Das Magazin des Arbeiter-Samariter-Bund Österreichs No. 3/SEPTEMBER 2023 www.samariterbund.net SERVICE_#SAMARITERGEPFLEGT Richtiger Umgang mit Demenz: Ursachen und Symptome der Erkrankung. INTERN_JAHRESÜBUNG Auslandskatastrophenhilfe-Einheit trainiert für den Ernstfall. REPORT_TAG GEGEN DAS ERTRINKEN Mehr Sicherheit im Wasser: Bühne frei für die ASBÖ-Wasserrettung. Österreichische Post AG – MZ 02Z034001M – Arbeiter-Samariter-Bund Österreichs Bundesverband, Hollergasse 2–6, 1150 Wien Noch einmal das Leben erleben. Mehr Infos unter www.wunschfahrt.at Der Samariterbund erfüllt schwerstkranken Menschen ihren letzten Wunsch. Eigenwerbung_SERVICE 21 Zivildienst und Freiwilligenarbeit Jakob aus Oberösterreich im Porträt 24 #TeamChristkind Die Vorbereitungen laufen bereits 30 Gewinnspiel Spielen Sie mit und gewinnen Sie! Liebe Leserinnen und Leser S eit seiner Gründung vor fast 100 Jahren erfüllt der Arbeiter-Sa- mariter-Bund Österreichs auf vielen Gebieten seine wichtige soziale Mission: Die haupt- und ehrenamtlichen Samariterinnen und Samariter der Non-Profit-Organisation leisten für ältere Menschen, Kranke, Verletzte und in Not geratene Personen Hilfe von Mensch zu Mensch. Mit der rasanten Entwicklung der Gesellschaft gegen Ende des 20. Jahrhun- derts hat sich auch der Samariterbund den neuen Gegebenheiten angepasst. Die Leistungen im sozialen Bereich sind immer wichtiger geworden, die Tätig- keiten reichen heute weit über den Rettungs- und Krankentransport hinaus. Vor allem im Bereich der Pflege für Seniorinnen und Senioren haben wir Verantwortung übernommen und uns an modernen internationalen Stan- dards orientiert. Der Samariterbund betreibt neun Pflegekompetenzzentren im Burgenland. Im Herbst soll noch der Standort Zurndorf dazu kommen. In der Steiermark haben wir noch ein weiteres in Kaindorf. Darüber hinaus gibt es Tageszentren, betreubare Wohnungen, mobile Pfle- ge, Wohngemeinschaften für Seniorinnen und Senioren, 24-Stunden-Be- treuung, Essen auf Rädern und Notrufsysteme für zu Hause und unterwegs. Mit der Kampagne #samaritergepflegt unterstreicht der Samariterbund seine Kompetenzen in diesem Bereich. In dieser Ausgabe vonhaben wir das Thema Pflege für Sie in mehreren Facetten journalistisch aufbereitet. Ich wünsche Ihnen bei der Lektüre unse- rer aktuellen Service-Themen viele neue Erkenntnisse – und darüber hinaus einen wunderschönen Herbst mit Ihrer Familie und im Freundeskreis. Reinhard Hundsmüller Bundessekretär und Bundesgeschäftsführer Arbeiter-Samariter-Bund Österreichs IMPRESSUM UND OFFENLEGUNG: Herausgeber/Medieninhaber/Hersteller/Diensteanbieter: Arbeiter-Samariter-Bund Österreichs Bundesverband, Hollergasse 2–6, 1150 Wien, Vereinsbehörde: Landespolizeidirektion Wien, ZVR-Zahl: 765397518, UID-Nummer: ATU 16370406. www.samariterbund.net/impressum Redaktion: Arbeiter-Samariter-Bund Österreichs, 1150 Wien, Hollergasse 2–6; Georg Biron, Ass. iur. Michael Brommer, Bertram Gross, Dorothee Huber MA , Peter Kalcic BA MAS, Mag. a Susanne Kritzer, Ing. Michael Lichtblau-Früh, Christoph Lipinsky, Mag. a Anja Schmidt, Franziska Springer, Florian Schwenkkrauss MA, Markus Tadros, Mag. a Martina Vitek-Neumayer, Mag. (FH) Georg Widerin. Druckerei: Walstead Leykam Druck GmbH & Co KG, Bickfordstraße 21, A-7201 