SERVICE_WUNSCHFAHRT Mehr Wunschfahrten dank neuem Standort West und zusätzlichem Auto. INTERN_WASSERRETTUNG Frauenpower: Erfolgreiche Rettungs schwimmerin Safia ElHadidi im Gespräch. REPORT_SAMLA UND SAMLA KIDS Voll im Trend: Nachhaltig shoppen in den Sozialmärkten des Samariterbundes. Das Magazin des ArbeiterSamariterBund Österreichs No. 1/APRIL 2023 www.samariterbund.net Österreichische Post AG – MZ 02Z034001M – Arbeiter-Samariter-Bund Österreichs Bundesverband, Hollergasse 2–6, 1150 Wien M a cht Wünsche w ahr Einige Fahrgäste durften wir auf Hochzeiten begleiten. Hier Herr Franz bei der Hochzeit seiner Enkeltochter. Frau Martha konnte noch einmal mit der Familie im Gasthaus essen. Mosawa, unser jüngster Fahrgast, zum ersten Mal in der Wohnung der Eltern. Eigenwerbung M a cht Wünsche w ahr Einige Fahrgäste durften wir auf Hochzeiten begleiten. Hier Herr Franz bei der Hochzeit seiner Enkeltochter. Frau Martha konnte noch einmal mit der Familie im Gasthaus essen. Mosawa, unser jüngster Fahrgast, zum ersten Mal in der Wohnung der Eltern. _SERVICE 18 „James“, das neue Notrufsystem Zufriedene Kund:innen berichten 28 Sam & Rita Lustiger Rätselspaß für Kinder 30 Gewinnspiel Spielen Sie mit und gewinnen Sie! Liebe Leserinnen und Leser W ir übernehmen Verantwortung. Unsere soziale Mission mitzutra- gen bedeutet, Hilfe von Mensch zu Mensch zu leisten, aktiv Zusam- menhalt zu schaffen und Solidarität auch im Alltag zu leben. Die furchtbare Erdbebenkatastrophe in der Türkei und in Syrien hat mehr als 55.000 Menschenleben gefordert. Die Überlebenden waren auf interna- tionale Hilfsdienste angewiesen. Der Samariterbund ist mit professionell geschulten Einsatzkräften und Suchhunden in die Türkei gereist und konnte Menschen lebend aus den Trümmern retten. Die Auslandskatast- rophenhilfe-Einheit „Samaritan Austria–Rapid Response Team“ (SA-RRT) ist durch regelmäßige Schulungen und praktische Übungen gut für den Ernstfall vorbereitet. Sie retten Verunglückte, spüren vermisste Personen auf, versorgen Ver- letzte und bringen dringend benötigte Hilfsgüter in Katastrophen- und Kriegsgebiete: Bitte unterstützen Sie dieses wichtige Engagement mit Ihrer Spende: Arbeiter-Samariter-Bund Österreichs IBAN: AT04 1200 0513 8891 4144 (BIC: BKAUATWW) Verwendungszweck: „ Katastrophenhilfe “ www.samariterbund.net/spende-katastrophenhilfe Aber auch in den alltäglichen Einsatzgebieten zwischen Rettungsdienst, Pflege, Sozialmärkten und Wunschfahrt ist auf unsere Samariterinnen und Samariter immer Verlass. Das können Sie an den spannenden Themen dieses Magazins gut erkennen. Ich wünsche bei der Lektüre viele informa- tive und unterhaltsame Einblicke in unsere Organisation. Reinhard Hundsmüller Bundessekretär und Bundesgeschäftsführer ArbeiterSamariterBund Österreichs IMPRESSUM UND OFFENLEGUNG: Herausgeber/Medieninhaber/Hersteller/Diensteanbieter: ArbeiterSamariterBund Österreichs Bundesverband, Hollergasse 2–6, 1150 Wien, Vereinsbehörde: Landespolizeidirektion Wien, ZVRZahl: 765397518, UIDNummer: ATU 16370406. www.samariterbund.net/impressum Redaktion: ArbeiterSamariterBund Österreichs, 1150 Wien, Hollergasse 2–6; Georg Biron, Ass. iur. Michael Brommer, Dorothee Huber MA , Peter Kalcic BA MAS, Mag. a Susanne Kritzer, Ing. Michael LichtblauFrüh, Christoph Lipinsky, Mag. a Anja Schmidt, Franziska Springer, Florian Schwenkkrauss MA, Markus Tadros, Mag. a Martina VitekNeumayer, Mag. (FH) Georg Widerin. Druckerei: Walstead Leykam Druck GmbH & Co KG, Bickfordstraße 21, A7201 Neudörfl. Verlags & Herstellungsort: Wien. Blattlinie: Berichte über die Tätigkeit des ArbeiterSamariterBund Österreichs. Namentlich