www.samariterwien.at WIEN AKTUELL MOBILITÄT NEU GEDACHT! INTERVIEW_E-MOBILITÄTSEXPERTE Thomas Hamacher über Elektroautos und Alternativen dazu REPORT_SAMARITERWAGERL Unterstützung für armutsbetroffene Menschen in den Sozialmärkten Das Magazin des Samariterbund Wiens No. 01/APRIL 2023 REPORT_UKRAINE-HILFE Hilfe für Vertriebene: Zwei Teenager erzählen aus ihrem Alltag Österreichische Post AG – MZ 02Z034001M – Arbeiter-Samariter-Bund Österreichs, Landesverband Wien, 1150 Wien, Pillergasse 24Zutaten: 5-7 motivierte Helfer:innen* 1 Tasse Hilfsbereitschaft 3 EL soziales Engagement 1 Prise gute Laune Zubereitung: Alle Zutaten mischen, gut köcheln lassen und fertig ist eine warme Mahlzeit für rund 300 armutsbetroffene Menschen. Mehr Infos unter: samariterwien.at/suppentopf *Ob als Einzelperson oder Teams von Unternehmen, Vereinen, aber auch Freundesgruppen – jede:r kann Teil unseres „Samariter Suppentopfs“ werden. JETZT ANMELDEN! Zutaten: 5-7 motivierte Helfer:innen* 1 Tasse Hilfsbereitschaft 3 EL soziales Engagement 1 Prise gute Laune Zubereitung: Alle Zutaten mischen, gut köcheln lassen und fertig ist eine warme Mahlzeit für rund 300 armutsbetroffene Menschen. Mehr Infos unter: samariterwien.at/suppentopf *Ob als Einzelperson oder Teams von Unternehmen, Vereinen, aber auch Freundesgruppen – jede:r kann Teil unseres „Samariter Suppentopfs“ werden. JETZT ANMELDEN! _REPORT 04E-Fuhrpark Vom Lastenrad bis zum E-Kühlfahrzeug 12 Gratis Haarschnitt Wenn der Friseurbesuch zum Luxus wird 14Gefülltes Einkaufswagerl Spenden für den SOMA 16Ukraine-Hilfe Sichere Zukunft in Wien _SERVICE 06Zukunft der Mobilität Mobilitätsexperte Thomas Hamacher im Interview 08 Mobil in Wien Über umweltschonende Fortbewegung 19 VorteiledesPflegeberufs Zwei Mitarbeiterinnen erzählen _INTERN 04 Kolumne der Präsidentin Dr. Susanne Drapalik 15 Tag des Samariterbundes Fest für die ganze Familie 20 Gruppe Leopoldstadt Großer Einsatz und viel Erfahrung 21Psychosoziale Hilfe Unterstützung für Helfer:innen 22Blick in die Redaktion Wer steckt hinter den Texten? 23Kinderseiten Rätselspaß mit Sam & Rita Liebe Leserinnen! Liebe Leser! Wenn Sie unser Magazin heute nicht zum ersten Mal lesen, haben Sie unseren Tex- ten (und Projekten) bereits entnehmen können, dass wir als Samariterbund Wien soziale Themen in Umweltthemen eingebettet sehen. Wenn Sie aktuell lesen, dass große Teile Europas mitten im Winter von einer enormen Dürre betroffen sind, dann ist klar, dass dies auf die Landwirtschaft und damit unsere Lebensmittelver- sorgung Auswirkungen hat. Insofern sehen wir ökologisch nachhaltiges Handeln und Klimaschutz auch als soziale Themen. In dieser Ausgabe widmen wir unsere Aufmerksamkeit der Elektromobilität und stellen die Frage, wie die Zukunft der Fortbewegung aussehen wird. Darüber haben wir ein Gespräch mit dem Mobili- tätsexperten Thomas Hamacher geführt. Passend zum Thema stellen wir Ihnen auch ein paar besondere Fahrzeuge aus unserer Elektro-Flotte vor. Etwa unsere E-Bikes, die Essen auf Rädern ganz schad- stofffrei ausliefern oder unsere Elektro-Rikschas für Menschen mit Bewegungsein- schränkungen. Neben unserem Engagement für den Klimawandel möchte ich noch auf ein ganz anderes wichtiges Thema eingehen: Die Unterstützung für