereiten. Und das alles beginnt meist mit einem Gedanken- experiment: Was könnte passieren, was könnte uns treffen? Und mit uns meine ich in erster Linie den Samari- terbund Wien als kritische Infrastruk- tur.“ Infolgedessen ist es wichtig, wie man sich mit dem Katastrophenschutz und den einzelnen Abteilungen ab- stimmt. „Wir müssen diese Gedanken- experimente immer zweigleisig fahren. Was können wir tun, um uns selbst zu helfen, und wie können wir bestmög- lich nach außen helfen.“ Der Samariterbund hat hier eine hohe Verantwortung und Verpflichtung, sich auf mögliche Szenarien bestmög- lich vorzubereiten. „Das betrifft die verschiedensten Bereiche: Da sind natürlich der KHD-Bereich, aber auch die Sozialmärkte, die Betreuungsein- richtungen oder die mobile Kranken- Fotos: Samariterbund / C.Lipinsky; istock 8_SERVICEerbringe“, führt Gstaltmeyr aus. Diese neue Abteilung soll die bereits gesam- melten Expertisen des Samariterbund Wiens aus den vergangenen Jahren evaluieren, zusammenfassen und ge- gebenenfalls adaptieren und verbes- sern. Zudem ist sie eine Informations- Schnittstelle für alle anderen Bereiche. „Wir versuchen hier das Fachwissen aus allen Bereichen zusammenzubringen.“ Notfallpläne üben Zudem wird der Austausch mit ex- ternen Fachleuten intensiviert. „Ein Blick von außen kann mitunter sehr hilfreich sein“, ergänzt Gstaltmeyr. Er unterstützt und begleitet jede Abtei- lung bei der Erstellung von diversen Notfallplänen und Vorbereitungen für einen Ernstfall. Und dann geht es auch darum, diese Pläne regelmäßig zu üben. „Wir arbeiten nach dem Schwei- zer Käse-Modell: Es passiert irgendwo ein Fehler und dieser kann eine große Auswirkung haben. Im Risikoma- nagement machen wir nichts anderes als verschiedene Käsescheiben über- einander zu legen. Diese sind unsere Sicherheitsbarrieren. Durch die Löcher im Käse können ein Fehler oder das Risiko virulent werden, aber je mehr Scheiben wir übereinanderlegen, desto wahrscheinlicher ist es, dass dieses Risiko nicht mehr durch die Löcher im Käse dringt.“ Trotz aller Vorbereitun- gen wird ein Restrisiko immer bleiben, egal wie gut man sich auf ein Szena- rio vorbereitet. Generell agiert der Samariterbund bei all diesen Fragen in enger Abstimmung mit der Stadt Wien. „Wir sind da als kritische Infrastruktur natürlich in einer besonderen Position. Und dessen sind wir uns auch bewusst“, ergänzt Gstaltmeyr. Blackout „Stell dir vor, es geht das Licht aus“ – singen Paul Hörbiger und Maria Andergast in einem Schlager aus den 50er Jahren. Was in dem Lied als ro- mantischer Moment beschrieben wird, könnte zu einer der größten Heraus- forderungen für uns alle werden. Unser moderner Lebensstil ist seit Jahren massiv von der Ressource Strom abhän- gig. Wir arbeiten tagtäglich mehrere Stunden am Computer, und die meisten können sich ein Leben ohne Internet nicht vorstellen. Aber was tun, wenn der Strom nicht mehr aus der Steckdose kommt? „Wir müssen sogar noch wei- terdenken: Was fällt alles im Hinter- grund aus? Funktioniert die Pumpe, die uns frisches Wasser in die Wohnung bringt? Funktioniert die Ampel an der vielbefahrenen Kreuzung? Kann die U-Bahn überhaupt noch fahren? Alltägliche Dinge werden mit einem Schlag sehr kompliziert“, so Gstaltmeyr. „Generell gehen wir bei diesen Modellen immer vom Worst-Case-Szenario aus.“ Anhand dieser Modelle werden dann Übungen durchgeführt, die den Ernstfall simulieren sollen. So können im Vorfeld mögliche Fehlerquellen minimiert werden. „Deshalb führen wir auch regelmäßig Übungen durch. Ich denke da an einen Notstrom-Test hin- sichtlich der Kommunikation. Da ist es für uns enorm wichtig, dass das strom- abgesicherte Back-Up funktioniert und jederzeit einsatzbereit ist.“ Auch jede Privatperson kann sich auf so einen Fall vorbereiten. Die Helfer Wiens bieten hier themenübergreifen- de Informationen an, wie sich jede/r Einzelne darauf vorbereiten kann: „Das bleibt auch in der Verantwortung von jedem Individuum, da der Staat nur bis zu einem gewissen Punkt vorsorgen kann. In so einem Fall ist es wichtig, sich eine Checkliste anzulegen, was ich bei einem Blackout alles brauchen könnte“, betont Gstaltmeyr. Georg Widerin Johannes Gstaltmeyr Leiter Abteilung für Krisen- und Risikomanagement Blackout-Notfallkoffer mit Lampe und Kurbelradio Sollte in jedem Haushalt sein: eine solarunterstützte Dynamo-Lampe BLACKOUT CHECKLISTE Die wichtigsten Punkte: Lebensmittel/Getränke (f. 14 Tage) Gesundheitsvorsorge, Medikamente Körperpflege- und Hygieneprodukte Dokumentenmappe Spezielles für den Stromausfall, Batterien, Kurbelradio, Reserve-Akkus Infos über Standort der nächsten Einsatz- und Sicherheitskräfte tos: Samariterbund / C.Lipinsky; istock 9Next >