gekennzeichnete Beiträge und Gastkommentare müssen nicht mit der Meinung des Herausgebers übereinstimmen. Entgeltliche Einschaltungen werden mit „entgeltliche Einschaltung“ oder „bezahlte Anzeige“ gekennzeichnet. DATENSCHUTZINFORMATION: Der ArbeiterSamariterBund Österreichs Bundesverband verarbeitet personenbezogene Daten von Mitgliedern, Kunden und Spendern zur Erfüllung des jeweiligen Zwecks, für den der ArbeiterSamariterBund Österreichs Bundesverband sowie das verbundene Unternehmen Samariterbund Österreich Rettung und Soziale Dienste gGmbH die Daten erhoben haben. Näheres finden Sie unter www.samariterbund.net/datenschutz. Der ArbeiterSamariterBund Österreichs Bundesverband verarbeitet darüber hinaus die Kontaktinformationen sämtlicher Personenkontakte zum Zwecke der Zusendung dieses Magazins. Die Verarbeitung erfolgt auf Grundlage des berechtigten Interesses, über das eigene Lieferungs und Leistungsspektrum zu informieren. Die Daten werden nur solange gespeichert, als zur Erfüllung dieses Zwecks erforderlich ist. Der von der Verarbeitung Betroffene hat das Recht auf Auskunft über die gespeicherten Daten gemäß Art 15 DSGVO, auf Berichtigung unzutreffender Daten gemäß Art 16 DSGVO, auf Löschung der Daten gemäß Art 17 DSGVO, auf Einschränkung der Verarbeitung von Daten gemäß Art 18 DSGVO, auf Widerspruch gegen die unzumutbare Datenverarbeitung gemäß Art 21 DSGVO sowie auf Datenübertragbarkeit gemäß Art 20 DSGVO. Der Betroffene hat das Recht sich bei der Aufsichtsbehörde zu beschweren – zuständig ist in Österreich die Datenschutzbehörde. _INTERN 9 Christian Kern im Vorstand Neuzugang bei Stiftung „Fürs Leben“ 22 Goldener Werbe-Amor Preis für #samaritergepflegtKampagne 23 Nicht stillgestanden Zivildiener Sami im Porträt _REPORT 4 Katastrophen-Einsatz in der Türkei „Wer rasch hilft, hilft doppelt“ 8 Erdbebenhilfe für Syrien Samariterbund hilft vor Ort 13 Happy End für " Hummel " Ausgesetzter Welpe wird Rettungshund 3 _EDITORIAL Fotos: Samariterbund (1) Coverbild: Samariterbund/LichtblauNach dem schweren Beben in der Türkei und in Syrien wurden innerhalb kürzester Zeit Rettungskräfte aus aller Welt in das Katastrophengebiet entsandt. Auch der Samariterbund beteiligte sich mit einem ExpertenTeam am Einsatz. I n der Nacht des 6. Februar 2023 erschütterten Erdstöße der Stär- ke 7,8 die Türkei und Syrien. Das Erdbeben war in der Region eines der verheerendsten der letzten Jahrzehnte. Straßen und Häuser wurden weiträumig zerstört, zehntausende Menschen unter eingestürzten Gebäuden verschüttet. Die internationale Katastrophenhilfe lief sofort an – ganz nach dem Motto: „Wer rasch hilft, hilft doppelt“. Einge- bettet in den EU-Zivilschutz-Mechanis- mus, war auch der Samariterbund Teil dieser koordinierten Rettungsmaßnah- men. Konkret schickte der ASBÖ eine fünfköpfige Abordnung seiner Aus- landskatastrophenhilfe-Einheit SA-RRT (Samaritan Austria – Rapid Response Team) in die Türkei. An Bord waren eine Ärztin, technische Rettungsspezia- list:innen sowie Hundeführerinnen mit ihren drei Trümmersuchhunden. Die fünf Samariter:innen bildeten mit der SARUV (Search and Rescue Unit Vorarl- berg) ein gemeinsames „Medium Urban Search and Rescue“-Team (MUSAR) aus 32 Personen. Erfolgreiche Mission Eine Woche lang waren die Rettungs- kräfte vor Ort, arbeiteten unter Hoch- druck in Zwölf-Stunden-Schichten. Mit vereinten Kräften gelangen vier Le- bendrettungen, darunter ein 15-jähriges Mädchen, das rund 110 Stunden unter den Trümmern eines eingestürzten Hauses lag. Die Erdbeben-Expert:innen mussten für diese Rettung einen eigenen Tunnel durch die Schadstelle graben. Anna Grabner-Strobach vom SA-RRT erinnert sich zurück: „Das Gefühl, eine gerettete Person über den Trümmerkegel zu tragen, werden wir nie wieder vergessen. Alle Strapazen, die eisigen Temperaturen, die Mühen sind auf einmal vergessen – man spürt nur noch Glück.