Das Magazin des Arbeiter-Samariter-Bund Österreichs Nr. 1/MÄRZ 2024 www.samariterbund.net SERVICE_JUGEND & PFLEGE Samariterbund begeistert junge Menschen für Pflegeberufe. INTERN_MEDIZINISCHE VERSORGUNG Samariter:innen unterstützten hausärztlichen Bereitschaftsdienst. REPORT_KATASTROPHENHILFE Ein Jahr nach dem Beben: der Türkei-Einsatz in der Rückschau Österreichische Post AG – MZ 02Z034001M – Arbeiter-Samariter-Bund Österreichs Bundesverband, Hollergasse 2–6, 1150 Wien Österreichische Post AG – MZ 02Z034001M – Arbeiter-Samariter-Bund Österreichs Bundesverband, Hollergasse 2–6, 1150 Wien Samariter Wunschfahrt Wir erfüllen schwerstkranken Menschen ihren letzten Wunsch. Mit Ihrer Hilfe. Jetzt spenden auf wunschfahrt.at Noch einmal das Leben erleben. Eigenwerbung_SERVICE 19 Verkehrscoaching Gegen Alkohol und Drogen am Steuer 24 Hilfe auf Knopfdruck Die Samariterbund-Notrufsysteme 30 Gewinnspiel Spielen Sie mit und gewinnen Sie! Liebe Leserinnen und Leser E in österreichischer Bundeskanzler hat einmal gesagt: „Es ist alles sehr kompliziert!“ Er hatte damals schon recht, doch im Vergleich zu den heutigen Verhältnissen kann man feststellen: „Alles ist noch kom- plizierter geworden!“ Die Welt verändert sich in rasantem Tempo, und damit Schritt zu halten, ist eine große Aufgabe. Der Samariterbund übernimmt Verantwortung und ist auf dem richtigen Weg, um in Österreich gesellschafts-, gesundheits- und sozialpolitisch erfolgreich zu sein und Menschen in Not zur Seite zu stehen, die sich selbst nicht helfen können. Wir bieten professionelle Hilfe zur Selbsthilfe sowie begleitende Unterstützung an. Die Rahmenbedingungen sind komplex. Es hängt nicht nur am Geld, das wir für den Betrieb und die Dienstleistungen von Bund, Land und Spender:innen bekommen. Es hängt auch mit dem politischen Willen zusammen, das gesamte System zu reformieren. Die Gesellschaft wird immer älter. Der geregelte Zuzug von jungen Menschen, die in Österreich arbeiten wollen, ist unbedingt notwendig. Um die Standards halten zu können, müssen wir verschiedenste Einzel- aufgaben erledigen, die in ihrer Gesamtheit alle miteinander verbunden sind. Es ist keine Maßnahme ohne die andere denkbar. Neoliberale Ten- denzen, die unverkennbar vorhanden sind und soziale Errungenschaften gefährden, müssen nach den Wahlen unbedingt verhindert werden. Im ersten desJahres2024findenSieeineVielzahlvonStorys,die unsere aktuellen österreichweiten Aktivitäten abbilden. Den Schwerpunkt dieser Ausgabe widmen wir – angesichts „50 Jahre Zivildienstgesetz“ – der großartigen Arbeit unserer „Zivis“. Bei der Lektüre wünsche ich Ihnen spannende „Aha-Erlebnisse“, neue Einblicke in den Samariterbund – und darüber hinaus ein schönes Frühjahr mit der Familie und im Freundeskreis. Reinhard Hundsmüller Bundessekretär und Bundesgeschäftsführer Arbeiter-Samariter-Bund Österreichs IMPRESSUM UND OFFENLEGUNG: Herausgeber/Medieninhaber/Hersteller/Diensteanbieter: Arbeiter-Samariter-Bund Österreichs Bundesverband, Hollergasse 2–6, 1150 Wien, Vereinsbehörde: Landespolizeidirektion Wien, ZVR-Zahl: 765397518, UID-Nummer: ATU 16370406. www.samariterbund.net/impressum Redaktion: Arbeiter-Samariter-Bund Österreichs, 1150 Wien, Hollergasse 2–6; Georg Biron, Mag. a Agnieszka Gornikowska, Ass. iur. Michael Brommer, Bertram Gross, Dorothée Huber MA , Peter Kalcic BA MAS, Mag. a Susanne Kritzer, Ing. Michael