Neudörfl. Verlags- & Herstellungsort: Wien. Blattlinie: Berichte über die Tätigkeit des Arbeiter-Samariter-Bund Österreichs. Namentlich gekennzeichnete Beiträge und Gastkommentare müssen nicht mit der Meinung des Herausgebers übereinstimmen. Entgeltliche Einschaltungen werden mit „entgeltliche Einschaltung“ oder „bezahlte Anzeige“ gekennzeichnet. DATENSCHUTZINFORMATION: Der Arbeiter-Samariter-Bund Österreichs Bundesverband verarbeitet personenbezogene Daten von Mitgliedern, Kunden und Spendern zur Erfüllung des jeweiligen Zwecks, für den der Arbeiter-Samariter-Bund Österreichs Bundesverband sowie das verbundene Unternehmen Samariterbund Österreich Rettung und Soziale Dienste gGmbH die Daten erhoben haben. Näheres finden Sie unter www.samariterbund.net/datenschutz. Der Arbeiter-Samariter-Bund Österreichs Bundesverband verarbeitet darüber hinaus die Kontaktinformationen sämtlicher Personenkontakte zum Zwecke der Zusendung dieses Magazins. Die Verarbeitung erfolgt auf Grundlage des berechtigten Interesses, über das eigene Lieferungs- und Leistungsspektrum zu informieren. Die Daten werden nur solange gespeichert, als zur Erfüllung dieses Zwecks erforderlich ist. Der von der Verarbeitung Betroffene hat das Recht auf Auskunft über die gespeicherten Daten gemäß Art 15 DSGVO, auf Berichtigung unzutreffender Daten gemäß Art 16 DSGVO, auf Löschung der Daten gemäß Art 17 DSGVO, auf Einschränkung der Verarbeitung von Daten gemäß Art 18 DSGVO, auf Widerspruch gegen die unzumutbare Datenverarbeitung gemäß Art 21 DSGVO sowie auf Datenübertragbarkeit gemäß Art 20 DSGVO. Der Betroffene hat das Recht sich bei der Aufsichtsbehörde zu beschweren – zuständig ist in Österreich die Datenschutzbehörde. _INTERN 11 Virtuelle Schulung Mit der VR-Brille Erste Hilfe trainieren 17 Große Trauer um einen Kollegen Abschied von Wolfgang Krenn 20 Samariterbund Burgenland Viel Neues in unserem Landesverband _REPORT 8 ASBÖ: Danke an Pflegekräfte Schöner Musical-Abend in Mörbisch 13 Samariter-Wunschfahrt Einmal noch zum eigenen Pferd 22 Besuch beim Tullner Autobauer Ein „Sprinter“ wird zum Rettungswagen 3_EDITORIAL Foto: Samariterbund (1), Coverbild: APA-Fotoservice/Maria Hollunder Cover-Edit: Samariterbund/LichtblauSamariterbund Präsident Franz Schnabl fordert angesichts der Entwicklungen: Pflege und Betreuung dürfen keine soziale Frage sein. D er Samariterbund hat es sich zur Aufgabe gemacht, wun- derbare Lebensräume für Senior:innen zu schaffen oder diese in den eigenen Räumen bestmöglich zu versorgen sowie Mitarbeiter:innen zu unterstützen und zu fördern. Und das mit großem Erfolg. Herausforderungen werden größer Personalmangel und Kostensteige- rungen sind derzeit zentrale Faktoren, die dem gesamten Bereich massiv zu schaffen machen. Dazu kommt, dass in den nächsten Jahren der Bedarf an professioneller Pflege und Betreuung durch die demografische Entwicklung in Österreich steigen wird und ein zusätzlicher Personalbedarf von 75.000 Personen bis zum Jahr 2030 besteht. Samariterbund-Präsident Franz Schnabl findet klare Worte: „Pflege und Betreu- ung dürfen keine Frage von Einkommen sein. Bedarfsorientierte Leistungen müssen allen Menschen in der höchsten Qualität und dem höchsten Standard zur Verfügung stehen. Weitere Refor- men sind dafür dringend notwendig.