“ Benjamin Manahl, Bundes- einsatzleiter der ASBÖ-Katastrophen- hilfe, ergänzt zufrieden: „Auf Momente wie diese trainiert unser SA-RRT hin. Das Team konnte in der Türkei seine Fähigkeiten perfekt umsetzen und hat trotz Kälte und zerstörter Infrastruktur Unglaubliches geleistet.“ Klare Strukturen helfen beim Helfen Nach einem Erdbeben zählt jede Se- kunde. Es gilt, internationale Kata- strophenhilfe-Einheiten so schnell wie möglich und gut koordiniert ins Krisengebiet zu bringen. Wie gehen diese grenzüberschreitenden Hilfsein- Das SA-RRT-Team in der Türkei: Manuel Müllner, Barbara Zissler, Laura Nusko, Silvia Zötsch und Anna Grabner-Strobach. 4 _REPORT 4 _REPORT Fotos: Samariterbund/SA RRT (2)sätze vonstatten? Welche Regelungen greifen im Hintergrund, damit trotz der dramatischen Begleitumstände eine ge- ordnete Vorgehensweise gewährleistet ist – über Landes- und Sprachgrenzen hinweg? Benjamin Manahl verweist hier auf weltweite Standards und Koor- dinierungsstrukturen: „Wir orientieren uns im Katastrophenfall streng an den Vorgaben des EU-Zivilschutz-Mecha- nismus bzw. der International Search and Rescue Advisory Group (INSARAG). Bei einem Erdbeben dieser Größenord- nung ist es essenziell, sich an interna- tionale Richtlinien zu halten. Allein loszulaufen wäre völlig kontraproduk- tiv, nur in der Zusammenarbeit mit hoch spezialisierten internationalen Teams kann man effizient und zeitnah helfen.“ Sobald vom betroffenen Land, in diesem Fall der Türkei, ein offizielles Hilfeersuchen gestellt wird, greift ein Rädchen ins andere. Das gilt bei der Mobilisierung genauso wie dann später im Einsatzgebiet. Nicht nur die Abläufe sind einheitlich und genau vorgegeben, auch die Fähigkeiten bzw. Kapazitäten sowie die Ausstattung der Teams sind aufeinander abgestimmt. Wird zum Beispiel eine „Medium Urban Search and Rescue“-Einheit angefordert, ist damit weltweit definiert, welche Ex- pert:innen mit welchen speziellen Aus- bildungen bereitgestellt werden müssen und welches technische Equipment mitzubringen ist. Diese grenzüber- schreitende Vereinheitlichung gewähr- leistet, dass man bei Großkatastrophen schnell und gemeinschaftlich reagieren kann. „Wir trainieren zudem regelmä- ßig bei internationalen Übungen, damit wir für die Einsätze gut vorbereitet sind. 2021 fand übrigens eine mehrtägi- ge Großübung, die EU MODEX Tekirdag, in der Türkei statt, was uns bei diesem Erdbeben-Hilfseinsatz natürlich auch zugutekam“, erklärt Benjamin Manahl. Grenzenlose Solidarität Der Samariterbund ist stolz auf die beeindruckende Leistung seiner Ka- tastrophenhilfe-Einheit. „Eigentlich waren nicht fünf Samariterinnen und Samariter vor Ort, sondern alle 150 SA-RRT-Mitglieder. Die gute Perfor- mance im Ernstfall war das Ergebnis des großen Engagements aller Ehren- amtlichen, die das ganz Jahr über uner- müdlich für den Ernstfall trainieren!“, betonte Bundesgeschäftsführer Rein- hard Hundsmüller nach der Rückkehr des SA-RRTs aus der Türkei. „Ich sage Danke! Ihr alle habt mit eurer Arbeit den Menschen im Katastrophengebiet Hoffnung gegeben. Einmal mehr hat sich gezeigt, wie wichtig grenzüber- schreitende Hilfe und Solidarität sind und dass auf den Samariterbund immer Verlass ist.“ Franziska Springer Mit vereinten Kräften gelangen vier Lebendrettungen. Anna Grabner-Strobach: „Man spürt nur noch Glück!