Vertriebene aus der Ukraine. Vor einigen Wochen jährte sich der Ausbruch des Angriffskrieges Russ- lands auf die Ukraine. Mit Beginn des Krieges hat sich das Leben von Millionen von Menschen radikal verändert. Unter ihnen sind auch der 16-jähirge Yurii und sein Freund Vladyslav, die aus ihrer Heimat flüchteten und nun in der Grundversor- gungseinrichtung Hotel de France leben. In unserer Reportage lesen Sie über das Leben der beiden Teenager und ihren Wunsch nach einer sicheren Zukunft. Über unsere Unterstützung für schutzsuchende Menschen, unsere Hilfe für Woh- nungslose und armutsbetroffene Menschen und vieles mehr informieren wir Sie gerne wieder am Tag des Samariterbundes, der heuer bereits zum zwölften Mal stattfindet. Ich freue mich, Sie mit einem vielfältigen und bunten Programm am 3. Juni zu einem Fest für die ganze Familie in den Prater auf der Kaiserwiese einladen zu dürfen. Ihr Oliver Löhlein Geschäftsführer Samariterbund Wien Fotos: Samariterbund /C. Lipinsky IMPRESSUM UND OFFENLEGUNG Herausgeber: Arbeiter-Samariter-Bund Österreichs, Landesverband Wien, 1150 Wien, Pillergasse 24, Vereinsbehörde: Landespolizeidirektion Wien, ZVR-Zahl: 075978542, UID-Nummer: ATU 520 20 904. Medieninhaber/Hersteller: Arbeiter-Samariter-Bund Österreichs, Landesverband Wien, 1150 Wien, Pillergasse 24. Redaktion: Arbeiter-Samariter-Bund Österreichs, 1150 Wien, Hollergasse 2–6, Georg Biron, Ass. iur. Michael Brommer, Dorothee Huber MA , Peter Kalcic BA MAS, Mag.a Susanne Kritzer, Ing. Michael Lichtblau-Früh, Christoph Lipinsky, Mag.a Anja Schmidt, Franziska Springer, Florian Schwenkkrauss MA, Markus Tadros, Mag. a Martina Vitek-Neumayer, Mag. (FH) Georg Widerin, Moritz Raut; Coverfoto: istock; Druckerei: Leykam Druck GmbH, Bickfordstraße 2, A-7201 Neudörfl. Herstellungsort: Wien. Blattlinie: Berichte über die Tätigkeit des Arbeiter-Samariter-Bundes, Landesverband Wien. Namentlich gekennzeichnete Beiträge und Gastkommentare müssen nicht mit der Meinung des Herausgebers übereinstimmen. Entgeltliche Einschaltungen werden mit „entgeltliche Einschaltung“ oder „bezahlte Anzeige“ gekennzeichnet. DATENSCHUTZINFORMATION: Der Arbeiter-Samariter-Bund Österreichs, Landesverband Wien verarbeitet personenbezogene Daten von Mitgliedern, Kunden, Klienten und Spendern zur Erfüllung des jeweiligen Zwecks, für den der Arbeiter-Samariter-Bund Österreichs, Landesverband Wien sowie die verbundenen Unternehmen Samariterbund Wien Rettung und Soziale Dienste gGmbH, Arbeiter-Samariter-Bund Wien Gesundheits- und Soziale Dienste gGmbH und Arbeiter-Samariter-Bund Wien Wohnen und Soziale Dienstleistungen gGmbH die Daten erhoben haben. Näheres finden Sie unter www.samariterbund.net/datenschutz. Der Arbeiter-Samariter-Bund Österreichs, Landesverband Wien verarbeitet darüber hinaus die Kontaktinformationen sämtlicher Personenkontakte zum Zwecke der Zusendung dieses Magazins. Die Verarbeitung erfolgt auf Grundlage des berechtigten Interesses, über das eigene Lieferungs- und Leistungsspektrum zu informieren. Die Daten werden nur solange gespeichert, als zur Erfüllung dieses Zwecks erforderlich ist. Der von der Verarbeitung Betroffene hat das Recht auf Auskunft über die gespeicherten Daten gemäß Art 15 DSGVO, auf Berichtigung unzutreffender Daten gemäß Art 16 DSGVO, auf Löschung der Daten gemäß Art 17 DSGVO, auf Einschränkung der Verarbeitung von Daten gemäß Art 18 DSGVO, auf Widerspruch gegen die unzumutbare Datenverarbeitung gemäß Art 21 DSGVO sowie auf Datenübertragbarkeit gemäß Art 20 DSGVO. Der Betroffene hat das Recht sich bei der Aufsichtsbehörde zu beschweren – zuständig ist in Österreich die Datenschutzbehörde. 