“ Mitarbeiter:innen in den Fokus stellen Einen besonderen Fokus richtet Schnabl auf die Gesundheit der Mitarbeiter:in- nen im Pflege- und Betreuungsbereich. Um bestehendes Personal zu halten, brauche es nicht nur mehr Gehalt, sondern auch eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen. „Die durchschnitt- liche Verweildauer im Beruf beträgt nur sechs bis zehn Jahre. Das kann nicht sein, es bedarf struktureller Änderun- gen!“ Konkret drängt Schnabl etwa auf einen bundesweit einheitlichen Perso- nalschlüssel in Alten- und Pflegeheimen, um Überforderung zu vermeiden. Auch bei den Arbeitszeiten muss man seiner Meinung nach stärker ansetzen, was der Samariterbund bereits getan habe. Attraktive Angebote für Pflegepersonal „Höhere Einstiegsgehälter sind für junge Pflegekräfte ganz wichtig sowie die Wiederbelebung von Betriebskinder- gärten in Krankenanstalten und großen Pflegeeinrichtungen“, meint Christine Ecker, operative Leitung Geschäftsbe- reich Pflege. Das würde, so Ecker, vor allem alleinerziehenden Müttern den Verbleib im Beruf erleichtern. Auch ein attraktives Angebot für Pflegeperso- nal, in der Pension weiter Teilzeit zu arbeiten, könnte ihrer Meinung dazu beitragen, die Personallücke abzufedern. „Die Zukunft der Pflege bleibt eine Pfle- ge von Mensch zu Mensch. Wir müssen ideale Rahmenbedingungen schaffen und dort, wo es einen positiven Nutzen für unsere Mitarbeiter:innen und Be- wohner:innen bringt, auch den tech- nologischen und digitalen Fortschritt gezielt stärker miteinbeziehen. In den vergangenen Jahren hat sich auf diesem Sektor sehr viel getan“, hält Andreas Balog von der Samariterbund-Ge- schäftsführung fest. Der Samariterbund betreibt moderne, mehrfach ausgezeichnete Pflegekompe- tenzzentren im Burgenland und in der Steiermark. Weitere, etwa im nieder- österreichischen Wiener Neustadt, befinden sich in Bau. Darüber hinaus gibt es Tageszentren, betreute und be- treubare Wohnungen, mobile Pflege und Betreuung, Senioren-WGs, 24-Stun- den-Betreuung, Essen auf Rädern und Notrufsysteme. Als einer der größten Dienstleister im Gesundheits- und Sozialbereich ist sich der Samariterbund seiner Verantwortung bewusst. Der Mensch steht bei uns im Mittelpunkt: die pflegebedürftigen Personen, ihre Angehörigen und alle Mitarbeiter:innen im Pflege- und Betreuungsdienst. „Pflege und Betreuung dürfen keine Frage von Einkommen sein. Bedarfsorientierte Leistungen müssen allen Menschen in der höchsten Qualität und dem höchsten Standard zur Verfügung stehen“, erklärt Franz Schnabl. _REPORT4_REPORT Fotos: Sebastian Wegerbauer (Schnabl), Samariterbund/Lipinsky (Rikscha), APA-Fotoservice/Maria Hollunder#samaritergepflegt: Mit Lebensfreude ins Alter Samaritergepflegt zu leben heißt: selbstbestimmt zu sein. Selbstbe- stimmung ist eines der menschlichen Grundbedürfnisse und entscheidend für das Wohlbefinden. Umso wichtiger ist es im Falle einer Pflegebedürftigkeit, diese nicht zu verlieren. Rosige Aussichten für Senior:innen: Mit Motivation starten sie in den Tag, und mit Tatendrang machen sie Aktivitäten mit. Kein Wunder, denn die Anima- teur:innen in den Samariterbund-Pfle- gekompetenzzentren lassen sich Woche für Woche neue Aktivitäten einfallen. Einhelliger Tenor der Bewohner:innen: Wir hätten uns nie gedacht, dass das