Lichtblau-Früh, Christoph Lipinsky, Mag. a Anja Schmidt, Franziska Springer, Florian Schwenkkrauss MA, Markus Tadros, Mag. a Martina Vitek-Neumayer, Mag. (FH) Georg Widerin. Druckerei: Walstead Leykam Druck GmbH & Co KG, Bickfordstraße 21, A-7201 Neudörfl. Verlags- & Herstellungsort: Wien. Blattlinie: Berichte über die Tätigkeit des Arbeiter-Samariter-Bund Österreichs. Namentlich gekennzeichnete Beiträge und Gastkommentare müssen nicht mit der Meinung des Herausgebers übereinstimmen. Entgeltliche Einschaltungen werden mit „entgeltliche Einschaltung“ oder „bezahlte Anzeige“ gekennzeichnet. DATENSCHUTZINFORMATION: Der Arbeiter-Samariter-Bund Österreichs Bundesverband verarbeitet personenbezogene Daten von Mitgliedern, Kunden und Spendern zur Erfüllung des jeweiligen Zwecks, für den der Arbeiter-Samariter-Bund Österreichs Bundesverband sowie das verbundene Unternehmen Samariterbund Österreich Rettung und Soziale Dienste gGmbH die Daten erhoben haben. Näheres finden Sie unter www.samariterbund.net/datenschutz. Der Arbeiter-Samariter-Bund Österreichs Bundesverband verarbeitet darüber hinaus die Kontaktinformationen sämtlicher Personenkontakte zum Zwecke der Zusendung dieses Magazins. Die Verarbeitung erfolgt auf Grundlage des berechtigten Interesses, über das eigene Lieferungs- und Leistungsspektrum zu informieren. Die Daten werden nur solange gespeichert, als zur Erfüllung dieses Zwecks erforderlich ist. Der von der Verarbeitung Betroffene hat das Recht auf Auskunft über die gespeicherten Daten gemäß Art 15 DSGVO, auf Berichtigung unzutreffender Daten gemäß Art 16 DSGVO, auf Löschung der Daten gemäß Art 17 DSGVO, auf Einschränkung der Verarbeitung von Daten gemäß Art 18 DSGVO, auf Widerspruch gegen die unzumutbare Datenverarbeitung gemäß Art 21 DSGVO sowie auf Datenübertragbarkeit gemäß Art 20 DSGVO. Der Betroffene hat das Recht sich bei der Aufsichtsbehörde zu beschweren – zuständig ist in Österreich die Datenschutzbehörde. _INTERN 12 Nachgefragt bei Franz Schnabl und Reinhard Hundsmüller 17 Lokalaugenschein Zu Besuch in der Petritschgasse 23 Gut aufgestellt ASBÖ Wasserrettung hat neuen Beirat _REPORT 8 Freiwilliges Sozialjahr Burgenländerin Denise im Porträt 9 Nachwuchshoffnung Teenager verstärkt Rettungshundestaffel 20 Zwei Jahre Ukraine-Krieg Der Samariterbund hilft vor Ort 3 _EDITORIAL Foto: Samariterbund (1), Coverbild: Samariterbund/Lipinsky Coverbild-Edit: Samariterbund/LichtblauD er 6. März 1974 ist ein bedeu- tendes Datum für das öster- reichische Sozial- und Ge- sundheitswesen. An diesem Tag wurde im Nationalrat das Zivildienstgesetz beschlossen – und damit der Grund- stein für jenen Dienst gelegt, den heute fastdieHälfteallerwehrpflichttaug- lichen Österreicher absolviert. Diese wegweisende Regelung eröffnete jungen Männern die Möglichkeit, sich vom Dienst beim Bundesheer befreien zu las- sen und stattdessen „Wehrersatzdienst“ zu leisten. In Kraft trat das Gesetz am 1. Jänner 1975. Der Papierform nach stand esnunjedemWehrpflichtigenfrei,sich für den Zivildienst zu entscheiden. Nur: Die Realität sah freilich anders aus. Die Hürden, tatsächlich als Zivildienst- leistender akzeptiert zu werden, waren hoch. So war etwa ein Hearing vor einer Kommission notwendig, bei dem die jungen Männer genau darlegen muss- ten, warum sie nicht den Dienst mit der Waffe leisten wollten oder konnten. Die Kommission hatte dann