< PreviousD iefortschreitendedemografische Entwicklung und sich wandelnde Familienstrukturen führen dazu, dass externe Betreuungsleistungen immer häufigerbenötigtwerden.Diesteigende Nachfrage nach Fachkräften im Gesund- heitswesen bleibt bestehen und wird vor- aussichtlich in Zukunft weiter zunehmen. Der Samariterbund möchte deshalb früh- zeitig gegensteuern und junge Menschen dazu ermutigen, sich für eine Karriere in derPflegezuentscheiden. Grundvoraussetzung: Positive Erfahrungen mit älteren Menschen! Einen grundlegenden Aspekt, um junge Menschen für diesen Beruf zu begeis- tern, sehen die beiden Expert:innen in positiven Erfahrungen mit gesunden älteren Menschen bereits in jungen Jahren, am besten schon im Kinder- gartenalter. Vielen Kindern fehle dies heutzutage. Der Familienverband ist nicht mehr so stark, wie vor eini- gen Jahrzehnten – Mehrgeneratio- nen-Haushalte werden immer seltener. Pflegekompetenzen,seiesimUmgang mitMenschen,TierenoderPflanzen, Junge Talente im Pflegebereich zu gewinnen, wird immer schwieriger. traf Sonja Treiber und Joris Stifter vom Pflegekompetenzzentrum Weppersdorf, um über erfolgversprechende Ansätze, wie Jugendliche für eine Karriere in der Pflege begeistert werden können, zu sprechen. Frischer Wind für die Pflege Monique, Tatjana und Niklas schätzen den persönlichen Kontakt mit Menschen und die Vielfalt. Ihre Motivation und ihr Interesse in diesem Bereich tätig zu werden, ziehen alle drei aus ihrem persönlichen Umfeld. Sonja Treiber und Joris Stifter sehen die Bildungseinrichtungen als Schlüssel zur Begeisterung für die Pflege. _SERVICE 10 Fotos: Samariterbund/Lipinsky (5)D urch meinen Opa kam ich schon früh mit diesem Thema in Berüh- rung und entschied mich für eine Schu- lemitSchwerpunktPflege.Dochich war mir nicht sicher, ob ich diesen Weg weiterverfolgen wollte, da Schule und Praxis oft unterschiedlich sind. Deshalb entschied ich mich, Praxiserfahrung zu sammeln, und wählte ein freiwilliges soziales Jahr beim Samariterbund. Seit vier Monaten arbeite ich nun hier und bin mir mittlerweile zu 100% sicher, dass ich in diesem Berufsfeld bleiben möchte. Besonders schätze ich die Vielfalt der Menschen und ihre Lebens- geschichten in diesem Berufsfeld. Sie haben so viel erlebt und zu erzählen. M eine Motivation, meinen Zivil- dienstimBereichPflegezuab- solvieren, kam aus der persönlichen Er- fahrung heraus. Meine Großeltern sind nicht mehr die Jüngsten und benötigen gelegentlich Unterstützung. Da dachte ich mir, warum nicht während meines Zivildienstes etwas Sinnvolles lernen, das ich auch zu Hause anwenden kann. Besonders schätze ich den Umgang mit den Menschen und den sozialen Aspekt dieses Berufsfeldes. Eine Situation, die bei mir einen bleibenden Eindruck hin- terlassen hat, war die Hilfsbereitschaft und Geschicklichkeit der Bewohner:in- nen. Egal in welcher Situation, jeder will mithelfen. M einPraktikuminderPflegezu absolvieren, entsprang meinem langjährigen Interesse an diesem Berufsfeld – meine ganze Familie ist im Sozialbereich tätig. Ich würde sogar sa- gen, dass es ein kleiner Traum von mir war, dem ich mich berufen fühlte. Besonders schätze ich die Menschen, die Kontakte und vor allem die Gesprä- che in diesem Berufsfeld. Ich kann ein- fach gut mit älteren Menschen umgehen und tue das aus vollem Herzen. Eine Situation, die bei mir einen bleiben- den Eindruck hinterlassen hat, war die Einstellung zum Leben einiger Bewoh- ner:innen. Ihre Lebensfreude ist einfach bemerkenswert. spielen eine entscheidende Rolle. Generationsübergreifende Projekte, wie zum Beispiel eine Nachbarschafts- hilfe, können Kindern und Jugendlichen erste Berührungspunkte mit der älteren Generation ermöglichen. So entstehen positive Erfahrungen. Bildungseinrichtungen