3_EDITORIALLiebe Leserinnen! Liebe Leser! Hoffentlich lesen Sie unser Magazin, während Sie die ersten wärmenden Frühlingstage und Ostern im Kreise Ihrer Familie genießen. Osterfeiern haben in unseren Sozialmärkten be- reits eine lange Tradition und ermögli- chen auch armutsbetroffenen Familien ihre Kinder mit einer Ostereiersuche zu überraschen. In unseren fünf SO- MAs stellen wir diesen Familien auch leistbare Lebensmittel zur Verfügung. Denn angesichts steigender Mieten und hoher Energie- und Lebensmittel- preise ist die Nachfrage nach Produk- ten in unseren Märkten so groß wie nie. Neben dem Projekt „Samariter Suppentopf“, bei dem in den Sozial- märkten kostenlos Speisen ausgegeben werden, setzt auch unser neues Projekt „Samariterwagerl“ bei gesunder und kostengünstiger Ernährung an. Bei der Lebensmittelsammelaktion werden Einkaufswagen in Unternehmen und Vereinen aufgestellt, die mit haltbaren Lebensmitteln befüllt und an sozial benachteiligte Menschen weitergege- ben werden. Die erwähnten Projekte sind mir persönlich ein großes Anlie- gen, da ausgewogene Ernährung einen wichtigen Beitrag für die Gesundheit der Menschen leistet. Ich freue mich, wenn auch Sie uns beim Helfen unter- stützen – im Sinne unseres Mottos: Helfen wir gemeinsam! Ihre Dr. Susanne Drapalik Bitte einsteigen! Der Samariterbund Wien baut seinen E-Fuhrpark kontinuierlich aus. Vom Kühlfahrzeug bis zum E-Bike ist alles dabei. WIEN wirft einen Blick in die Garagen. B egonnen hat alles vor mehr als sieben Jahren. Damals wurde das erste Elektrofahrrad für die Auslieferung von Essen auf Rädern gekauft. Was als Pilotprojekt starte- te, ging bald in Serie. Denn die Mit- arbeiter:innen, die die Menüs mit E- Bikes auslieferten, waren nicht nur umweltfreundlicher und günstiger unterwegs als ihre Kolleg:innen mit dem Auto, sondern oft auch schnel- ler. In den engen Gassen Wiens ist das Elektro-Lastenfahrrad bei Staus und auch bei der Parkplatzsuche klar im Vorteil. Die Lieferung erfolgt zuverlässiger, und die Kundenzufrie- denheit steigt weiter. Heute zählt der Fuhrpark stolze 30 E-Bikes und gilt laut ASB-Fahrrad- beauftragtem Wolfi Wimmer als eine der größten Lastenfahrradflotten Österreichs. „Die E-Bikes, die mit jeweils 35 Es- sensboxen beladen sind, legen täglich zwölf Kilometer zurück. Seit Beginn ihres Einsatzes konnten sie insge- samt 130 Tonnen CO2 einsparen, und jährlich kommen weitere 25 Tonnen CO2-Reduktion dazu“, freut sich Edina Titz, Leiterin des Lieferservices Essen auf Rädern. Wegen des großen ökologischen Nutzens wurde das Projekt bereits zweifach mit dem VCÖ-Mobilitäts- preis Wien sowie von Klimaschutz- ministerin Eleonore Gewessler mit der Auszeichnung für Kompetenz im Klimaschutz und als Klimaaktiv-Pro- jektpartner geehrt. „Bei unseren Projekten spielen so- wohl die soziale als auch die ökologi- sche Nachhaltigkeit eine große