< PreviousI m Ausbildungszentrum des Samariterbund Wiens nahmen 2022 12.637 Personen an internen und externen Schulungen teil. Erstklassige Kurse, Workshops und Trainings werden für Privatper- sonen, Schüler:innen sowie haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiter:innen angeboten und abgehalten. Die Kurse für Rettungssanitäter:innen sind kompakt, Praxisnähe sehr wichtig. Für die breite Bevölkerung gibt es Führerscheinkur- se, Kurse zum Thema Notfälle im Kindesalter oder Betriebs- ersthelfer-Ausbildungen. SchulungPSY+ Fachtag 2022 B ei herrlichem Sommerwetter hatten sich ein Wochenende lang einige unserer Sanitäter:innen in einem der neuen Lehrsäle unseres Ausbildungszentrums eingefunden. Und das aus gutem Grund: Der PSY+ Fachtag für psychosoziale und psychiatrische Themen im Rettungsdienst lockte mit vielen spannenden Vorträgen und lauter tollen Vortragenden. Am PSY+ Tag als Vortragende mit dabei waren: Eg- mont Weber, Helmut Niessner, Georg Kainrath, Monika Thalhammer und Christiane Wadas sowie die externen Expert:innen Prof. Dr. Christoph Redelsteiner, Prof. Dr. Klaus Hellwagner, Wolfgang Haydn und Maximilian Hempt. Und auch unsere Präsidentin und Chefärztin Dr. Su- sanne Drapalik und unser Geschäftsführer Mag. Oliver Löhlein hatten es sich nicht nehmen lassen das inter- essierte Publikum zu begrüßen und ein paar Worte zu sprechen. 4242Unterstützer in schweren Zeiten Der Psychotherapeut, Rettungssa- nitäter und diplomierte Gesund- heits- und Krankenpfleger Egmont Weber steht Samariter:innen bei psychosozialen Fragen zur Seite. A lle im Samariterbund engagierten Menschen möchten vor allem eines: helfen. Doch was ist, wenn sie selbst Hilfe brauchen? Wenn sie im Dienst verstörende Situationen erlebt haben? Oder wegen ihres übergroßen Einsatzes ausgebrannt sind? Dann steht Egmont Weber mit seinem Team bereit. Er hat nicht nur eine psychotherapeutische Ausbildung, sondern ist auch Rettungssanitäter sowie diplomierter Gesundheits- und Krankenpfleger. Er kennt, wovon er hört, aus demselben Blickwinkel wie diejenigen, die zu ihm kommen. Weber ist für die meisten psychosozialen Belange innerhalb des Ausbildungszentrums Samari- terbund Wien zuständig. Kostenlose Betreuung in Kleingruppen Den vielen hundert ehrenamtlichen Sanitäter:innen bietet er eine außergewöhnliche Unterstützung an: In Kleingruppen bis zu acht Personen sprechen die Teilnehmer:innen über all das, was ihnen auf dem Her- zen lastet. Das können aggressive Patient:innen oder verletzende Kommunikation im eigenen Team ebenso sein wie ein bis zur Selbstvernachlässigung führendes eigenes Über-Engagement. Die Sitzungen sind kosten- los. Ergänzend dazu hält der Samariterbund zahlrei- che Fortbildungen und eine bereichsübergreifende Burn-Out- Prävention ab. „Damit sind wir Vorreiter in Österreich“, freut sich Weber. Die Nachfrage ist groß, entsprechend wird das Angebot des Wiener Ausbildungszentrums stetig ausgebaut. Darüber hinaus veranstaltet der Samariterbund den psychosozialen und psychiatrischen Fachtag PSY +, an dem namhafte Gastreferent:innen aus Verwaltung, universitärer Lehre und Praxis über spezielle rettungs- dienstliche Herausforderungen dozieren. Weber bietet zudem Kurse für und mit