alles im Alter möglich ist. Born to be wild Beiwagenmaschinen, Retro-Helme, Lederjacken und jede Menge Spaß – die kleine Spritztour war ein Erlebnis der besonderen Art: Eskortiert von zahl- reichen Biker:innen und begleitet von schnittigen Cabrios ging es an Bord von Beiwagenmaschinen für Bewohner:in- nen des Pflegekompetenzzentrums Draßburg der Sonne entgegen. Sonja Mazdra, Initiatorin der Veranstaltung und Animateurin in der Einrichtung, sorgt stets für Abwechslung: „Ich bin ganz überwältigt von der positiven Resonanz. Ich hätte nicht gedacht, dass so viele mitfahren wollten!“ Nach der halbstündigen Fahrt kannte die Begeisterung keine Grenzen. „Das war ein Erlebnis, das ich nicht mehr vergessen werde!“, meinte Maria Kirsch- ner, 89 Jahre alt. „Ich musste erst ins Pflegekompetenzzentrum ziehen, um so etwas erleben zu dürfen.“ Nach der Veranstaltung waren sich alle Mitfah- renden einig: Der Ausflug war grandios, wann findet der nächste statt? Mit Rikschas das Land erkunden Den Fahrtwind im Haar spüren, den Duft der Blumen genießen und zum Abschluss ganz zünftig einkehren. Bei Kaiserwetter nahmen acht Bewohner:in- nen des Pflegekompetenzzentrums Neu- feld und vier Angehörige in den gemüt- lichen Rikschas Platz. Und schon ging´s los. Die drei Pilot:innen legten sich mächtig ins Zeug. Eine abwechslungs- reiche Tour führte vorbei an prächtig blühenden Sonnenblumenfeldern, durch die Kleinstadt und dann direkt an den Neufelder See, wo sich die Fahrgemein- schaft zu einer gemütlichen Jause traf. „Mit unseren Bewohnerinnen und Be- wohnern sind wir immer gerne draußen unterwegs. Die Damen und Herren sind ziemlich unternehmungslustig“, erzählt Karmen Weeber, Animateurin im Pflegekompetenzzentrum. Die Rikschas sind mit einem barriere- freien Einstieg und mit einem großen Sonnendach ausgestattet. Gurte sorgen für die notwendige Sicherheit. Co-Or- ganisator Nicolas Scherrer vom Sama- riterbund Wien hat diese gemeinsame Aktion von Samariterbund Burgenland und Samariterbund Wien begleitet: „Der Aspekt des Radelns ohne Alter ist für uns sehr wichtig. Auch ältere oder mo- bilitätseingeschränkte Menschen, die nicht mehr selbst radeln können, sollen raus in die Natur kommen.“ Das Projekt „gemeinSAMradln“ wurde im Vorjahr vom Samariterbund Wien initiiert und lebt durch die großartige Unterstützung von Freiwilligen. Martina Vitek-Neumayer Sonja Mazdra (rechts), die Initiatorin von Born to be wild, war ganz begeistert, dass so viele Bewohner:innen an der Aktion teilgenommen haben. Für die Bewohner:innen selbst war es ein ganz besonders freudiges Erlebnis. Das Projekt „gemeinSAMradln“ erfreut sich großer Beliebtheit bei den Bewohner:innen. Ohne die Unterstützung unzähliger Freiwilliger wäre das in dieser Form nicht möglich. 55Was genau ist Demenz eigentlich? Der Begriff Demenz beschreibt eine Vielfalt von Krankheiten des Gehirns, die fortschreitend zum Verlust intellek- tueller Fähigkeiten führen. Der Verlust der Gehirnzellen ist ein natürlicher Prozess, aber bei einer Demenz ge- schieht das viel schneller und resultiert darin, dass das Gehirn der betreffenden Person nicht mehr auf normale Art und Weise funktioniert. Demenz beein- trächtigt zum Beispiel das Gedächtnis, Denkvermögen, Urteilsvermögen, die Orientierung und Sprache. Die