Rolle. Unsere Aktivitäten zielen darauf ab, auch den nächsten Generationen eine lebenswerte Umwelt zu hinterlassen“, betont Oliver Löhlein, Geschäfts- führer des Samariterbund Wiens. So wundert es nicht, dass es mittlerweile Elektroautos für Mitarbeiter:innen KOLUMNE DER PRÄSIDENTIN Dr. Susanne Drapalik, Präsidentin des Samariterbund Wiens 4_REPORTaus den unterschiedlichsten Be- reichen wie dem Rettungs- und Krankentransport dem Landesret- tungskommando, der Pflege und dem Besuchsdienst sowie der Haustechnik gibt. Erste Hilfe im Gepäck Öffnet man die sogenannte Hänger- garage in der Zentrale des Samariter- bundes in Wien Rudolfsheim-Fünf- haus, fällt der Blick sofort auf ein ganz besonderes Fahrzeug. Ein elektronisch verstärktes Lastenrad. Es erweist den Mitarbeiter:innen der Abteilung Schu- lung seit einigen Jahren gute Dienste. Zudem erfreut schon der Anblick des hübsch designten Fahrzeuges mit sei- ner poppigen Beklebung. Praktischer- weise erinnert sie daran, dass man im Notfall Erste Hilfe leisten muss. „Damit werden unsere Erste-Hilfe- Kursmaterialien mehrmals pro Woche von der Zentrale zum Kursort und wieder retour transportiert – und das ganz ohne ökologischem Fußabdruck“, freut sich Alexandra Schikowitz, Schu- lungs-Mitarbeiterin. „Im Laderaum haben zehn bis zwölf große Gepäck- stücke Platz. Es ist sehr praktisch, damit unterwegs zu sein.“ Gleich daneben parkt ein elektrisches Kühlfahrzeug, das für die Sozialmärk- te im Einsatz ist. Es wird im Rahmen des Projekts „Lebensmitteldrehschei- be“, das im Vorjahr mit dem Nachhal- tigkeitspreis der Stadt Wien ausge- zeichnet worden ist, eingesetzt. Dazu Klimastadtrat Jürgen Czernohorszky: „Die Lebensmittelrettung ist ein wich- tiges Projekt, das soziale Aspekte mit Umwelt- und Klimaschutz verbindet. Umso erfreulicher ist es, dass für die Rettung von Speisen nun ein E-Kühl- fahrzeug zur Verfügung steht.“ Ausflug mit der Rikscha In einer anderen Garage in der Piller- gasse parken drei elektrisch unter- stützte Rikschas. Sie ermöglichen vor allem Senior:innen, aber auch Kund:innen der Sozialmärkte und Be- wohner:innen der Wohnungslosenein- richtungen einen Ausflug in die Natur. Durchgeführt werden die Rikscha-Aus- fahrten von ehrenamtlichen Helfer:in- nen. Im Projekt „Gemeinsam Radln“ geht es um die nachhaltige Mobilität von Menschen mit Bewegungsein- schränkungen. Die E-Rikschas verfü- gen dank einer Spezialanfertigung über einen barrierefreien Einstieg und zwei bequeme Sitze im vorderen Bereich. Ein ausklappbares Regendach und warme Cosy-Bags sorgen dafür, dass das Fah- ren auch in der kälteren Jahreszeit Spaß macht. Susanne Kritzer Fotos: Samariterbund C.Lipinsky Elektro-Rikschas machen es möglich: Radfahren für Menschen mit Bewegungseinschränkungen. E-Kühlfahrzeug rettet Lebensmittel besondern nachhaltig. 30 E-Bikes liefern Essen auf Rädern schnell und umweltfreundlich. 