der Wohnungslosen- und Flüchtlingshilfe an. Auch hier geht es primär um Ag- gression von Klient:innen, die beispielsweise sucht- krank oder – durch Gewalterfahrungen – traumatisiert und deswegen besonders angespannt sind. Den Helfenden zu helfen, ihnen all die Elemente aus dem umfangreichen psychosozialen Interventionsport- folio anzubieten, ist Egmont Weber eine Herzensan- gelegenheit. Denn er weiß, dass durch seine Beratung der Mitarbeiter:innen nicht allein deren Zufriedenheit steigt. Sondern sich die Samariter:innen deshalb (wieder) bestmöglich für Menschen in Not einsetzen können. Ausgebrannt, unzufrieden, traumatisiert: In Gruppensit- zungen können die Betroffenen über ihre Belastungen sprechen. 4343D ie Lerneinrichtung LernLEO in Wien Leo- poldstadt bietet seit 2013 Kindern zwischen sechs und 14 Jahren kostenlose Unterstüt- zung beim Hausaufgabenmachen und Lernen sowie sinnvolle kostenlose Freizeitbeschäftigung. Das LernLEO Raffaelgasse betreut Volksschüler:innen, jenes in der Pöchlarnstraße Schüler:innen aus den umliegen- den Mittelschulen, in der Großen Stadtgutgasse wird nicht unterschieden. Pro Standort gibt es 40 Plätze. Insgesamt konnten im vergangenen Jahr 120 Kinder nachhaltig vom Samariterbund Wien gefördert werden. Das LernLEO ist auch angesichts der großen Schwierigkeiten, die sich nach den coronabedingten Schulschließungen und der Heraus- forderungen des Homeschoolings vor allem für Kinder und Jugendliche aus sozial benachteiligten Familien gestellt haben, ein wichtiger Lichtblick. LernLEODie kostenlose Lernunterstützung wird mitt- lerweile an drei Standorten in Wien angebo- ten. E rst ein paar Wochen drückten die Wiener Kids wieder die Schulbank, da herrschte auch in denLernLEOs, den kostenlosen Lerneinrich- tungen des Samariterbundes Wien, wieder reges Trei- ben. „Der Schulanfang ist traditionell davon geprägt, die neuen Kinder bei uns willkommen zu heißen“, erzählte PiaCamus in einem Gespräch mitsam.Die Samariterin hat im Herbst 2022 die Leitung der Lern- LEOsübernommen und als langjährige Mitarbeiterin der Einrichtungweißsieganz genau, was den Zauber der ersten Schulwochen ausmacht:„All die gespann- ten Gesichter, die neugierigen Augen:Schulbeginn ist immer aufregend“, kam Camus ins Schwärmen. „Heuer freue ich mich aber ganz besonders darüber, dass es wieder losgeht – schließlich ist es das erste Mal, dass wir mit gleich drei LernLEO-Standorten in ein neues Schuljahr starten dürfen!“ 1 x Leopoldstadt, 2 x Brigittenau Ende 2021 gab es LernLEO-Nachwuchs! Zum Stamm- haus in der Leopoldstadt kamen gleich zwei weitere „Fi- lialen“ hinzu. Beide befinden sich im 20. Wiener Gemein- debezirk, in einem Stadtgebiet, in dem die Nachfrage nach niederschwelligen Lernangeboten sehr groß ist. „In der Raffaelgasse betreuen wir Volksschulkinder, in der Pöchlarnstraße kümmern wir uns um Schülerinnen und Schüler aus den umliegenden Mittelschulen“, erzählt Ca- mus. Pro Standort gibt es 40 Plätze. Gemeinsam mit dem ersten LernLEO in der Großen Stadtgutgasse (2. Bezirk) werden vom Samariterbund Wien somit jedes Schuljahr 120 Kinder nachhaltig und gratis gefördert. Man merkte Pia Camus beim Erzählen die ehrliche Freude über die Expansion an. Kostenlose Lernunterstützung ist heute schließlich wichtiger denn je! „Schülerinnen und Schüler aus sozial benachteiligten Familien haben unter den Begleiterscheinungen der COVID-19-Pandemie, wie Lockdowns und Distance Learning, stark gelitten. Wir sehen in unserer täglichen Arbeit, dass die Bildungs- schere in den letzten zweieinhalb Jahren noch weiter auseinander klafft. Aber wir sehen auch, was mit nieder- schwelliger und nachhaltiger Lernhilfe alles möglich ist.