das letzte Wort – und nicht immer war ihre Entschei- dung nachvollziehbar. Erst 1991 wurde die „Prüfung von Gewissensgründen auf Glaubhaftigkeit“ abgeschafft. Auch aus der Gesellschaft schlug den Burschen, die einen Dienst abseits vom Heer anstrebten, anfangs Misstrauen entgegen. Sie galten als „subversive Elemente“, wurden oft als „Drücke- berger“ oder gar als „Vaterlandsverrä- ter“ verunglimpft. Es brauchte damals definitivMut,sichfürdenZivildienstzu entscheiden. Die „Zivis“ der ersten Stun- den haben somit echte Pionierarbeit geleistet und mit ihrer Standfestigkeit die Basis für die Erfolgsgeschichte des Zivildienstes gelegt. Eintrittsticket zum Ehrenamt 2023 versahen 14.630 Österreicher Zivil- dienst (zum Vergleich: 1975 waren es ge- rade einmal 344), und die „Zivis“ gelten mittlerweile nicht nur als unverzichtbare Leistungsträger im Gesundheits- und Sozialbereich, sondern werden von den Rettungs- und Hilfsorganisationen auch dringend gesucht. Eine Entwicklung, die bei Einführung des Gesetzes kaum jemand für möglich gehalten hat. Samariterbund-Urgestein Hermann Tan- czos, 1975 für den Fuhrpark und auch für die Integration der neuen Berufsgruppe in die Organisation verantwortlich, erinnert sich: „Wenn ich ehrlich bin: Mit offenen Armen wurden die Zivildiener zu Beginn nicht empfangen. Die einen hatten Angst, dass die Jungen ihnen die Arbeit weg- nehmen, die anderen waren der Meinung, dass die ‚Zivis‘ nutzlos seien und ihnen nur im Weg herumstehen würden.“ Nichts davon hat sich bewahrheitet. Ganz im Gegenteil. Schnell wurde klar, welch Einst kämpften sie um Anerkennung, mittlerweile sind sie zu einer unverzichtbaren Säule der Gesellschaft geworden: die „Zivis“. 4 Fotos: Samariterbund/Lipinsky (2) Edit: Samariterbund/Lichtblau _REPORT Die „Zivis“ der 1. Generation mussten noch um Anerkennung kämpfen ...großes Potenzial die jungen Mitarbeiter darstellten: „Ohne den Zivildienst hätte der Samariterbund in den letzten Jahr- zehnten nicht so enorm wachsen können. Denn viele der Burschen blieben uns auch nach ihre ‚Zivi‘-Zeit als Ehrenamtliche erhalten“, betont Tanczos. „Gäbe es den Zivildienst nicht, müsste man ihn erfinden!“ Rund 1.200 junge Männer melden sich jedes Jahr zum Zivildienst beim Sama- riterbund. Damit zählt die Blaulicht- und Gesundheitsorganisation zu den größten Zivildienstträgern des Landes. Die meisten Samariter-„Zivis“ sind als Rettungssanitäter unterwegs, aber auch in der Katastrophenhilfe, im Bereich derPflegeundinderBetreuungvonGe- flüchteten,VertriebenenoderSchutzsu- chenden bzw. wohnungslosen Menschen sind sie im Einsatz. „Gäbe es den Zivildienst nicht, müsste manihnerfinden!“,bringtesSamariter- bund-Bundesgeschäftsführer Reinhard Hundsmüller auf den Punkt. „Die Zivildienstleistenden unterstützen uns maßgeblich dabei, unsere soziale Missi- on zu erfüllen. Im Gegenzug bieten wir den jungen Männern wertvolle Herzens- bildung: Sie tauchen in neue Lebenswel- ten ein, sehen und helfen Menschen in Not – das prägt den Charakter und den Blickwinkel für den Rest des Lebens.