5_REPORTSo sieht die Zukunft des Fahrens aus EU-weit soll der durch Pkw verursachte CO2- Ausstoß bis 2030 um 37,5 Prozent zurückgehen. Hauptansatzpunkt: die Umstellung von Verbrenner- auf Elektroautos. Doch ist das überhaupt sinnvoll? Und wie sieht der Verkehr der Zukunft aus? WIEN hat beim Mobilitätsexperten Prof. Thomas Hamacher nachgefragt. WIEN: Das Elektroauto gilt derzeit als der umweltverträgliche Ausweg aus einem CO2-basierten Individualverkehr – zurecht? Zunächst einmal muss man zu einer ganzheitlichen Betrachtung kommen, weg von „fünf Liter auf 100 km“, also nicht nur den Betrieb, sondern den ganzen Lebenszyklus ab der Herstel- lung betrachten. Denn der energetische Aufwand, ein Elektroauto zu bauen, ist größer ist als bei einem Verbrenner- fahrzeug, doch kann dieser Nachteil im Betrieb wieder wettgemacht werden. Elektroautos sind bei der Nutzung des „getankten“ Stromes sehr effizient, aber der Strom muss natürlich erst ein- mal hergestellt werden, und dies sollte aus erneuerbaren Quellen geschehen. Es gibt jedoch Nachteile beim Elektro- auto. Man braucht zur Herstellung des Elektroautos relativ seltene Materia- lien. Deshalb muss man da schon jetzt Alternativen entwickeln, um sich von denen unabhängig zu machen. Und um die Umweltverträglichkeit noch weiter zu steigern, muss verstärkt die bereits vorhandene Technik wiederverwendet werden. Welche nachhaltigen Alternativen zu Elektroautos gibt es? Es gibt zwei große Alternativen: Ver- brenner, bei denen Benzin durch Bio- bzw. synthetische Kraftstoffe ersetzt wird. Beides ist technisch möglich, jedoch hochgradig ineffizient. Syn- thetische Treibstoffe werden aber im Flugverkehr eine Rolle spielen oder bei großem, interkontinentalem Schiffs- verkehr. Zweite Alternative sind Brenn- stoffzellenfahrzeuge mit Wasserstoff- nutzung. Da ist die Produktionskette schon wesentlich effizienter, aber ich benötige am Anfang Strom zur Erzeu- gung von Wasserstoff. Da stellt sich dann die Frage, warum man den Strom nicht gleich direkt nutzt. Das macht die Elektromobilität so attraktiv, weil sie die effizienteste Methode ist, unseren Individual-Straßenverkehr umzubauen. Beim Schwerlastverkehr über längere Strecken sieht das anders aus. Da reden wir heute tatsächlich viel über Wasser- Fotos: istock/ Prof. Hamacher privat Autonomes Fahren gepaart mit zentraler Ladeinfrastruktur wäre ein Weg für ein neues effizientes Verkehrskonzept. 6_SERVICE2015 10.000 50.000 100.000 112.675 110.225 76.539 44.507 2017201920212023 stoff oder über Schnellladestationen – was sich durchsetzt, wird sich in den nächsten fünf bis zehn Jahren zeigen. Wird der Verkehr der Zukunft so aussehen wie heute, bloß mit Elekt- ro- statt Verbrennerantrieb? Das ist keineswegs klar. Alternativen beginnen mit dem autonomen Fahren. Die Wahrscheinlichkeit, dass wir solche Autos in zehn Jahren haben werden, ist ziemlich groß – auch, wenn die Tech- nik derzeit noch viele Probleme hat. Ab dem Moment, in dem es autonome Fahrzeuge gibt, kann man sich viele unterschiedliche Wege, die ganz, ganz anders aussehen als unsere Gegenwart, vorstellen. Welche wären das? Ich möchte zwei herausgreifen. Der eine Weg: Das autonome Fahren wird die Grundlage zu einem absolut ratio- nalen, effizienten Verkehr. Mit Robo- Taxis oder Shuttlebussen, die kurze Strecken ganz schnell abdecken kön- nen, zum Beispiel von zu Hause zum Bahnhof. Diese Fahrzeuge haben dann eine eigene zentrale Ladeinfrastruktur in Parkhäusern, wohin die Fahrzeuge von selbst fahren, um aufgeladen zu werden. Längere Strecken werden dann eher mit der Bahn zurückgelegt, was rein zeittechnisch heute schon sehr