als Schlüssel zur Begeisterung für die Altenpflege UmJugendlichefürdieAltenpflege zu begeistern, ist es wichtig, das Bild dieses Berufsfelds positiv zu gestalten. Informationstage an Schulen, Praktika inPflegeeinrichtungenundKooperatio- nen mit Bildungseinrichtungen können dazu beitragen, dass Jugendliche einen realistischen Einblick in dieses Be- rufsfeld erhalten. Es ist wichtig, die Vielseitigkeit und die sozialen Aspekte dieses Berufs zu betonen. Kontakt mit gesunden älteren Menschen, Genera- tionsübergreifendes soziales Lernen und Gespräche mit Senior:innen sollten als fester Bestandteile im Lehrplan verankert werden. Ein positives Beispiel istderjährlichstattfinde„BOYS’DAY“, wo junge Burschen die Gelegenheit be- kommen, soziale Berufe direkt vor Ort kennenzulernen. #samaritergepflegt Als einer der größten Dienstleister im Gesundheits-undPflegebereichsetzt sichderSamariterbundfürpflegebe- dürftige Personen, ihre Angehörigen unddasWohlbefindenseinerMitar- beiter:innenimPflegedienstein.Der BedarfanqualifiziertenPflegekräften wird weiter steigen, was gute Jobchan- cen für Jugendliche bedeutet. Zudem bietet der Samariterbund die Möglich- keit, sich ständig weiterzubilden und auf verschiedene Spezialgebiete zu fo- kussieren, denn die fachliche und per- sönliche Weiterentwicklung wird beim Samariterbund großgeschrieben. Florian Schwenkkrauss _SERVICE 11 Name: Niklas Biehlo Alter: 19 Zivildienst Name: Tatjana Riedl Alter: 21 Praktikum Name: Monique Pichelmaier Alter: 16 Freiwilliges Sozialjahr: Egal, wer diese Wahlen dominiert: Welche Maßnahmen muss die Politik setzen, um die Arbeit der NGOs generell und die des Samariterbundes im Speziellen zu erleichtern? Franz Schnabl: Die Zahl armutsgefähr- deter Personen wächst. Ich denke, dass hier eine politische Weichenstellung nach den Wahlen dringend notwendig ist. Das Soziale steht bei den Wahlen nicht sehr stark im Fokus. In ganz Eu- ropa sehen wir leider einen deutlichen Trend zu den Rechtspopulisten. Das ist demokratiepolitisch und in der Sozi- allandschaft gefährlich. Gerade jetzt ist der soziale Zusammenhalt in der Gesellschaft extrem wichtig. Wir kön- nen die Schwierigkeiten und Weichen- stellungen, die für mehr Gerechtigkeit sorgen, nur gemeinsam und solidarisch bewältigen. Reinhard Hundsmüller: Ich hoffe, dass ein innovativer Demokratisierungspro- zess in Europa angestoßen wird. Trotz aller Bedrohungsszenarien muss die Po- „Wir sind auf dem richtigen Weg!“ Das Jahr 2024 ist ein Superwahljahr. Sowohl in Österreich als auch in der EU. Samariterbund-Präsident Franz Schnabl und Bundesgeschäftsführer Reinhard Hundsmüller erklären im -Doppel-Interview , was sie sich von der Politik wünschen und welche Strategien der Samariterbund für die Zukunft hat. Im Notfall für andere da: Welche Rahmenbedingungen muss die Politik schaffen, damit „Hilfe von Mensch zu Mensch“ weiterhin funktionieren kann? _INTERN 12 Foto: Samariterbund/Breitegger (1)litik dafür sorgen, dass bei den Budgets nicht nur an die gesteigerte Wehrfähig- keit der Militärs gedacht wird, sondern auch an die Schwächsten in der Gesell- schaft. Die Gelder für die Bekämpfung der Armut und für die Sozialbetreuung dürfen auf keinen Fall reduziert werden. Außerdem muss man sich unbedingt verstärkt darum kümmern, dass der älterenGenerationinPflegeheimen,die den Namen verdienen, ein würdiges Leben im Alter ermöglicht wird. Der Samariterbund wird im Alltag sehr stark von Zivildienstleistenden und Ehrenamtlichen getragen. Die werden aber immer weniger ... Schnabl: Die Rettungs- und Kran- kentransporte sind nach wie vor eine Kernaufgabe des Samariterbundes. Das Ehrenamt und vor allem der Zivildienst sind dabei wesentlich. Wir müssen auch das Freiwillige Sozialjahr