< PreviousABGABEMÖGLICHKEITEN Haus Liebhartstal, Montleartstraße 47, 1160 Wien, MO-FR: 16 - 19 Uhr (Portier). Hotel de France , Schottenring 3, 1010 Wien, MO-FR: 8 – 20 Uhr (Portier). Sozialmärkte MO – FR: 9-14 Uhr Böckhgasse 2-4, 1120 Wien Gellertgasse 42-48, 1100 Wien Pillergasse 20, 1150 Wien Frömmlgasse 31, 1210 Wien Wagramer Straße 94, 1220 Wien Alle Infos zur Spende gibt es unter www.samariterwien.at/schulstart Spenden an den Samariterbund Wien sind steuerlich absetzbar: Arbeiter-Samariter-Bund Landesverband Wien AT65 2011 1287 6984 9600 Kennwort: Schulstart23 S chreibwaren, Hefte, Ferdepen- nale, Schultaschen und noch vie- les mehr – je nach Umfang und Qualität fallen zum Schulstart schon einmal zwischen 100 und 300 Euro pro Kind an. Und darin ist oftmals nur die Grundausstattung enthalten. Zubehör wieTrinkflasche,Hausschuhe,Turn- beutel, Sportkleidung oder -schuhe sind noch gar nicht mit eingerechnet. Bis zu 13 Prozent Kostensteigerung War es bisher für armutsbetroffene Familien ohnehin schon schwierig, die Kosten zu stemmen, so waren in diesem JahrdieinflationsbedingtenTeuerun- gen eine noch größere Herausforderung. Die Kosten für Schulutensilien sind zum Teil gegenüber dem Vorjahr um rund 13 Prozent gestiegen. „Die hohen Preise machen es mir als alleinerziehende Mutter schwer, den Schulstart meines dritten Kindes zu stemmen. Es tut weh zu sehen, dass meine Kinder nicht die gleichen Chan- cen auf Bildung haben wie andere”, erzählte eine Sozialmarkt-Kundin kurz vor Ferienende der Samariter- bund Wien-Sozialberaterin Eni Nyàguly. „In der Sozial- beratung erlebe ich tagtäglich, welche Sorgen die Familien haben. Der Schulstart hat auch dieses Jahr nochmals gezeigt, wie schwierig es für viele geworden ist. Viele Familien standen vor der Frage, wie sie die Kosten zum Schulstart überhaupt noch bewälti- gen sollen”, so Nyàguly. Gutscheine sowie Geld- und Sach- spenden dringend benötigt Unter dem Motto „Erste Hilfe zum Schul- start – Jede Spende hilft“ hat der Samari- terbund Wien zum Schulstart auch dieses Jahr wieder zum Spenden aufgerufen. „Ob Familien, die zur Sozialberatung in die Sozialmärkte kommen, oder Kinder aus unseren LernLEOs und Flüchtlings- einrichtungen: Wir unterstützen sie. Und dazu brauchen wir Spenden, um einfach und unbürokratisch helfen zu können“, appelliert Oliver Löhlein, Ge- schäftsführer des Samariterbund Wiens. Geldspenden ermöglichen es, gezielt Schulmaterialien zu besorgen und diese an betroffene Familien zu verteilen. Aber auch Sachspenden wie neuwertige Schultaschen und Rucksäcke, Werkkof- fer, Turnbeutel oder Schreibwaren und Gutscheine von Papierwarengeschäften werden weiterhin gerne entgegenge- nommen. Fotos: Samaritrerbund Wien ERSTE HILFE zum Schulstart Die Liste der benötigten Materialien für das neue Schuljahr war auch heuer wieder lang – und die dadurch entstandenen Kosten für viele Familien eine immense Herausforderung. 10os: Samaritrerbund Wien I m Hof des Sozialmarkts in der Pillergasse in Rudolfsheim- Fünfhaus herrscht geschäftiges Treiben: Neue Waren werden an- geliefert und in die Regale im Inneren der Filiale geschlichtet. Enikö Nyàguly, Sozialberaterin beim Samariterbund Wien, hat einen Termin mit einem Klienten. Von Montag bis Freitag berät sie in drei Sozialmärkten des Samari- terbundes, neben der Pillergasse auch in Meidling (Böckhgasse 2-4) und in Favoriten (Gellertgasse 42-48), die Kund:innen vor Ort. Seit Juli 2021 gibt es die Möglichkeit der Sozialberatung in den Märkten: „Das Angebot funktioniert sehr nieder- schwellig. 90 Prozent der Klientinnen und Klienten haben einen Migrations- hintergrund und sprechen oftmals wenig oder kaum Deutsch.