Alz- heimer-Demenz ist die häufigste Form dieser Erkrankung. Was sind die ersten Anzeichen von Demenz im Vergleich zur normalen Altersvergesslichkeit? Die anfänglichen Veränderungen, die von einer Alzheimer-Demenz hervorge- rufen werden, sind ähnlich wie Sympto- me, die sich unter einer großen Stress- belastung zeigen. Man vergisst Termine oder welcher Tag gerade ist. Manchen fällt das Sprechen schwer, andere haben Schwierigkeiten, sich in einer neuen Umgebung zurechtzufinden. Frühe Warnsignale sind auch meistens eine Störung des Kurzzeitgedächtnisses sowie Schwierigkeiten, vertraute Hand- lungen auszuführen. Bei weiterem Fort- schreiten werden die Symptome eindeu- tiger und beginnen Routinearbeiten und soziale Aktivitäten zu beeinträchtigen. Altersvergesslichkeit beschreibt die gewöhnliche Abnutzung der Hirnzellen. Demenz ist hingegen eine krankhafte Form der Vergesslichkeit, bei der die Zellen im Gehirn absterben. Wie beeinflusst der Lebensstil das Demenzrisiko, und kann man diesem vorbeugen? Grundsätzlich gilt, dass alle Risikofakto- ren für das Ausbilden einer Herz-Kreis- lauf-Erkrankung auch für Demenz gelten. Zu den beeinflussbaren Faktoren gehört vor allem der Lebensstil, wie beispielsweise geistige, körperliche und soziale Aktivitäten. Bewegung ist die essenzielle Komponente, um das Risiko zu minimieren. Als Faustregel gilt: Was gut fürs Herz ist, ist gut fürs Gehirn! Und was raten Sie Personen, bei denen Demenz schon häufiger in der Familie vorgekommen ist? Es gibt vererbbare Formen von Demenz, diese treten aber eher selten auf. Eine Erblichkeit ist zu vermuten, wenn bei mehreren blutsverwandten Betroffenen in aufeinanderfolgenden Generatio- nen die Krankheit vorkommt oder die Erkrankung vor dem 60. Lebensjahr auftritt. Wer den Verdacht hat, von familiärer Demenz betroffen zu sein, kann sich an spezielle Beratungsstellen wenden. Viel mehr hat jedoch der Le- bensstil, welcher ebenfalls oft „vererbt“ wird, Einfluss auf das Risiko. Schlechte Blutdruck- und Blutfettwerte, Diabetes, starkes Rauchen oder starker Alkohol- konsum haben einen maßgeblichen Einfluss. Wie reagieren Betroffene auf die Diagnose, und kann man den Fort- schritt der Erkrankung stoppen? Die Diagnose Demenz ist für die meis- ten Betroffenen erst einmal ein Schock. Betroffene stellen sich viele Fragen. Wie lange kann ich noch zu Hause leben? Wann erkenne ich meine Familie nicht mehr? Grundsätzlich muss man zwischen der primären und sekundären Demenz unterscheiden. Eine primäre Demenz – die „klassische“ Altersde- menz – gilt bis heute als unheilbar. Obwohl in den vergangenen Jahrzehn- ten aufwendige und komplexe Studien durchgeführt wurden, konnte bis dato kein Medikament entwickelt werden, mit dem die primäre Demenz in ihrem Demenz ist eine komplexe Erkrankung, die das Leben von Millionen Menschen weltweit beeinflusst. traf Petra Fennesz, diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegerin und Praxisbegleiterin für Basale Stimulation beim Samariterbund, um über Ursachen, Symptome und den Umgang mit der Erkrankung zu sprechen. „Respekt, ehrliche Zuwendung und Aufmerksamkeit sind besonders wichtig, aber auch Routinen, Traditionen und über gemeinsam Erlebtes zu sprechen hilft den Betroffenen, sich besser im Alltag zurechtzufinden“, rät Petra