noch wesent- lich attraktiver gestalten, damit wir mehr junge Frauen und Männer für dieses Engagement gewinnen können. Ins- gesamt verdienen alle ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in allen Organisationen mehr Respekt so- wie auch die soziale, wirtschaftliche und gesundheitliche Absicherung und Unter- stützung. Anderen Menschen zu helfen muss ohne Nachteile für diejenigen sein, die im Rahmen unserer sozialen Mission ihre Freizeit zur Verfügung stellen. Hundsmüller: Es ist schwierig. Der Druck auf dem Arbeitsmarkt ist mittlerweile so groß, dass immer weniger Zeit für ein Ehrenamt übrig bleibt. Eine Folge davon ist, dass auf dem Land vor allem nachts etliche Rettungsstellen unbesetzt sind, weil es viel zu wenige Ehrenamtliche gibt. Das gleiche gilt für den Zivildienst, der war immer eine wesentliche Stütze. Aber die Babyboomer gehen in Pension, es gibt weniger Jugendliche und somit auch weniger Zivildiener. Auf den Punkt gebracht: Österreich braucht mehr Hauptamtliche im Rettungs- und Kran- kentransport. Es wird immer ein Bild vom Ehrenamt als Stütze der Gesellschaft gezeichnet, das der Realität bei weitem nicht mehr entspricht. All das hängt natürlich auch mit der Finanzierung von Dienstleistungen zusammen, mit den Löhnen und Gehältern. Ein altes Sprich- wort lautet: „Ohne Geld ka Musi’!“ Schnabl: Dazu kommen noch die Preissteigerungen bei den Treibstoffen für unsere Fahrzeuge, die Kosten für Strom und Gas in unseren Einrichtun- gen. Und darüber hinaus gibt es eine Fülle von neuen Vorschriften und Geset- zen, die man einhalten muss. Wenn wir etwaeinneuesPflegeheimbauen,dann müssen wir es 100% klimaneutral bauen, was zwar richtig und wichtig ist, aber ebenfalls sehr ins Geld geht. Wenn der Gesetzgeber hohe Standards verlangt, uns aber nicht das nötige Geld dafür gibt, stehen wir unter Druck. Hundsmüller: Wir sind als Samariter- bund ja nicht auf dem freien Markt unterwegs, sondern werden von Bun- desdienststellen oder Landesdienststel- len alimentiert. Das heißt, wir können nur das an Löhnen, Gehältern und Dienstleistungen weitergeben, was wir von Bund und Ländern sowie auch von unseren Spenderinnen und Spendern bekommen. Und wenn diese Mittel geringer werden, ist vieles nicht mehr möglich. Eine große Sorge, die mich umtreibt, ist das Gesundheitswesen. Das ist zwar in Österreich im Verhältnis zu anderen Staaten immer noch sehr in Ordnung, aber es kann ja nicht die Benchmark sein, dass man nur auf jene Staaten schaut, in denen es schlechter ist. Die Gefahr ist, dass es auch in Ös- terreich schlechter wird! Welche Strategien hat der Samariter– bund für die nahe Zukunft? Schnabl: Der Samariterbund wurde vor 20 Jahren überwiegend als Rettungsorga- nisation wahrgenommenen. Heute zählt er zu den größten Sozial- und Gesund- heitsorganisationen in Österreich. Diese Leistungen müssen für die Menschen in diesem Land deutlich sichtbar gemacht werden. Wir haben uns breiter aufge- stellt und auch in der Qualität deutlich verbessert. Und wir werden uns in Zu- kunft österreichweit noch mehr in den BereichenstationäreundmobilePflege, Sozialarbeit, Bildungsarbeit, präventive Gesundheitsvorsorge und Unterstützung in der Gesundheitsarbeit einbringen. Hundsmüller: Wir haben nur zwei Tätigkeitsbereiche nicht, nämlich den Kindergarten und die Bestattung. Aber sonst sind im Samariterbund alle The- men der Sozialhilfe und des Rettungs- dienstes sowie des Krankentransportes abgedeckt. Wir betreiben das seit Jahren sehr konsequent und werden diesen Weg nicht verlassen. Das merkt man zum Beispiel auch daran, dass wir im Jahr2024knapp200neuePflegebetten haben werden, 70 in Niederösterreich und 130 im Burgenland. Daran erkennt man sehr gut, wie sich unsere Organisa- tion weiterentwickelt. Das Interview führte Georg Biron „Alles hängt mit der Finanzierung von Dienstleistungen zusammen... Sprichwörtlich gibt's ohne Geld ka Musi ’ “, ergänzt Hundsmüller. „Wenn der Gesetzgeber hohe Standards verlangt, uns aber nicht das nötige Geld dafür gibt, stehen wir unter Druck“, sorgt sich Schnabl. 