attraktiv ist. Eine andere Alternative ist, dass Menschen viel länger in ihrem Auto sitzen, weil sie schlafen können, fernsehen etc., und das bei zugleich sehr effizientem Verkehr, weil Fahr- und Ladezeiten genau geplant werden. Wenn die Menschen bereit wären, viel weitere Strecken zurückzulegen, hätte dies gewaltige Auswirkungen auf unsere Siedlungsstruktur. Autonomes Fahren wird die Mobilität dramatisch verändern. Wie bedeutend ist der Beitrag nach- haltiger Mobilität im Kampf gegen die Klimakrise? Wir reden hier von über 20 Prozent der globalen CO2-Emissionen, die der Ver- kehr verursacht. Ohne eine deutliche Reduktion dieser Emissionen werden wir nicht weit kommen. Das müssen wir auf alle Fälle hinkriegen. Michael Brommer AUTONOMES FAHREN Unter autonomem Fahren versteht man die Fähigkeit eines Autos, ohne Zutun des Lenkers von A nach B zu kommen. Dies ist möglich durch eine Vielzahl an Messgeräten, die dem Fahrzeug zum Beispiel melden, wo es sich gerade befindet und welche Verkehrsteilnehmer:innen in der Nähe sind. Mobilitätsexperte Prof. Thomas Hamacher Lehrstuhlinhaber für Erneuerbare und Nachhaltige Energiesysteme an der Technischen Universität München. Im vergangenen Sommersemester hielt er u. a. eine Vorlesung zum Thema „Nachhaltige Mobilität“. tos: istock/ Prof. Hamacher privat Quelle: (BEÖ) E-Autos in Österreich Stand 31.01.2023 7_SERVICESpätestens seit dem Ukrainekrieg und den damit verbundenen Lieferengpässen und Preisanstiegen ist allen klar: Alternative Energie-Gewinnung soll massiv forciert werden. Auch das Konzept von Mobilität in einer Zwei-Millionen-Stadt wie Wien muss neu und kreativ gedacht werden. W ien hat mit dem 2015 beschlossenen Stadtentwicklungs- plan (STEP) 2025 einen Schritt in die richtige Richtung gesetzt. 2021 hat die Arbeit am neuen STEP 2035 begonnen. Darin soll vor allem die Transformation Wiens zu einer klimafreundlichen und sozialen Stadt skizziert werden. Ein wesentli- cher Teil des Konzepts beschäftigt sich mit der E-Mobilität. Zudem will man bis 2040 klimaneutral sein. Um die Ziele zu erreichen, braucht es zentrale Antworten in den klassischen Aufga- benbereichen der Stadtplanung. Stefan Sattler (MA20) ist Leiter des Referats für erneuerbare Energie und innovative Energielösungen. Derzeit beschäftigt er sich vor allem mit dem Projekt „Raus aus Gas“. „Die Tatsa- che, dass wir in Wien viele Haushalte mit Gasthermen haben, unterscheidet uns massiv von anderen Bundeslän- dern“, betont der Energieexperte. In den letzten zwei Jahren habe man an diesem Konzept massiv gearbeitet. Die Bestandsaufnahme des Status Quo sei nun abgeschlossen. Jetzt gelte es mit Hochdruck daran zu arbeiten, die Um- setzung auf Schiene zu bringen. Mobilität neu denken Ein wesentlicher Bestandteil der kli- maneutralen Stadt ist und bleibt die E-Mobilität. Aber auch da ist nicht alles Gold, was glänzt. Denn der Strom, der zum Antrieb der Fahrzeuge verwendet wird, sollte nur aus erneuerbaren Quel- STEP BY STEP in Richtung nachhaltiger Energie und Mobilität Fotos: Wiener Linien; istock 8_REPORTStefan Sattler (MA20) Leiter des Referats für erneuerbare Energie und innovative Energielösungen os: Wiener Linien; istock len kommen. Ansonsten ist diese Art der alternativen Fortbewegung nicht