“ Die Erfahrung zeigt, dass sich LernLEO-Kids innerhalb eines einzigen Schuljahres um durchschnittlich eine Note verbessern. Für die Kinder ein großer Erfolg und ein wichtiger Ansporn für ihre weitere schulische Laufbahn. LernLEO ist auch im Sommer für die Kids da Apropos „Expansion“: Auch das Sommerprogramm der Samariterbund-Lerneinrichtung wurde 2022 ausgebaut. War das LernLEO bisher nur im Juli geöff- net, sorgten die Betreuer:innen dieses Mal für herr- liche Aktivitäten über die gesamten großen Ferien. Schauspiel-, Tanz- und Musikworkshops wurden dabei genauso angeboten wie Forscher- und Entdecker- Camps oder Ausflüge. Ein paar Lerneinheiten gab es zwischendurch zwar auch, aber Spaß und Erholung standen klar im Vordergrund. Das kunterbunte Pro- gramm war für die Kids übrigens komplett gratis! „Dass wir unseren Kindern Möglichkeiten wie diese kostenlos zu Verfügung stellen können, wird in den nächsten Monaten immer wichtiger werden.“ Damit sprach Camus die nächste große Herausforderung für ihre Schützlinge an: die herrschende Inflation. Armutsgefährdete Kinder brauchen uns jetzt! LernLEO-Kids kommen aus einkommensschwachen Familien und dort spürt man die steigenden Preise am stärksten. Wenn jeder Cent dreimal umgedreht werden muss, werden gesunde Ernährung oder Freizeitaktivi- täten schnell zum Luxus. „Zusatzangebote wie frisches Obst oder gemeinsame Ausflüge waren von Anfang an Teil der LernLEO-Philosophie. Jetzt, wo die vermeintli- chen Kleinigkeiten für viele Familien immer schwerer leistbar sind, sind diese Goodies besonders wertvoll“, war sich die LernLEO-Leiterin sicher. LernLEOs starten ins neue Schuljahr 4646Armut ist kein Spiel. Machen wir die Regeln neu. Fast jedes 5. Kind ist in Österreich armuts- und ausgrenzungsgefährdet. Bildung ist ein Weg aus der Armut. B illige Schulsachen, Bleistifte, die bei jedem Spitzen abbrechen, Radiergummis, die alles verschmieren, aber auch dünne Jacken bei Minusgraden und nasse Sommerschuhe im Winter – wenn Birgit Greifeneder, Leiterin Fachbereich Kinder, Jugend und Familie, von den Kindern in den LernLEOs und ihren Familien erzählt, dann kann man vielleicht ein stückweit erahnen, was es bedeutet, in einer von Armut betroffenen Familie aufzuwachsen. Es waren Geschichten über kalte Räumeund das feh- lende Geld für Geburtstags- und Weihnachtsgeschenke. Aber es waren auch Geschichten von Eltern, die alles für ihre Kinder tun, damit diese es einmal besser ha- ben.Der größte Wunsch der Eltern ist, dass ihre Kinder nicht in Armut leben müssen.