Fennesz INTERVIEW 6_REPORTFortschreiten aufgehalten oder gar ge- heilt werden kann. In diesem Fall kön- nen medikamentöse und psychosoziale Therapien eingeleitet werden und der Verlauf dadurch verlangsamt werden. Die sekundäre Demenz wird hingegen durch externe Faktoren wie übermä- ßiger Alkohol- oder Drogenkonsum, Vitamin-B-Mangel oder einem Tumor verursacht. Hier besteht je nach Grad des Demenzstadiums eine Chance auf Verbesserung. Haben Sie Tipps für die Angehörigen? Betroffene können oft den Tagesablauf nicht mehr nachvollziehen. Typische Bereiche sind beispielsweise das tägli- che Ankleiden, der Haushalt, die Nah- rungsaufnahme oder der Umgang mit Geld. Für Angehörige gilt, die Krankheit und die damit einhergehenden Verände- rungen der Person zu akzeptieren und die Person zu nehmen, wie sie ist. Respekt, ehrliche Zuwendung und Aufmerksamkeit sind besonders wichtig, aber auch Routinen, Traditionen und über gemeinsam Erlebtes zu sprechen hilft den Betroffenen, sich besser im Alltag zurechtzufinden. Wütende und ausfallende Aussagen sollte man nicht persönlich nehmen, diese sind meistens ein Resultat der miteinhergehenden Frustration. Und am wichtigsten: Ruhe ausstrahlen und eine gute Zeit mitein- ander verbringen. Angehörige haben oft Schuldgefüh- le, wenn sie die Pflege nicht selbst übernehmen können. Was raten Sie? Das Schwierigste daran ist das Loslassen! Loslassen, dass der Elternteil nicht mehr das Oberhaupt der Familie ist. Wenn Betroffene in ein Pflegeheim umziehen müssen, ist es aber wichtig, dass Angehö- rige weiterhin in die Betreuung mit ein- gebunden werden. Das heißt, regelmä- ßige Besuche und anfangs alles, was der/ die Betroffene gerne zu Hause gemacht hat, im Pflegeheim weiterführen – Kar- ten- oder Brettspiele spielen, gemeinsam Kaffee trinken oder den Lieblingskuchen von zu Hause mitbringen. Sich Unter- stützung zu holen ist keine Schwäche! Was wünschen Sie sich für die Zukunft bzgl. des Umgangs in der Gesellschaft mit diesem Thema? Das Wort Demenz kommt aus dem Lateinischen und bedeutet in der Übersetzung „ohne Geist“ oder „weg vom Verstand“. Diese Bedeutungen belasten Betroffene und ihre Famili- en, stigmatisieren und verstärken die negativen Bilder in der Öffentlichkeit. Es ist ein Irrtum, dass an Demenz Erkrankte „ohne Geist“ sind – sie sind Personen mit ihren Erfahrungen, Höhen und Tiefen ihres gelebten Lebens. Und dass man nichts mehr tun kann – dies ist der größte Irrtum! Die Gesellschaft muss sich mit dem Thema befassen und „demenzfit“ werden! Das Interview führte Florian Schwenkkrauss Für Betroffene und Angehörige: www.demenzselbsthilfeaustria.at Für pflegende Angehörige: www.ig-pflege.at HIER KÖNNEN SIE SICH BERATEN LASSEN! „Was gut fürs Herz ist, ist gut fürs Gehirn!“ Fotos: Samariterbund (Porträt), iStockphoto.com (1) _REPORT7 Biografiearbeit ist ein wichtiges Werkzeug bei der Betreuung von Demenzerkrankten. Durch Fotos, Gegenstände oder Aufzeichnungen werden alte Erinnerungen wieder lebendig.„Mamma Mia!“ in Mörbisch Normalerweise sind die Pflegekräfte des Samariterbundes ständig im Einsatz, um Hilfe von Mensch zu Mensch zu leisten. Beim Besuch des ABBA-Musicals im Burgenland konnten viele von ihnen einen entspannten Abend genießen. T hemen wie Liebe, Freundschaft und Familie, Träume, Sehnsucht und die Suche nach dem Glück standen heuer im Sommer beim ABBA-Musical „Mamma mia!