“ Zivildienst zukunftsfit machen Um Anerkennung, wie noch vor 50 Jah- ren, muss das Zivildienstwesen längst nicht mehr kämpfen. Heute geht es vor allem darum, genügend „Zivis“ zu bekommen. Der herrschende Mangel an Zivildienst- leistenden ist eine enorme Belastung für Rettungs- und Sozialorganisati- onen. Ich freue mich, dass auch die Bundesregierung hier mittlerweile Handlungsbedarf erkannt und entspre- chende Maßnahmen gesetzt hat“, meint Hundsmüller. Vor allem die Erhöhung der Grundvergütung oder das Gra- tis-Klimaticket waren erste wichtige Schritte. Auch dass seit Kurzem im RahmendesZivildienstesdiePfle- ge-Grundausbildung absolviert werden kann, ist zu begrüßen. Aber es braucht noch mehr! Konkret wäre hier etwa die Möglichkeit einer freiwilligen Ver- längerung des Zivildienstes von neun auf zwölf Monate zu nennen. Dazu Hundsmüller:„Daswäredefinitiveine sehr große Erleichterung für uns. Und es gibt auch vonseiten der Zivildienst- leistenden immer wieder Anfragen, den aktiven Dienst zu verlängern, um etwa die Zeit bis zum Ausbildungsbeginn sinnvoll zu überbrücken.“ Franziska Springer NICHT STILLGESTANDEN! Alles Infos zum Zivildienst beimSamariterbundfindestduhier: www.samaritebrund.net/zivildienst ... ihre Nachfahren gelten längst als unverzichtbare Leistungsträger im Gesundheits- und Sozialbereich. 55 _REPORTLieber Willi, mittlerweile bist du Obmann der ASB-Gruppe Raben- stein – begonnen hat deine Samariter- bund-Karriere aber, wie bei so vielen deiner Kollegen, mit einem Zivildienst. Warum wolltest du „Zivi“ werden? Es war purer Zufall! Eigentlich hatte ich vor, zum Bundesheer zu gehen. Der damalige Obmann der Gruppe Rabenstein war mit meinem Vater gut befreundet, der hat mir den Zivildienst dann schmackhaft gemacht. Zum Glück – sonst würde ich heuer wohl nicht mein 40-jähriges Dienstjubiläum beim Sama- riterbund feiern können. Welchen Stellenwert hatten Zivildiener in deiner Zeit? Das ist kein Vergleich zu heute. Wir gal- ten teilweise als Wehrdienstverweigerer, als „faule Hund’“, wurden manchmal regelrecht beschimpft. Vor allem mit ein paar alten Männern im Ort hatte ich unschöne Diskussionen. Besonders sensibel durfte man da nicht sein. Aber so war halt der Zeitgeist damals. Welche Erinnerung hast du an die Gewissensprüfung durch die Zivildienstkommission? Als ich einrücken musste, 1984, gab es von unserem Landesverband schon einen Fragenkatalog, mit dem man sich gut auf diese Situation vorbereiten konnte. Aufpassen musste man trotz- dem. Ich wurde zigmal das Gleiche ge- fragt, zum Beispiel ob ich Jäger bin bzw. wie ich zur Jagd stehe. Widersprechen durfte man sich da nicht. 1984 dauerte der Zivildienst zwölf Monate. Wie siehst du im Rückblick dein Zivildienstjahr? Im Vergleich zu den anderen auf der Dienststelle waren wir für damalige Verhältnisse sehr gut ausgebildet. Dazu muss man wissen: In den 1980ern reichte ein 72-Stunden-Erste-Hil- fe-Kurs, um ehrenamtlich als Sanitä- ter zu arbeiten. Wir „Zivis“ mussten aber schon eine dreiwöchige Schulung absolvieren. Eingesetzt wurden wir je- doch trotzdem vorwiegend für niedrige Arbeiten. Das lag daran, dass unsere Dienststelle sehr, sehr gut besetzt war und die Ehrenamtlichen Vorrang gegenüber uns „Zivis“ hatten – deshalb waren wir froh, wenn wir überhaupt als „Sani“ mitfahren durften. Das hat sich aber zum Glück massiv geändert. Heute weiß man, was man an den Zivildie- nern hat. Wir setzen unsere Burschen entsprechend ihrer Ausbildung ein. Al- les andere wäre fahrlässig. Denn seien wir uns ehrlich: Ohne „Zivis“ wäre jede Dienststelle aufgeschmissen. Es würde das Rettungswesen in dieser Form nicht geben! Zivildienst einst und jetzt Sowohl Willi Vorlaufer als auch Florian Heindl haben