“ Mithilfe mehrsprachiger Flyer, dank umfangrei- cher Sprachkenntnisse – Enikö spricht neben Deutsch auch Englisch, Unga- risch und Rumänisch – und der Unter- stützung durch Dolmetscher:innen bietet die Sozialpädagogin Beratung bei Fragen rund um Finanzen, bei der Kommunikation mit Behörden oder bei gesundheitlichen Problemen. Für rund Die Sozialberatung des Samariterbund Wiens ist erste Anlaufstelle für Kund:innen der Sozialmärkte, wenn finanzielle Probleme, Hürden beim Spracherwerb oder bei der Jobsuche belasten. Von Montag bis Freitag finden Sprechstunden abwechselnd in drei Sozialmarkt-Filialen statt. „Die Teuerung betrifft uns alle“ 150 bis 200 Klient:innen pro Monat ist sie die erste Anlaufstelle. Enikö arbeitet seit 2015 beim Samari- terbund – zunächst in der Betreuung vonGeflüchteten,seit2021alsSozial- beraterin. „Wichtig ist der Aufbau eines guten Vertrauensverhältnisses“, weiß die Expertin, die innerhalb und außer- halb des Samariterbundes bestens vernetzt ist. In ihrer Beratungstätigkeit agiert sie als Informationsdrehscheibe zwischen den Institutionen: „Ich ver- mittle meine Klientinnen und Klienten an jede benötigte Hilfseinrichtung oder Förderstelle.“ Viele SOMA-Kund:innen kommen durch Mundpropaganda zur Sozialbe- ratung. „Oft müssen wir an der Basis beginnen, da viele Leute Probleme mit dem Lesen und Schreiben haben. Auch fehlt vielfach der Zugang zum Internet, den man sich erst leisten können muss. Hier verweisen wir auf das Café Zwi- schenSchritt, das allen Interessierten freien Internet-Zugang bietet.“ Hilfe bei Schulden, Überforderung oder Einsamkeit Die Teuerung ist bei allen Klient:innen ein Thema. „Ich sehe den Einkom- mensnachweis und eine Aufstellung der Fixkosten, die die Einkünfte überstei- gen. Da frage ich mich schon, wie sich das ausgehen soll.“ Die Sozialpädago- gin sieht sich mit vielen unterschiedli- chen Lebenswegen konfrontiert: „Kürz- lich hat sich eine Schwangere mit vier Kindern an uns gewandt, die erneut Nachwuchs erwartet hatte. Wie bei vie- len anderen kinderreichen Familien mit geringem Einkommen kam sie kaum über die Runden. Auch das Budget für Nahrungsmittel für die Kinder war sehr knapp. In diesem Fall haben wir mit Sachspenden ausgeholfen, konkret mit einer Babyausstattung und Kinder- bekleidung, sowie mit Lebensmitteln unterstützt.“ Ein anderer Kunde hatte Schwierig- keiten mit seinem Kreditinstitut. „Die Bankomatkarte wurde gesperrt, der Klient hatte weder Zugriff auf sein Konto noch auf sein Sparbuch. Dank der Begleitung eines Ehrenamtlichen und mehrmaliger Rücksprache bei der Bank konnten wir dem Herrn helfen. Sehr berührend für mich war auch das Schicksal einer Dame, die schon sehr früh verheiratet wurde und im jugendlichen Alter bereits Mutter war. Wir konnten die Klientin nach einem langen Leben in Abhängigkeit dahin gehend beraten, wie sie eine Scheidung einreichen kann.“ BeifinanziellenProblemenoderHür- den in der Kommunikation mit Behör- den: Enikö hat immer ein offenes Ohr für ihre Klient:innen. Vor den Vorhang für so viel Engagement! Anja Schmidt Foto: Samariterbund B.Breitenegger Sozialberaterin Enikö Nyàguly berät 150 bis 200 Klient:innen pro Monat zu Themen wie Finanzen oder Familienangelegenheiten. 11_REPORTHerzchirurg, Universitätsprofessor und erfolgreicher Unternehmer: Dr. Michael Havel hat in seinem Berufsleben viel erreicht. Seine Motivation und Tatkraft setzt er seit jeher auch für Menschen ein, denen es im Leben nicht so gut geht. G emeinsam mit der legendären Flüchtlingshelferin gründete er den Ute-Bock-Verein und startete mit Beginn des Ukrainekrieges die Initiative „Wir helfen rasch“, um vertriebene Ukrainer:innen zu unter- stützen. sam WIEN hat sich mit dem bemerkenswerten Mann zum Interview in der Flüchtlingseinrichtung Hotel de France getroffen. WIEN: Herr Professor Havel, wir haben uns hier in der Lobby des Hotel de France am Wiener Ring EIN HUMANITÄRER GEDANKE