“ „Einmal mehr hat sich gezeigt, wie wichtig grenzüberschreitende Hilfe und Solidarität sind und dass auf den Samariterbund immer Verlass ist.“ _REPORT 5 _REPORT 5 Fotos: Dietmar Mathis (1), Werner Jäger (Hundsmüller)War die Türkei deine erste offizielle SA-RRT-Mission? Als Einsatz in einem Erdbebengebiet war es mein erstes Mal. Aber das Auf- gabenspektrum unserer Katastrophen- hilfe-Einheit ist sehr breit gefächert. Vor rund einem Jahr bin ich mit Kolle- ginnen und Kollegen an die ukrainische Grenze gefahren, um den slowakischen Samariterbund bei der medizinischen Versorgung von Kriegsgeflüchteten zu unterstützen. Das war mein allererster offizieller Einsatz für das SA-RRT. Welche persönlichen Erfahrungen konntest du aus der Türkei mit nach Hause nehmen? Ich möchte diese Tage um nichts auf der Welt missen. So anstrengend es auch gewesen ist, die Arbeit im Katas- trophengebiet hat mir wieder so richtig bewusst gemacht, warum ich Medizin studiert habe. Ich sehe es als ein großes Privileg, dass ich mitfahren durfte. Ich weiß, dass sich viel mehr für den Ein- satz gemeldet haben, als schlussendlich dabei sein konnten, umso dankbarer bin ich, dass gerade ich ausgewählt wurde. 2019 hast du die SA-RRT-Grund- ausbildung absolviert. Wie hast du diese Zeit in Erinnerung? Schon während der beiden Theorie- wochenenden habe ich gespürt, dass Katastropheneinsätze genau meins sind. Und als ich dann die große Abschluss- übung – einen mehrtägigen, fiktiven Auslandseinsatz – erfolgreich hinter mich gebracht hatte, war ich so glück- lich, dass mir sogar die Freudentränen gekommen sind. Die Leidenschaft für das Thema ist mir bis heute geblieben. Welche Voraussetzungen sollte man mitbringen, wenn man sich ehrenamtlich für das SA-RRT engagieren möchte? Meiner Erfahrung nach ist die wich- tigste Eigenschaft Teamfähigkeit. Ein Einzelkämpfer, eine Einzelkämpferin ist für den SA-RRT-Einsatz nicht geeignet. Wir müssen perfekt zusammenarbeiten, oft unter sehr herausfordernden Be- dingungen. Wer in solchen Situationen schnell von anderen genervt ist, ist bei uns wahrscheinlich nicht richtig. Generell sollte man natürlich auch gut mit physischen und psychischen Belas- tungen umgehen können. In der Türkei hatten wir zum Beispiel mit Schlafman- gel und großer Kälte zu kämpfen. Die Grundausbildung ist aber so ausgelegt, dass die eigenen Grenzen schnell aufge- zeigt werden und man gleich merkt, ob man für das SA-RRT geeignet ist oder nicht. Weil diese Frage immer wieder kommt: Eine medizinische Ausbildung muss man nicht unbedingt mitbringen. Wo- bei es aber schon so ist, dass ich dank meines Berufes – ich mache gerade die Facharztausbildung zur Anästhesistin – den Umgang mit Extremsituationen eher gewohnt bin. Für jemanden, der nicht in einem Krankenhaus arbeitet, sind Bilder von Verletzten oder gar die Konfrontation mit einem toten Men- schen sicher schwieriger zu ertragen. Hast du in der Türkei das Gefühl gehabt, dass dich eure regelmäßigen Katastrophenübungen ausreichend auf den Ernstfall vorbereitet haben, oder gab es Situationen, die dich überrascht haben? (lacht) Ja, ich war tatsächlich sehr über- rascht, aber eher davon, wie gut ich für den Ernstfall gerüstet war. Natürlich war mir immer klar, wie wichtig die Übungen sind, aber es war dann doch sehr beeindruckend zu erleben, wie nahe die beim Training durchgespielten Szenarien an der Realität sind. Ich hatte bei jeder einzelnen Einsatzsituation das Gefühl, dass ich ausreichend darauf vorbereitet war. Überrascht, oder besser gesagt sehr berührt, haben mich auch die Reaktio- nen in der Bevölkerung. Selbst in dieser totalen Ausnahmesituation waren alle sehr gastfreundlich und dankbar. Auch die