sich für einen Zivildienst bei der ASB-Gruppe Rabenstein entschieden. Der eine kam 1984 als „Zivi“ zum Samariterbund, der andere gut 40 Jahre später. Wie hat sich das Zivildienstwesen im Laufe der Jahrzehnte gewandelt? hat bei den beiden Samaritern im niederösterreichischen Pielachtal nachgefragt. Seit 40 Jahren ist Willi Vorlaufer beim Samariterbund, begonnen hat er 1984 als „Zivi“. INTERVIEW 6 _REPORTLieber Florian, du bist einer von aktuell sechs „Zivis“ beim ASB Rabenstein. Wann hat du dich dafür entschieden, deinen Zivildienst beim Samariterbund zu machen? Das war relativ spontan, eigentlich erst direkt bei der Stellung. Ich war gemein- sam mit einem Freund bei diesem Ter- min, und er hat mich überhaupt erst auf die Idee gebracht, zur Rettung zu gehen. Er hat gemeint, dass das für mich – da ich Rabensteiner bin und mich im Ort gut auskenne – super passen würde. Und so war es dann auch! Wie schaut ein typischer Tag von dir aus? Ich komme auf die Dienststelle, melde mich an und checke als erstes, ob die Autos einsatzbereit sind (Anm.: Die Gruppe Rabenstein verfügt über zwei KTWs und einen RTW sowie ein Essen auf Rädern-Fahrzeug). Danach schaue ich, was auf der Dienststelle zu tun ist bzw. warte auf meine Einsätze. Das Coo- le an meiner Tätigkeit: Es gleicht kein Tag dem anderen, und man kommt viel mit unterschiedlichen Menschen in Kon- takt. Wenn ich es mir aussuchen kann, bin ich aber am liebsten mit dem KTW unterwegs, da ist immer etwas zu tun. Als Zivildienstleistender wird man mit vielen herausfordernden Situa- tionen konfrontiert. Fühlst du dich darauf gut vorbereitet? Darauf achten schon meine Vorgesetz- ten und die erfahreneren Teammitglie- der. Meine Kolleginnen und Kollegen wissen, wie sie mir Dinge vorzeigen oder erklären müssen, damit ich mich im Ein- satz und im Notfall sicher fühle. Wenn ich Unterstützung brauche, bekomme ich sie immer. Das stärkt ungemein. Würdest du den Zivildienst weiterempfehlen? Ich möchte nicht für andere sprechen, aberfürmichwaresdefinitivdierichti- ge Entscheidung. Etwas zu tun, wovon diegesamteGesellschaftprofitiert, ist sehr bereichernd. Was noch dazu kommt: Man lernt als „Zivi“ bei der Ret- tung Dinge, die man auch im privaten Leben brauchen kann. Wenn ich jetzt zu einem Notfall komme, weiß ich, wie ich reagieren muss und wie ich helfen kann. Das kann mir keiner mehr nehmen! Wirst du nach deinem Zivildienst ehrenamtlich beim Samariterbund bleiben? Ich bin sehr gern „Sani“. Wennessichberuflichvereinbaren lässt, auf alle Fälle! Das Interview führte Franziska Springer Florian Heindl, einer von sechs Zivildienstleistenden der ASB-Gruppe Rabenstein. Gemeinsam durch Dick und Dünn: „Zivis“ lernen viel von ihren erfahrenen Kolleg:innen, diese wiederum wissen genau was sie an den jungen Samaritern haben. Fotos: Samariterbund/Lipinsky (3) _REPORT 7Der Samariterbund ist seit dem Jahr 2014 anerkannter Träger des Freiwilligen Sozialjahres (FSJ). Als erste Teilnehmerin im Burgenland blickt Denise Meyer mit Begeisterung auf ihr Engagement zurück. Neun Jahre danach ist die 28-jährige immer noch regelmäßig als ehrenamtliche Notfallsanitäterin unterwegs. D ie Entscheidung, welchen Aus- bildungsweg sie nach der Matura einschlagenkönnte,fielderdamals 18-Jährigen nicht leicht. „Ich konnte mich nicht wirklich für ein bestimm- tes Studium entscheiden, und da viele meiner Freunde als Zivildiener beim Rettungsdienst begonnen haben, wurde auch mein Interesse dafür geweckt.