13 _INTERN Foto: Samariterbund/Lipinsky (2)„,Who Cares? Jüdische Antworten auf Leid und Not‘ ist das schwierigste Projekt, an dem ich je beteiligt war“, erzählt Marcus Patka im -Interview. Gemeinsam mit Caitlin Gura hat er die aktuelle Ausstellung im Jüdischen Museum in der Dorotheergasse 11 kuratiert. E s ist eine umfangreiche und viel- schichtige Präsentation des The- mas ‚Care‘ über einen langen Zeitraum geworden“, sagt Patka. Mehrere tausend Jahre alt sind die strengen religiösen Gebote zur Lebens- rettung und zur Hilfe von Mensch zu Mensch. Der Begriff „care work“ ent- stand erst in den 1990er Jahren im eng- lischen Sprachraum, umfasst bezahlte und unbezahlte Arbeit und orientiert sich an den Wünschen hilfsbedürftiger Personen. Dabei geht es aber um weit- aus mehr als bloß um medizinische Ver- sorgung. Es ist ein weites Feld, das sich vonmedizinischerHilfeundPflegeüber soziale und psychologische Fürsorge bis hin zu ökologischer Verantwortung er- streckt und alle Generationen umfasst. „Wer sorgt sich wann um wen, und wer ist von der Fürsorge ausgeschlossen? Die Ausstellung beleuchtet die univer- sellen Herausforderungen, denen die Menschheit durch Gewalt, Krankheit, Armut, Depression oder Katastrophen in Leid und Not gegenübersteht. Fast jeder Mensch ist irgendwann im Leben auf Hilfe angewiesen. Menschliche Empathie und Solidarität bleiben mehr denn je für ein friedliches Zusammenle- ben unentbehrlich“, erklärt Patka. Viele Facetten zum Thema „Care“ Die Ausstellung zeigt künstlerische Auseinandersetzungen, stellt Personen und Institutionen vor, die trotz ihrer Beiträge zum Allgemeinwohl in Verges- senheit geraten sind, und zeigt histori- sche Objekte – wie beispielsweise einen Erste Hilfe-Kasten aus der Frühzeit des Samariterbundes, einen traditionellen Feuerwehranzug aus Hirschleder sowie eine Krankenschwesternuniform aus dem Spitalsalltag im alten Wien. Ausgehend von den jüdischen Geboten des „Tikkun Olam“ (Heile die Welt) und der „Zedaka“ (Wohltätigkeit) wird ein informativer und faszinierender Rundgang geboten, der die Spuren von medizinischen, psychischen und sozi- alen Hilfeleistungen sowie den Men- schen dahinter zeigt. Die Forschungen jüdischer Ärzt:innen werden ebenso reflektiertwiedieGeschichtevonMüt- tern,Hebammen,Krankenpflegerinnen und Fürsorgerinnen. Kunst und Glaube, Religion und Forschung, Holocaust, Zerstörung und der Wiederaufbau nach 1945 sind dabei ebenso Thema wie die Aufforderung, selbst etwas zur Verbes- serung der Welt beizutragen. Der Katalog zur Ausstellung „Who cares?“, erschienen im Residenz Verlag (ISBN: 9783701736140, 176 Seiten, € 29,90), wirft einen Blick auf die Leistungen und Schicksale jüdischer Persönlichkeiten aus Wien: Bedeutende Ärzt:innen wie Emil Zuckerkandl und Margarethe Hilferding werden ebenso vorgestellt wie Pionier:innen aus dem Pflegebereich,z.B.HenrietteWeiss,die Begründerin einer jüdischen Kranken- schwesternschule. Das Jüdische Museum Wien (JWM) zeigt eine faszinierende Ausstellung zum Thema Leid und Not. Der Samariterbund unterstützt die Schau mit einer Leihgabe. In der Ausstellung „Who Cares“ mit Samariterbund-Beteiligung wird ein informativer und faszinierender Rundgang geboten, der die Spuren von medizinischen, psychischen und sozialen Hilfeleistungen sowie den Menschen dahinter zeigt. Fotos: David Peters (2), Samariterbund/Springer (Erste-Hilfe-Koffer) _REPORT 14Ein weiterer Fokus des reich bebilderten Buches von Caitlin Gura und Marcus Patka liegt auf den Personen und Organisationen, die trotz Lebensgefahr während der NS-Zeit im Einsatz waren. Außerdem beleuchtet der Katalog kritisch das Thema Geschlechterrollen im heutigen Care-Bereich und eröffnet neue Perspektiven. Jüdischer Kinderarzt im Samariterbund Ein jüdischer Psychoanalytiker und Kinderarzt zählte zu den frühen Mitge- staltern des Arbeiter-Samariter-Bund Österreichs. Josef Carl Friedjung stu- dierte in Wien Medizin. 