wirklich nachhaltig. Denn Strom, der aus kalorischen Kraftwerken kommt, kann nicht als „grün“ bezeichnet werden. Auch Themen wie Ressour- censchonung und Kreislaufwirtschaft spielen eine zentrale Rolle in der Pla- nung der Zukunft der Millionenstadt. Die Mobilität in der Stadt wird sich auf alternative Antriebsmethoden umstellen. Aber das alleine wird nicht reichen. Auch die Personenkilometer müssen reduziert werden. „Wien hat den Vorteil, dass wir trotz der Größe immer noch relativ kurze Wege haben“, betont Sattler. Der Mehrstrom für die Elektromobilität kann nicht allein in Wien erzeugt werden. Der wird laut Sattler aus dem Umland kommen müssen. Wiener Linien und Wienenergie setzen auf Photovoltaik „Auch in Simmering nutzen wir nun die Kraft der Sonne: Das Bürogebäude sowie Schienen-, Bus- und Straßen- bahn-Werkstätten werden zukünftig mit Sonnenstrom versorgt“, erläutert Gudrun Senk, technische Geschäfts- führerin der Wiener Linien. Insgesamt 1.369 Photovoltaikmodule machen die Wiener Öffis ab sofort grüner. Auf dem Dach der Wiener Linien Haupt- werkstätte in Simmering hat Wien Energie eine neue Photovoltaikan- lage in Betrieb genommen. Jährlich werden hier ab sofort knapp 600.000 Kilowattstunden aus Sonnenenergie erzeugt, das entspricht dem Jahres- stromverbrauch von 300 Wiener Haushalten. Der Sonnenstrom wird vor Ort im Betrieb der Hauptwerkstät- te eingesetzt und kann zu Spitzen- zeiten im Sommer rund 30 Prozent des Strombedarfs decken. Mit 562 Kilowatt Leistung zählt die Anlage zu den größten Aufdach-Photovol- taikanlagen Wiens. Eines der ersten Solarkraftwerke ist die U1 Station Alte Donau, die in Spitzenstunden die gesamte Station Alte Donau inklusive ihrer U1 Nachbarstationen mit Strom versorgt. Auch bei der Wien Energie setzt man auf Sonnenkraft. Insgesamt betreibt Wien Energie mehr als 370 Photovoltaikanlagen. Damit ist das Unternehmen einer der größte Photovoltaik-Betreiber Österreichs und produziert Sonnenstrom für umgerech- net 55.000 Wiener Haushalte. „Einkaufszentren, Firmen, öffentliche Gebäude aber eben auch U-Bahnsta- tionen und Gebäude der Stadt sind von besonderem Interesse für den Ausbau der städtischen Solarenergiegewin- nung. Alles, was bereits versiegelt ist, kann als Fläche für Solaranlagen ge- nutzt werden. Da sehen wir ein großes Potenzial“, betont Sattler. Förderung von Falträdern Seit ersten März können Jahreskarten- besitzer der öffentlichen Verkehrs- mittel eine Förderung für Klappräder beanspruchen. Diese beträgt maximal 600 Euro und gilt für Falträder mit oder ohne E-Antrieb. Damit will man die Nutzung der öffentlichen Verkehrs- mittel noch reizvoller machen. Denn ein Klapprad kann sowohl im Zug als auch in den Öffis zu jeder Zeit mitge- führt werden. Die Falträder schließen die letzten Meter zu oder von den Öffis. Wer ein Ansuchen auf Förderung stellt, verpflichtet sich damit, sein Faltrad mindestens vier Jahre zu behalten. Eine von vielen Aktionen, die hoffent- lich helfen, die auf fossilen Brennstof- fen basierende Mobilität in der Stadt zu minimieren. Georg Widerin Insgesamt machen 1.369 Photovoltaikmodule die Wiener Öffis ab sofort noch grüner. Seit März können Jahreskartenbesitzer:innen der Öffis eine Förderung für Klappräder beantragen. 9_SERVICENext >