“ Nach einem Informationsgespräch beim Samariterbund Wien wurde der Kontakt zur damaligen Dienststelle Andau auf- genommen. „Danach war für mich alles klar: Ich entschloss mich für die Ausbil- dung zur Rettungssanitäterin!“, erinnert sich Denise Meyer mit Begeisterung. Im September 2014 war es dann so weit: Die heute 28-Jährige begann als erste Teilnehmerin ihr Freiwilliges Sozialjahr beim Samariterbund Burgenland. Die Zusammenarbeit innerhalb des Teams hat Denise in bester Erinnerung: „Vom ersten Tag an wurde ich im Ret- tungswagen von allen herzlich aufge- nommen und auf die Autos und Geräte eingeschult. Teamwork im Rettungs- dienst ist das A und O – dort habe ich gelernt, wie wichtig Zusammenhalt ist. Im Laufe dieser zwölf Monate sind mir sehr viele Kolleginnen und Kollegen ans Herz gewachsen, und der Samariterbund wurde zu einer zweiten Familie für mich. Ich habe in dieser Zeit sehr viel gelernt und mich persönlich weiterentwickelt.“ Gemeinsamer Dienst mit dem jüngeren Bruder Nach einem ereignisreichen Jahr beim Samariterbund wusste Denise, welches beruflichesZielsievorAugenhatte:Sie entschied sich für das Bachelorstudium fürGesundheits-undKrankenpflege! Nach Beendigung ihres Studiums begann die 28-Jährige ihre Berufslaufbahn im Anästhesiebereich, zusätzlich absolvierte sie die Ausbildung für Notfallsanitä- ter:innen. „Ich würde allen, die sich für diese Fachgebiete interessieren, das FSJ empfehlen. Auch vielen Bekannten hat sich durch das FSJ ihre Berufswahl er- schlossen,seiesMedizin,Pflege,Physio- therapie oder generell der Sozialbereich.“ Mit großem Engagement ist sie seit dem Abschluss ihres Freiwilligen Sozialjah- res weiterhin als Ehrenamtliche in der Dienststelle Zurndorf aktiv. Und mehr noch: „Ich habe zwei jüngere Brüder, die beide ihren Zivildienst in Andau absol- viert haben. Beide konnte ich wohl mit meiner Begeisterung anstecken, denn es hat ihnen sehr gut im Rettungsdienst gefallen. Steven, mein jüngster Bruder, bleibt uns auch als motivierter Ehren- amtlicher erhalten. Es ist schön, wenn wir gemeinsam Dienst machen und ich mein Wissen an ihn weitergeben kann.“ Christa Schmatzberger, für die Koor- dination des FSJ beim Samariterbund verantwortlich, fasst zusammen: „Vom FSJprofitierenbeideSeiten–die Teilnehmenden berichten bei der Ab- schluss-Evaluierung oft davon, wie sehr sie das FSJ in Ihrer Persönlichkeitsent- wicklung, in ihrem Auftreten und Selbst- bewusstsein weitergebracht hat. Seitens der Politik wurden im Vorjahr die Rah- menbedingungen beim FSJ verbessert, es gibt jetzt das Gratis-Klimaticket und ein höheres Taschengeld. Damit zukünftig vielleicht noch mehr junge Menschen sich für ein FSJ entscheiden.“ Anja Schmidt Alles Infos zum Freiwilligen Sozialjahr beim Samariterbund findest du hier: www.samariterbund.net/fsj Denise Meyer beim Burgenländischen Notarzttag 2022 Mit ihrem Bruder Steven, einem Zivildiener, beim Rettungsdienst Fotos: Samariterbund Burgenland (2) 8 _REPORTDie Rettungshundestaffel Kärnten ist eine Spezialabteilung unserer südlichsten Landesorganisation. Mit großem Eifer mit dabei ist Bianca Heiser: Erst 14 Jahre jung, ist sie bereits eine wertvolle Unterstützung für das Team. Tatkräftig bringt sie sich beim Training oder bei Veranstaltungen ein. M ehr als die Hälfte ihres Lebens ist Bianca bereits Teil des Samari- terbundes. „Als ich etwa sechs Jahre alt war, haben mich meine Eltern Angelika und Bernhard, die ebenfalls bei der Rettungshundestaffel aktiv sind, mitge- nommen“, erinnert sich Bianca an ihre Anfänge beim Samariterbund. Auch Benjamin, ihr 19-jähriger Bruder, war damals schon mit von der Partie. „Wir wurden immer sehr nett empfangen, und ich habe mich von Anfang an in der Gruppe wohlgefühlt.