1921 begrün- dete er die Wiener Sozialdemokratische Ärztevereinigung, die eine stärkere Verbindung von Medizin und Volks- wohlfahrt zum Ziel hatte: Die Ärzte- schaft sollte medizinisches Wissen weitergeben. Dazu gehörten der Einsatz hygienisch kontrollierter Abtreibungen, sexuelle Aufklärung von Jugendlichen und die Verbesserung der Wohn- und Lebensumstände der Arbeiterschaft. 1925 übernahm er das Kinderambulato- rium der Arbeiter-Krankenversicherung in Ottakring. Wenig später hielt Fried- jung bei Samariter-Treffen Vorträge über Kinderkrankheiten und die seelische Gesundheit von Kindern. Anfang der 1930er Jahre publizierte er Aufsätze in der Zeitschrift „Der Arbeiter-Samariter“. Im Februar 1934 wurde der Samariter- bund verboten und er – wie viele andere Samariter:innen auch – von den Aus- trofaschisten verhaftet. 1938 emigrierte Friedjung nach Haifa. Kurz vor seiner geplanten Rückkehr nach Wien verstarb er 1946 an einem Herzinfarkt. „Samariterbund cares“ „Wir freuen uns, dass wir im Jüdischen Museum mit einem Artefakt aus unseren Anfängen vertreten sind und zudem auch die Gelegenheit haben, einen Überblick über unsere tagtäglichen Leistungen zu geben“, freut sich Samariterbund-Ge- schäftsführer Gerald Fitz. „Am Sonntag, dem5.Mai2024,findeteinSamariter- bund-Aktionstag im Jüdischen Museum statt. Ein buntes Programm von Gra- tis-Checks für Blutdruck und Blutzucker über Erste Hilfe-Stationen zum Mit- machen wartet auf die Besucher:innen. Auch für Kinder gibt es ein vielfältiges und informatives Programm.“ Georg Biron Jüdisches Museum der Stadt Wien GmbH A-1010 Wien, Dorotheergasse 11 Telefon: +43 1 535 04 31 E-Mail: info@jmw.at www.jmw.at Öffnungszeiten: Sonntag bis Freitag, 10:00-18:00 Uhr Samstag geschlossen JMW-Direktorin Barbara Staudinger, Kurator Marcus G. Patka, Tanja Wehsely (Geschäftsführerin der Volkshilfe Wien) und Samariterbund-Geschäftsführer Gerald Fitz bei der feierlichen Ausstellungseröffnung. Der Samariterbund stellt für die Ausstellung einen Erste-Hilfe-Koffer aus dem Jahr 1881 zur Verfügung. _REPORT 15W ährend der Feiertage zwischen den Jahren war der Samariter- bund in Kärnten auf vier Rädern eifrig im Einsatz, um die ärztliche Versorgung derBevölkerungflächendeckendzusi- chern. In bestimmten Zeitfenstern gibt es immer wieder medizinische Versor- gungslücken, die der Kärntner Samari- terbund in Kooperation mit der Ärzte- kammer erfolgreich geschlossen hat. „Es sind Sprengel unbesetzt, vor allem im Oberkärntner Raum. Dort ist der Ergänzungsdienst während der Feier- tage eingesetzt und sehr gut angenom- men worden“, sagt Ärztesprecherin Dr. Maria Korak-Leiter. Und Albert Schwarz vom Samariterbund Kärnten ergänzt: „Wir haben die nötige Flexibilität in den Ressourcen, und wie man sieht, kann man mit kreativem Engagement einiges bewirken–unddaskosteneffizient.