„Und die Eltern wissen, dass Bildung ein Weg aus der Armut ist. Deshalb kommen ihre Kinder zu uns”, so Greifeneder. Geschich- ten von Kindern, die gerne ins LEO kommen und die davon träumen, einmal zu studieren oder Fußballer:in zu werden gehen den Betreuer:innen in den LernLEOs besonders ans Herz. Ihre Wünsche und Träume unter- scheiden sich nicht von denen anderer Kinder. Vieles ist aber für sie viel schwerer erreichbar. Fast 400.000 Kinder sind in Österreich armuts- und ausgrenzungsgefährdet. Das ist fast jedes fünfte Kind.Noch immer haben Kinder aus armutsgefähr- deten Familien eine deutlich schlechtere Chance auf einen guten Schulerfolg. Das darf und muss nicht so sein. „Bildung ist ein Weg aus der Armut“, so Greifeneder. „Und ein Grundstein für ein selbstbestimmtes Leben. Jede:r, der:die unsere Arbeit in den LEOs unterstützt, hilft dabei diesen zu legen. Jede Spende ist ein Beitrag für Chancengleichheit und eine bessere Zukunft. Armut ist kein Spiel, machen wir die Regeln neu.” Theaterworkshops in unseren LernLEOs Bühne frei – hieß es diesen Sommer in unseren drei LernLEOS. Denn dank einer großzügigen Spende des Lions Club Wien-Europa fanden gleich zwei Theater- workshops für unsere LEO-Kids statt. Unter dem Motto „Traumräume“ konnten die größeren Kinder vier Tage lang forschen und experimentieren – mit dem Körper, der Stimme, mit Ideen und Gedanken. Dabei gab es kein richtig oder falsch, sondern einfach nur unendlich viele Wege und Fragen zum Thema Träume. Der zweite Workshop fand im DSCHUNGEL WIEN Thea- terhaus für junges Publikum statt. Und die Mischung aus Theater, Spiel, Tanz und Musik hat den kleineren LernLEO-Kids sichtlich viel Spaß gemacht. Vielen Dank an den Lions Club Wien-Europa für die tolle Unterstützung. Mazars in Austria bei Spenden- übergabe im LernLEO Die Mitarbeiter:innen von Mazars in Austria hatten gaaanz viele Schultaschen und Schulmaterial gesam- melt und diese bei einem kleinen Get-Together symbo- lisch in unserem LernLEO in der Pöchlarnstraße über- geben. Mit vor Ort waren Geschäftsführer von Mazars in Austria Peter Wundsam und Marketing Managerin Sewan Mossessian-Takvorian sowie unsere Präsidentin Susanne Drapalik, Pia Camus und Birgit Greifenender vom LernLEO und unsere Marketingleiterin Julie Klein. Wir freuen uns sehr über die Kooperation mit Mazars in Austria, die uns bereits seit einiger Zeit unterstützen. Ein einzigartiger Mehrwert für die Mitarbeiter:innen des Unternehmens und den Samariterbund Wien. Das Motto lautet: Einen Tag frei für den guten Zweck – so können sich die Mitarbeiter:innen im Rahmen der Ma- zars Community Days ehrenamtlich in unseren SOMAs und LernLEOs engagieren. Vielen Dank für die großartige Unterstützung! Wir freuen uns sehr über die gute Zusammenarbeit und freuen uns über zukünftige Projekte, die wir gemein- sam umsetzen. Kurzmeldungen 4747D as Angebot des Samariterbund Wiens für wohnungs- lose und obdachlose Menschen reichte 2022 vom Übergangswohnhaus über sozial betreutes Wohnen und unbefristet leistbares Wohnen bis hin zur mobilen Wohnbetreuung und dem Internetcafé ZwischenSchritt – einem Raum für digitale Teilhabe. Verstärkt wurde auf günstigen Wohnraum, kom- biniert mit mobilen Betreuungsangeboten, gesetzt. Insgesamt gab es im vergangenen Jahr im Bereich der Wohnungslo- senhilfe des Samariterbund Wiens 244.284 Nächtigungen. Der Fonds Soziales Wien fördert das vielfältige Angebot des Samariterbund Wiens. WohnungslosenhilfeNext >