“ bei den Seefestspielen Mörbisch auf dem Programm und überzeugten als bunter, fröhlicher Event. Rund 300 Samariter:innen konnten am 20. Juli 2023 die Erfolgsproduktion auf der Bühne am Neusiedler See mitei- nander genießen. Die Einladung zum stimmungsvollen Musical-Abend war ein Dankeschön für die großartige Arbeit, die unsere Mitarbeiter:innen das ganze Jahr über leisten. Bundessekretär Rein- hard Hundsmüller und Geschäftsführer Andreas Balog bedankten sich für den unermüdlichen Einsatz: „Danke für euer Engagement und eure Hingabe!“ ASBÖ goes ABBA! Festspiel-Intendant Alfons Haider ließ es sich nicht nehmen, unsere Kolleg:in- nen persönlich zu begrüßen. Passend zur warmen Jahreszeit durften sommerliche #samaritergepflegt-Goodies in Form von Fächern und nachhaltigen Kühl- boxen nicht fehlen. Viele konnten sich an ABBA-Hits wie „Mamma mia“, „SOS“ oder auch „Super Trouper“ textsicher erinnern und stellten gleich ihre San- geskünste gut gelaunt unter Beweis. „Der Samariterbund ist wie eine große Familie! Es ist sehr schön, dass wir diese Aufführung mit den Kolleginnen und Kollegen erleben dürfen und zur Ab- wechslung einmal nicht über Berufliches sprechen müssen, sondern uns über die Musik genießen können“, freut sich die Diplomierte Gesundheits- und Kranken- pflegerin Gabriele. Eine Überraschung gab es dann bei der Besetzung auf der Bühne: Musical-Dar- steller Robert David Marx, der in der Rolle des Sam Carmichael (im Film ge- spielt von Pierce Brosnan) zu sehen war, erhielt einen gewaltigen Sonderapplaus aus den Reihen des Samariterbundes, denn Marx ist im richtigen Leben ein ehrenamtlicher Samariter. „Wir haben diesen besonderen Tag gemeinsam mit all den großartigen Menschen genossen, die unsere Ge- meinschaft so stark machen“, freute sich Hundsmüller nach der Show. Großzügiger Spendenscheck Im Beisein von Mitarbeiter:innen aus dem Bereich der Pflege wurde ein Spendenscheck in der Höhe von 10.000 Euro überreicht. Die Geschäftsführer Klaus und Gottfried Hoffmann von der Tischlerei Hoffmann unterstützen damit Nachhaltigkeitsprojekte im burgenländi- schen Pflegebereich. „Der Mitarbeiter-Ausflug zu den See- festspielen wird uns in bester Erinne- rung bleiben“, so Hundsmüller. „Und das liegt nicht nur an der fulminanten Musical-Produktion, sondern auch an der großherzigen Spende der Tischlerei Hoffmann.“ Georg Biron Andreas Balog (Geschäftsführer Samariterbund), Klaus Hoffmann, Reinhard Hundsmüller (Samariterbund-Bundessekretär), Christine Ecker (Leitung Geschäftsbereich Pflege) und Gottfried Hoffmann bei der Spendenübergabe. Große Überraschung: Als „Sam“ brillierte Robert David Marx (2. von rechts), der im echten Leben ein Samariterbund-Mitglied ist. Fotos: Samariterbund/Lipisnky (Gruppe), Jerzy Binw (Szene „ Mamma Mia “) 8_REPORTS eit rund einem Jahr ist James ein fixer Bestandteil im Angebot des Samariterbundes und erfreut sich großer Beliebtheit – nicht ohne Grund. Die Uhr ist nicht nur funktional, sondern auch ein Blickfang am Handgelenk. Durch das moderne Design und die verwendeten Materialien passt sich die Uhr jedem Stil an. Zusätzlich fördert der integrierte Schrittzähler ein gesundes und aktives Leben. „James macht das