“ Die Logistik des Ergänzungsdienstes orientierte sich an den Covid19-Visiten- dienst-Einsätzen und war gut durch- dacht: Wurde bei einem Notfall der Ärztenotdienst 141 gerufen, klärte man ab, ob im jeweiligen Sprengel ein nie- dergelassener Mediziner Bereitschaft hatte. War das nicht der Fall, dann wurde der ärztliche Ergänzungsdienst vom Samariterbund zu den Patient:in- nen gebracht. Derzeit ist unklar, ob dieser sinn- volle Service weitergeführt wird. „In den Bezirken Spittal an der Drau und Villach-Land werden wir dieses Modell heuer auf seine Wirksamkeit testen“, erklärt die Gesundheitsreferentin, Lan- desrätin Beate Prettner (SPÖ), in einem Interview mit der Kleinen Zeitung. „Für das Projekt wurden zwei Regionen aus- gewählt, in denen Ressourcenmangel besteht. Es geht um die lückenlose me- dizinische Versorgung der Bevölkerung und um die Zukunft des Bereitschafts- dienstes in ganz Kärnten“, so Prettner, denn das Projekt gebe es schon länger und es solle auch fortgesetzt werden. „Wir erheben, wie der Bereitschafts- dienst in Zukunft gewährleistet und weiterentwickelt werden kann.“ Georg Biron Medizinische Versorgung in Kärnten Im hausärztlichen Bereitschaftsdienst in Kärnten gab es zu den Weihnachtsfeiertagen und über Neujahr bis zu Dreikönig deutliche Lücken. Der Samariterbund Kärnten stellte die Versorgung sicher. Die Masern sind wieder da! Aktuell ist in Österreich ein verstärktes Auftreten der Masern zu verzeichnen. Besonders bei Säuglingen und Kleinkindern hat die Durchimpfungsrate abgenom- men. Die Impf-Skepsis während der Corona-Pandemie hat zu einer nachlassenden Bereitschaft der Eltern zur kombinierten Ma- sern-Mumps-Röteln-Impfung (MMR) für die Kinder geführt. Dabei sind Masern keine harmlose Kinderkrankheit, sondern eine schwere, hochansteckende Er- krankung und sehr gefährlich für Säuglinge, Kleinkinder, ungeimpf- te Schwangere, Jugendliche und Erwachsene.20%derInfizierten erkranken schwer, einer von 1.000 stirbt. Außerdem führen Masern zu einer deutlichen Schwächung des Immunsystems und erhöhen so das Risiko, an anderen Infektio- nen zu sterben. Da Masern nur von Mensch zu Mensch übertragen werden, können sie nur durch eine hohe Durchimpfungsrate ausgerottet werden. Daher mein Appell: Sprechen Sie mit Ihrem Arzt dar- über und lassen Sie sich und ihre Angehörigen impfen! Ihr Bundeschefarzt Prof. Dr. Michael Gruska _INTERN 16 Fotos: Samariterbund/Lipinsky (Gruska), Hannes Pacheiner (1)S chon auf den ersten Blick wird sichtbar: Der ökologische Gedanke spielt beim Gesamtkonzept eine tragen- de Rolle. „Der Samariterbund beschäftigt sich als moderne und verantwortungs- volle Gesundheits- und Sozialorganisati- on zunehmend mit dem Thema Nachhal- tigkeit“, erzählt Eldin Bilalic, Leiter der Bauprojektabteilung. „Gleichzeitig ist hier ein richtiges Aushängeschild ent- standen, das auch den Mitarbeiter:innen modernste Arbeitsbedingungen bietet.“ Doch zurück zum ersten Blick: Bereits bei der Einfahrt in die Gara- ge stechen zahlreiche Ladeplätze für E-Fahrzeuge ins Auge. 25 sind es an der Zahl. Gespeist werden die Ladestationen per leistungsstarker PV-Anlage am Dach. Heizung und Kühlung am neuen Stand- ort erfolgen mittels Luft-Wasser-Wärme- pumpe. Neben der elektrischen Ret- tungsflottebefindetsichhierauchdie neue Homebase für „Essen auf Rädern“. Ebenfalls zu einem großen Teil elekt- risch. „Wir setzen in Zukunft verstärkt auf den Einsatz von Stromern“, so Bil- alic. An die Garage schließen moderne Werkstatträume an, mit einer umfassen- den Blackout-Vorsorge – bestehend aus Netzersatzanlage in Verbindung mit der demnächst zu errichtenden Tankstelle. Wohlfühlfaktor und soziale Mission ImObergeschoßbefindensichmo- derne,lichtdurchfluteteBüro-und Seminarräume. Neben Lager-, Tech- nik-undUmkleideräumenfindenhier auch Sanitärraume, multifunktional nutzbare Sozialräume sowie die neue, moderne Leitstelle Platz. Insgesamt 120 Samariter:innen fanden in der Petrit- schgasse bis jetzt ein neues „Zuhause“. „Deshalb wurden auch von Beginn an die Bedürfnisse der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter berücksichtigt“, erklärt Andreas Balog, Geschäftsführer der für den Bau