Die im Zuge der geplatzten Koalitionsverhandlungen zwischen FPÖ und ÖVP durchgesickerten Ideen zur Verschärfung der Zivildienst-Bedingungen haben beim Samariterbund die Alarmglocken schrillen lassen. Besonders die angedachte Wiederbelebung der berüchtigten Gewissensprüfung sorgt bei der Rettungsorganisation für kollektives Kopfschütteln. Der Samariterbund richtet einen dringenden Appell an die neuen Koalitionsverhandler:innen und künftigen Regierungsparteien, diese destruktiven Retro-Vorschläge schnell wieder ad acta zu legen.
„Die kolportierten Pläne atmen den Geist der 1970er-Jahre und stammen aus einer Zeit, in der junge Männer, die den Wehrdienst verweigerten, gesellschaftlich ausgegrenzt wurden. Anstatt den Zivildienst als wertvollen Beitrag zur Gesellschaft zu stärken, setzt man auf ideologisch geprägte Hürden, um ihn möglichst unattraktiv zu machen. Das ist nicht nur absurd, sondern auch gefährlich“, erklärt Reinhard Hundsmüller, Bundesgeschäftsführer des Samariterbundes.
Versorgungssicherheit in Gefahr
Der Zivildienst ist eine tragende Säule des Rettungs-, Gesundheits- und Sozialwesens in Österreich. Zusätzliche Hürden oder Einschränkungen würden die Attraktivität des Zivildienstes weiter verringern – mit gravierenden Folgen für die Versorgungssicherheit der Bevölkerung. „Statt Abschreckung brauchen wir Anreize“, bringt es Hundsmüller auf den Punkt.
Flexi-Modell: Freiwillige Verlängerung als zukunftsweisende Lösung
Anstelle von Zwang und überholten Strukturen fordert der Samariterbund intelligente und moderne Konzepte. Eine freiwillige Verlängerung des Zivildienstes um drei bis sechs Monate – angepasst an die Bedürfnisse der Organisationen und die individuellen Lebenspläne der Zivildiener – wäre eine zeitgemäße Alternative.
Schon in der Vergangenheit gab es die Möglichkeit, den Zivildienst freiwillig um bis zu drei Monate zu verlängern, doch diese Regelung wurde 2011 abgeschafft. Dieses bewährte Modell sollte nun wieder aufgegriffen und um eine flexible Laufzeit von drei bis sechs Monaten erweitert werden. „Freiwilligkeit und Flexibilität stärken den Zivildienst nachhaltig. Junge Männer könnten so die Zeit bis zum Studienbeginn oder den Wiedereinstieg ins Berufsleben nach ihrer Ausbildung sinnvoll nutzen, während die Organisationen ihre Einsatzplanung bedarfsgerecht gestalten könnten“, betont Hundsmüller.
Appell an die künftige Bundesregierung
Der Samariterbund fordert die künftige Bundesregierung auf, sich zu einem modernen und zukunftsfähigen Zivildienst zu bekennen. „Zivildiener sind kein Selbstzweck der Organisationen, sondern essenziell für die Gesundheitsversorgung der Österreicherinnen und Österreicher. Daher brauchen wir einen Zivildienst, der junge Männer nicht schikaniert, sondern fördert. Alles andere gefährdet die soziale und gesundheitliche Sicherheit in Österreich“, so Hundsmüller abschließend.