Zusammenarbeit mit der SARUV (Search and Rescue Unit Vorarlberg, Anm.), mit der wir im Einsatz waren, habe ich als sehr bereichernd in Erin- Dr. in Laura Nusko (29) ist seit 2015 ehrenamtlich für den Samariterbund in Linz aktiv und hat als Notfallmedizinerin die KatastrophenhilfeEinheit SARRT (Samaritan AustriaRapid Response Team) beim ErdbebenEinsatz in der Türkei unterstützt. traf die Oberösterreicherin zum Gespräch. INTERVIEW 6 _REPORTnerung. Wir wurden schnell zu einem eingeschworenen Team. Welche Situationen waren für dich besonders herausfordernd? Die langen Wartezeiten habe ich zum Teil als sehr frustrierend erlebt. Bei unserer Verlegung nach Kahramanma- raş sind wir einen halben Tag im Stau gestanden. Man ist ja schließlich am Katastrophenort, um etwas zu tun! Die Ausbildung beim SA-RRT hört nicht mit der Grundausbildung auf. Es gibt unter anderem die Verpflich- tung, vier Mal im Jahr eine Fortbil- dung zu machen, zusätzlich muss man an Übungen teilnehmen, um für einen Einsatz fit zu sein. Wie viel Zeit investierst du im Laufe eines Jahres für das SA-RRT? Das ist schwer zu sagen, es gibt stärkere und schwä- chere Jahre. Aber ich würde schätzen, dass ich rund zehn Wochenenden im Jahr der Katastrophenhilfe widme. Das mache ich aber sehr gern. Mir ist es auch wichtig, dass ich bei den großen Übungen immer dabei bin. Im Herbst steht zum Beispiel die internationale Katastro- phenhilfe-Übung EU ModEX in Schweden auf dem Plan – da will ich auf alle Fälle wieder mitmachen. Man lernt schließlich nie aus! Das Interview führte Franziska Springer Die Berufung gefunden: Seit 2019 engagiert sich Dr. in Laura Nusko ehrenamtlich für das „Samaritan Austria – Rapid Response Team“. Foto: Samariterbund/SA RRT (Porträt), Samariterbund (1) _REPORT 7 Unterstützung und humanitäre Hilfe nach Erdbeben Seit mehr als zehn Jahren herrscht in Syrien Krieg. Hilfsmaßnahmen für die Bevölkerung nach der Erdbebenkatastrophe vor wenigen Wochen werden durch den bewaffneten Konflikt immens erschwert. Der Samariterbund hilft im Rahmen von „Nachbar in Not“ mit seiner lokalen Partnerorganisation ADRA Syria rasch und unbürokratisch. A leppo, Latakia und Hama wur- den von der syrischen Regierung zum Katastrophengebiet erklärt. Die Infrastruktur der drei Gouvernements, in denen vor dem Erdbeben rund sechs Millionen Menschen beheimatet waren, ist weitgehend zerstört. Der Samariterbund setzte sich unmit- telbar nach dem Erdbeben mit seiner lokalen Partnerorganisation ADRA Syria in Verbindung, um erste Nothilfeprojekte zu planen, welche die Betroffenen mit dem Notwendigsten versorgen. Die Lage vor Ort ist prekär, und nach Auskunft des lokalen Partners mussten vier Schulen in Aleppo, die bereits als vorübergehende Schutzquartiere gedient hatten, aufgrund massiver Schäden wieder geräumt werden. Neue Notunterkünfte wurden daher in Moscheen, Kirchen und Gemeindezentren eingerichtet. „Seit 2014 engagieren wir uns im Norden des Irak, um vor Ort syrische Flüchtlinge durch Nothilfe-Projekte zu unterstützen. Daher wissen wir auch jetzt ganz genau, wo wir ansetzen müssen“, erklärt Sama- riterbund-Geschäftsführer Andreas Balog. Dringend benötigt werden, neben Trink- wasser und Nahrungsmitteln, Decken, Hy- giene-Kits und Babywindeln. Wasser wird in Flaschen verteilt, da es kaum möglich ist, reines Trinkwasser abzufüllen. Auch Waschgelegenheiten sind Mangelware. Essenspakete und Notbetten In den Provinzen Latakia und Aleppo verteilten die Helfer:innen tausende Fertiggerichte an unterstandslose Personen in Notquartieren, dazu ka- men einige hundert Essenspakete mit haltbaren Nahrungsmitteln, die rund fünf Tage