verantwortlichen ASB Service GmbH.Nebendengroßflächigen,hellen Sozialräumen sorgen vor allem auch die weitläufigenTerrassenfürzusätzlichen Wohlfühlfaktor. „Dieser Wohlfühlfaktor ist uns extrem wichtig“, sagt Balog. „Denn ohne das persönliche Engagement und die profes- sionelle Kompetenz unserer Mitarbei- ter:innen wäre unsere soziale Mission nicht halb so erfolgreich! Zentral ist für uns alle nämlich vor allem eines: Die neue Leitstelle kommt der Gesund- heitsvorsorge in Wien und speziell der Bevölkerung in den stark wachsenden Bezirken Floridsdorf und Donaustadt zugute.“ Somit wird in der größten Wachstumsregion Wiens eine Lücke ge- schlossen, noch ehe sie entstehen kann. Passend, dass der neue Stützpunkt mit- samt seinen 65 Rettungs- und Kranken- transportfahrzeugen verkehrsstrategisch gut liegt. Die Nähe zum KH Nord und zur Klinik Donaustadt soll auch in dieser Hinsichteineneffizientenundressour- censchonenden Betrieb garantieren. Bertram Gross Impuls für die Zukunft Seit November herrscht in Wien in der Petritschgasse 24 Vollbetrieb. Nach rascher Bauphase erfolgt nun von der neuen Samariterbund-Leitstelle aus „Hilfe von Mensch zu Mensch“. Samariterbund-Rettungsstützpunkt 1210 Wien, Petritschgasse 24 • Büro- und Sanitärräume • 2 große Sozialräume samt großzügiger Terrassen • moderne, vollausgestattete Rettungs-Leitstelle • 2 moderne Seminarräume • Photo voltaikanlage • 25 Elektrofahrzeugladeplätze • Heizung mittels Wärmepumpe • Gründächer mit Intensiv- und Extensivbegrünung • Notstromaggregat mit 450 kVA • 65 Garagenstellplätze für Rettungs- und Krankentransportfahrzeuge und Außenstellplätze • Werkstatt mit 3 Hebebühnen • 2 Waschboxen Grundfläche: 5.352m² Überbaute Fläche: 2.938,61 m² Nutzfläche gesamt: 4.756,10 m² Die Photovoltaikanlage soll in den nächsten Jahren weiter ausgebaut werden. 17 _INTERN Fotos: Samariterbund/Lipinsky (1), Samariterbund/Kiesling (Drohne)Bei einem Besuch in der Samariterbund-Zentrale stellt EU-Abgeordneter Andreas Schieder das Vorhaben des EU-Parlaments näher vor. B is zu 3,5 Tonnen geht bekanntlich die Lenkerberichtung mit einem B-Führerschein – eine Gewichtsober- grenze, die Rettungsorganisationen vor immer größere Herausforderungen stellt. Denn die RTWs und KTWs der neuen Generation werden zunehmend schwerer. Das ist zum einen der um- fangreicheren Ausrüstung geschuldet, aber auch dem Umstand, dass seit eini- gen Jahren vermehrt E- und Hybrid-Mo- toren in die Fahrzeuge verbaut werden. Die neuen Rettungsautos bringen also mehr Gewicht auf die Waage, während es gleichzeitig immer weniger Ehren- amtliche gibt, die über einen C-Führer- schein (LKW-Schein) verfügen. Der Lenkermangel belastet die Einsatz- bereitschaft zusehends. Die Europäische Union plant daher, Rettungsorganisatio- nen mehr Spielraum zu geben, indem sie die Gewichtsgrenze für „Special Purpose Vehicles“ (SPVs) – dazu zählen auch Ret- tungsfahrzeuge – für den B-Führerschein von 3,5 auf 4,25 Tonnen anhebt. Es soll also in Zukunft möglich sein, die schwe- reren RTWs und KTWs zu lenken, ohne dafür eine zusätzliche Prüfung ablegen zu müssen. Umfassende Einschulungen auf die betreffenden Fahrzeuge würde es aber natürlich nach wie vor geben, wie man beim Samariterbund betont. Einsatzbereitschaft sichern Der Samariterbund erhofft sich von der Erweiterung der Fahrerlaubnis, dem Engpass an Lenker:innen aktiv ent- gegenzuwirken. „Für mich ist dieser EU-Vorstoß ein wichtiger Baustein, damit die Einsatzbereitschaft auch in Zukunft gesichert ist. Die Anhebung der Gewichtsobergrenze wird uns auf alle Fälle dabei helfen, mehr Ehrenamt- liche für die neue Fahrzeug-Generation zufinden“,zeigtsichSamariterbund- Bundesgeschäftsführer Reinhard Hundsmüller erfreut. Bei einem Besuch der