“ Zu Einsätzen darf Bianca noch nicht ausrücken, aber bei Veranstaltungen ist sie immer gerne mit dabei. „Ich helfe bei den Vorführungen mit den Hunden oder betreue Info-Stände mit, wo wir unsere beliebten Plüschhunde verkaufen.“ Neben der Öffentlichkeitsarbeit unter- stützt die 14-Jährige auch das regelmä- ßige Training im Gelände. „Ich bin dann die Versteckperson, und die Hunde müssen mich suchen.“ Der Teamgeist innerhalb der Rettungshundestaffel ist groß, wie auch schon Bianca weiß: „Alle sind sehr nett und hilfsbereit, und ich werde immer miteinbezogen.“ Die Ret- tungshundestaffel besteht übrigens aus 26 ehrenamtlichen Mitgliedern – Hun- deführer:innen und Einsatzhelfer:innen – und kann auch außerhalb von Kärnten für Einsätze angefordert werden. Die Schülerin einer dritten Klasse der NMS in Moosburg (Bezirk Klagen- furt-Land) ist selbst schon sehr erfah- ren in der Beziehungsarbeit mit den Vierbeinern. „In der Familie haben wir drei Hunde – Kira ist ein Stöberhund, Hermine ein Personenspürhund und Gismo ein Therapiebegleithund. Jeder von ihnen hat ein einzigartiges Wesen und gemäß der unterschiedlichen Aus- bildung auch ganz spezielle Fähigkei- ten.“ So kommen bei der Flächensuche Stöberhunde in einem vorgegebenen SuchgebietflächendeckendzumEinsatz, während Personenspür- bzw. Mantrai- ling-Hunde den individuellen Geruch einer bestimmten vermissten Person wahrnehmen können. Trümmersuch- hunde unterstützen Suchtrupps nach Naturkatastrophen, mit Therapiebe- gleithunden besuchen die Staffelmit- glieder Einrichtungen für Senior:innen oder Kinder. „Enormes Gespür für den Umgang mit Tieren“ Für Gleichaltrige erfüllt Bianca eine Vorbildfunktion: „Wenn mich andere Jugendliche fragen, warum ich so viel Freizeit beim Samariterbund verbringe, dann versuche ich ihnen zu erklären, wie wichtig die Arbeit mit den Hunden ist.“ Auch Franz Blatnik, Leiter der Rettungshundestaffel und Obmann der Gruppe Villach des Samariterbundes, ist voll des Lobes für das Engagement der jungen Freiwilligen. „Bianca hat großes Talent und ein enormes Gespür für den Umgang mit den Tieren. Wir sind sehr froh, dass wir sie in unserem Team haben!“ Aber wie gelingt es einem so engagier- ten Teenager, Ehrenamt und schulische VerpflichtungenuntereinenHutzu bringen? „Die Schule geht natürlich vor, aber wann immer es die Zeit zulässt, versuche ich, bei den Aktivitäten des Samariterbundes dabei zu sein.“ Und entschlossen fügt sie hinzu: „Das möch- te auch in Zukunft so halten! Denn zu sehen, welchen Spaß die Hunde haben, wennsiemichfinden,unddasGemein- schaftsgefühl mit den anderen Mitglie- dern zu erleben – das gefällt mir am besten!“ In diesem Sinne: Vielen Dank, Bianca, für deinen großartigen Einsatz und auf hoffentlich viele weitere Jahre beim Samariterbund! Anja Schmidt Bianca Heiser, 14 Jahre jung, ist schon erfahrene Einsatzhelferin bei der Rettungshundestaffel Kärnten. Fotos: Samariterbun Rettungshundestaffel Kärnten (1) 9 _REPORTNext >