für eine Familie mit Koch- möglichkeit reichen. Der Samariterbund und ADRA Syria werden bis auf Wei- teres Essensrationen an die betroffene Bevölkerung verteilen. In Hama wurden darüber hinaus Notbetten organisiert. Alle Aktivitäten von Samariterbund und ADRA Syria befinden sich in engma- schiger Abstimmung mit den Behörden von Aleppo und Latakia, sei es auf Regierungsebene wie auch auf Seiten der Infrastruktur. Weitere Soforthil- femaßnahmen für die Bevölkerung in Aleppo, Latakia und Hama – Nahrungs- mittel und Sachgüter betreffend – sind in Planung. „Einmal mehr zeigt sich, wie wichtig weltweite Zusammenarbeit und Soli- darität sind. Dank seines verlässlichen Netzwerkes beweist der Samariterbund auch hier, dass er ein starker Partner in Sachen humanitärer Hilfe ist“, so Franz Schnabl, Präsident des Samariterbund Österreichs, abschließend. Anja Schmidt Der Samariterbund setzte sich unmittelbar nach dem Erdbeben mit seiner lokalen Partnerorganisation ADRA Syria in Verbindung, um erste Nothilfeprojekte zu planen. Fotos: ADRA Syria (3) 8 _REPORTD er Arbeiter-Samariter-Bund Öster- reichs ist ein wichtiger Pfeiler des sozialen Zusammenlebens in unserem Land. Er übernimmt Verantwortung für die Schwächsten der Gesellschaft“, sagt Christian Kern. „Und auch privat habe ich im Zusammenhang mit der Erkran- kung meiner Eltern gute Erfahrungen mit den Samariterinnen und Samaritern gemacht.“ Österreichs Bundeskanzler a. D. hat immer wieder gezeigt, dass er ein Herz für armutsbetroffene Kinder hat. Auch deshalb ist er die ideale Besetzung als neuer ehrenamtlicher Vorstand der Wohlfahrtsprivatstiftung „Fürs Leben“. „Wir freuen uns sehr, Christian Kern für unsere soziale Mission gewonnen zu ha- ben“, erklärt der Bundesgeschäftsführer des Samariterbundes, Reinhard Hunds- müller. „Kinder und Jugendliche, die in armen Verhältnissen leben, zählen oft zu den chronisch Kranken von morgen.“ Gesundheit soll kein Luxus sein Im Jahr 2006 hat der Samariterbund „Fürs Leben“ gegründet. Die Stiftung hilft von Armut betroffenen Famili- en, die für ihre Kinder medizinische Therapien benötigen, deren Kosten aber von öffentlichen Leistungsträgern in Österreich nicht übernom- men werden. Die Wohl- fahrtsprivatstif- tung „Fürs Leben“ macht sich dafür stark, dass diese Kinder in ihrer Not nicht allein sind, und konnte bisher dank der Spenderinnen und Spender vielen Kindern und Ju- gendlichen in Not unbürokratisch und schnell helfen. „Österreich ist ein reiches Land, aber der Wohlstand kommt nicht überall an. Finanzielle Belastungen durch Corona, Ukraine-Krieg und Inflation haben die ohnehin schon angespannte Situation für viele Menschen noch verschlim- mert“, erklärt Kern. „Ich will in einem Land leben, in dem nicht nur eine Minderheit von der Wohlstandsent- wicklung profitiert und alle anderen schauen müssen, wo sie bleiben. Ich will in einer Gesellschaft leben, in der alle Kinder möglichst viele gerechte Chan- cen haben. In der sie nicht schon zum Verlierer abgestempelt werden, weil sie im falschen Stadtteil aufwachsen, einen falschen Vornamen haben oder ihre Eltern nicht in der Lage sind, sie ausrei- chend zu fördern.“ Das Interview führte Georg Biron Der Samariterbund freut sich über prominente Verstärkung: Christian Kern, Österreichs ehemaliger Bundeskanzler, ist jetzt ehrenamtlicher Vorstand der Wohlfahrtsprivatstiftung „Fürs Leben“. Mer Informationen zur Stiftung „Fürs Leben“ des Arbeiter-Samariter-Bund Österreichs finden sie unter: www.samariterbund.net/fuersleben „Der Samariterbund übernimmt Verantwortung für die Schwächsten der Gesellschaft.“ Foto: Rafaela Pröll INTERVIEW _INTERN 9Next >