Samariterbund- zentrale in der Wiener Hollergasse überzeugte sich EU-Abgeordneter Andreas Schieder von der Notwendig- keit dieser Gesetzesnovellierung: „Neue Antriebe, mehr Equipment – auch Einsatzfahrzeuge gehen mit der Zeit, und so müssen auch unsere Gesetze Schritt halten. Die Überarbeitung der Führerschein-Richtlinie bietet die Möglichkeit, alte Regeln den aktuellen Gegebenheiten anzupassen. Unser Ziel sind sicherere Straßen – und die gibt es nur, wenn unsere Einsatz- und Blau- lichtorganisationen auch den notwen- digenregulatorischenRahmenvorfin- den, um ihrer Arbeit nachzugehen.“ Franziska Springer 4,25 Tonnen: EU plant neue Gewichtsobergrenze für B-Führerschein EU-Abgeordneter Andreas Schieder diskutierte mit Sanitäter:innen, Samariterbund-Bundesgeschäftsführer Reinhard Hundsmüller und Samariterbund-Geschäftsführer Wolfgang Dihanits über die geplante Führerscheinreform. Fotos: Samariterbund/Lipinsky (3) 18 _INTERNVerkehrscoaching nach Suchtmittel-Delikten Die Expert:innen des Samariterbundes leiten einen praxisnahen Halbtagskurs für mehr Bewusstseinsbildung und sicheres Verhalten im Straßenverkehr. Um die Straßensicherheit zu erhöhen und die negativen Auswirkungen von Alkohol- und Drogenkonsum am Steuer zu minimieren, wurde Verkehrscoaching alsverpflichtendeMaßnahmeeingeführt. Dies gilt insbesondere für Personen, die mit einem Blutalkoholgehalt zwischen 0,8 und 1,19 Promille erwischt wurden oder bei denen der Gebrauch von Sucht- mitteln nachgewiesen wurde. Effizientes Verkehrscoaching in nur einem Halbtag! Das Verkehrscoaching erstreckt sich über einen praxisnahen Kurs, der in nur einem Halbtag abgeschlossen werden kann. Die- se kompakte Struktur ermöglicht es den Teilnehmer:innen, in kurzer Zeit wertvol- les Wissen zu erlangen und gleichzeitig aktiv an ihrem eigenen Verhalten im Stra- ßenverkehr zu arbeiten. Die Realität erleben! Im ersten Teil des Coachings gibt ein:e Notfallsanitäter:in des Samariterbun- des einen eindringlichen Einblick in die drastischen Folgen von alkoholisiertem und von Suchtmitteln beeinträchtigtem Autofahren. Durch anschauliche Darstel- lungen von Unfallszenarien und einer tiefgehenden Analyse der Auswirkungen von Suchtmitteln auf den menschlichen Körper werden die Teilnehmer:innen sensibilisiert und entwickeln ein tieferes Verständnis für die Gefahren. Gemeinsam für eine sichere Zukunft! Der zweite Teil des Coachings wird von einer erfahrenen Psychologin oder einem erfahrenen Psychologen geleitet und zielt darauf ab, nachhaltige Verhaltensände- rungen zu bewirken. In Zusammenarbeit mit anderen Kursteilnehmer:innen wer- den individuelle Strategien zum sicheren Autofahren erarbeitet. Die Gruppendis- kussion fördert den Austausch von Ideen und schafft eine unterstützende Gemein- schaft, die die Teilnehmer:innen dazu motiviert, ihr Handeln zu überdenken. Doris Kiesling, Notfallsanitäterin beim Samariterbund und langjährige Traine- rin für Verkehrscoachings, betont die Bedeutung einer individuellen Heran- gehensweise: „Mir ist es wichtig, genau auf die Teilnehmerinnen und Teilnehmer einzugehen. Nur so können wir ihre Pro- bleme analysieren. Viele sind sich nicht darüber im Klaren, welche bewusstseins- verändernden Auswirkungen Suchtmittel tatsächlich im Körper haben und wie sich die Reaktionsfähigkeit verändert. Dies veranschaulichen wir im Rahmen des Coachings deutlich.“ Martina Vitek-Neumayer Informationen zum Kurs „Verkehrscoaching“ (gem. §§ 14, 15 Führerscheingesetz- Durchführungsverordnung (FSG-DV)) E-Mail: schulung@samariterbund.net www.samariterbund.net/schulung-erste-hilfe Samariterbund-Trainerin Doris Kiesling: „Mir ist es wichtig, genau auf die Teilnehmerinnen und Teilnehmer einzugehen.“ Fotos: Samariterbund/Lipinsky (1) _SERVICE 19Next >