Leben nicht nur sicherer und bequemer, die Uhr ermutigt unsere Kund:innen, sich im Rahmen ihrer Möglichkeiten körperlich zu betätigen. Das wirkt sich nicht nur positiv auf die körperliche und geistige Gesundheit aus, sondern fördert vor allem, die sozialen Kontakte aufrechtzuerhalten. Schnell in den Supermarkt oder ein kleiner Spazier- gang zum Nachbarn drei Häuser weiter, genau diese kleinen Alltagsaktivitäten machen für unsere Kund:innen den Un- terschied“, erzählt Marion Stadlober von den Samariterbund-Notrufgeräten. Zusammen aktiv mit James Einfach einmal wieder unbeschwert Freunde und Bekannte treffen oder eine kleine Wanderung durchs Grüne unter- nehmen: Für unsere Kund:innen ist diese neugewonnene Freiheit unbezahlbar. Das Schöne ist aber vor allem: Die Uhr bringt Menschen zusammen. Frau Müllner, Frau Egger und Frau Pichler – glückliche James-Kundinnen – kommen regelmäßig auf einen Plausch zusammen. Die drei rüstigen Damen lieben es, sich gemeinsam bei einem Kaffee über das aktuelle Geschehen im Ort auszutauschen und Freizeitpläne für die nächsten Tage zu schmieden. Frau Egger erzählt: „Dank James können wir auch einmal wieder eine größere Runde durch den Ort drehen. Man fühlt sich einfach besser, wenn man weiß, dass Hil- fe zur Stelle ist, wenn man sie braucht.“ Frau Pichler ergänzt schmunzelnd: „In unserem Alter ist man ja nicht mehr so sicher zu Fuß. So schnell kann man gar nicht schauen, und schon liegt man auf dem Boden. Wir sind ja auch nicht mehr die Jüngsten. Den James, den möchten wir alle drei nicht mehr missen.“ Florian Schwenkkrauss Erfahren Sie mehr über James und lassen Sie sich von der neuen Generation der Notrufuhren begeistern. Alle Informationen finden Sie unter der Telefonnummer +43 1 89 145-161 oder auf unserer Website: www.samariterbund.net/notrufsysteme James ist mehr als bloß eine Uhr – sie ist ein lebensrettender Be- gleiter, der Sicherheit und modernes Design vereint. Im Notfall genügt ein Knopfdruck, und Hilfe eilt herbei. Ob zu Hause oder un- terwegs: James bietet Sicherheit rund um die Uhr, 365 Tage im Jahr. Schlaganfall-Hilfe Ein Schlaganfall zählt zu den zeitkritischen Notfällen. Die me- dizinische Hilfe in den ersten vier Stunden entscheidet über lang- fristige Folgeschäden. Aber viele Betroffene nehmen die Situation nicht ernst genug. Die Symptome werden zwar richtig erkannt, aber die (Lebens-)Gefahr nicht richtig eingeschätzt. Dadurch verzögern sich der Notruf, die Erste Hilfe, der Behandlungsbeginn. Die Folge sind schwere Beeinträchtigungen oder der Tod. Die aufwendige und langwierige Rehabilitation ist so- wohl für die Betroffenen als auch für die Angehörigen oftmals sehr belastend. Ein F.A.S.T.-Test lässt Ersthel- fer:innen erkennen, ob eine Per- son vermutlich einen Schlaganfall gehabt hat. F wie „Face“ (Gesicht): Kann die Person lächeln? A wie „Arms“ (Arme): Kann die Person beide Arme heben? S wie „Speech“ (Sprechen): Die Person soll einen einfachen Satz nachsprechen. T wie „Time“ (Zeit): Sobald ein Sym- ptom erkannt wird: die Rettung rufen! Jede Minute zählt! Ihr Bundeschefarzt Prof. Dr. Michael Gruska Dank James können sich die drei Damen aus Villach wieder unbeschwert auf eine Tasse Kaffee treffen. Fotos: Samariterbund/Lipinsky (Gruska), Samariterbund Kärnten (1) 9Next >