Fotos: Samariterbund C.Lipinsky getroffen. Das Hotel de France steht seit November des vergangenen Jah- res als Einrichtung für geflüchtete Frauen, Kinder und Familien aus der Ukraine zur Verfügung. Maßgeblich dafür war auch Ihr Engagement. Erzählen Sie uns bitte davon. Unmittelbar nach Beginn des Ukrai- ne-Kriegs hatte ich die Idee, etwas Größeres in Wien auf die Beine zu stellen,ummöglichstvielengeflüchte- ten Menschen eine Unterbringung zu ermöglichen. Gemeinsam mit anderen Unterstützer:innen gründeten wir den Verein „Wir helfen rasch“ und bemüh- ten uns, möglichst viele Spendengelder zu erhalten. Auf diese Weise konnten wir 400.000 Euro sammeln. Im Weite- ren habe ich mich in Wien umgeschaut, wo größere, freistehende Immobilien vorhanden sind. Durch einen Zufall bin ich auf das Hotel de France gestoßen. Es war bereits länger nicht mehr als Hotel genützt worden und zuletzt als Quarantäne-Quartier in Verwendung. In Zusammenarbeit mit der ATLAN Privatstiftung, die Eigentümerin des Hotels ist, und die Immobilie kostenlos zur Verfügung stellt, der Unterstüt- zung des Samariterbund Wiens und der 12_REPORT_REPORT os: Samariterbund C.Lipinsky Förderung des Fonds Soziales Wien im Rahmen der Grundversorgung ist es dann gelungen, das Hotel de France als Unterkunft für Vertriebene zur Verfü- gung zu stellen. Es bietet für insgesamt 350 Menschen ein vorübergehendes, sicheres Zuhause. Wie lange steht das Hotel de France zur Verfügung? Bei der Eröffnung im November 2022 konnten wir den Betrieb für neun Mo- nate sichern. Die ATLAN Privatstiftung stellte das Hotel de France zur Verfü- gung. Auch der frühere Betreiber Oliver Braun unterstützte dieses Vorhaben. In der Zwischenzeit konnten zusätzliche Spenden den Fortbestand der Einrich- tung bis Juni 2024 absichern. Leider muss man aber davon ausgehen, dass der Ukraine-Krieg in einem Jahr nicht vorbei ist. Wichtig ist, dass man dann eineAnschlussfinanzierungbekommt, solange die ATLAN Privatstiftung das Haus zur Verfügung stellt. Wenn ich mir vorstelle, dass hier vor allem Frauen, Kinder und Familien wohnen, die sich gut eingelebt haben und dann wieder umgesiedelt werden müssen, wäre das ein Desaster. Was motiviert Sie, anderen zu hel- fen? Wie wichtig ist Ihnen soziales Engagement? Es ist ein rein humanitärer Gedanke. Soziale Arbeit ist mir grundsätzlich sehr wichtig. Es geht uns in Österreich extrem gut. Ich denke, wir haben eine Verpflichtungzuhelfen. Ich habe schon vor vielen Jahren ge- meinsam mit Ute Bock den Ute-Bock- Verein gegründet. Wir hatten damals die Idee, vor allem afrikanischen Flüchtlingen in Wien zu helfen. Unser Engagement ist dann sehr groß gewor- den. Auch Dr. Peter Haselsteiner setzte sich ein - und kaufte das Haus in der Zohmanngasse, das er dem Verein zur Verfügung stellte. Im Wesentlichen habe ich mich immer für Menschen mit Fluchterfahrung ein- gesetzt. Wenn ich mir vorstelle, dass die Ukraine ein paar Hundert Kilometer von Wien entfernt ist, und dass dieses Land von einem Aggressor überfallen wurde, dann möchte ich etwas bei- tragen, um das Leid der Menschen zu lindern. Auch wenn es in Wahrheit nur ein Tropfen auf den heißen Stein ist. Wie kann es gelingen, mehr Men- schen für humanitäre Hilfe zu begeistern? Vor der Wirtschaftskrise und der Teue- rung, die wir jetzt seit Monaten erleben, war Österreich relativ spendierfreudig. Der durchschnittliche Österreicher ist nicht ausländerfeindlich. Mir war immer wichtig, dass Großspender auch einen Kontakt zu den Menschen haben, die sie unterstützen. Sonst ist die Situation sehr abstrakt. Wenn man jemandem helfen will und dann sieht, wie es diesen Menschen geht, in wel- cherSituationsiesichbefinden,welche Bedürfnisse und Probleme sie wirklich haben, bekommt man einen persön- lichen Bezug. Es ist ein großer Gewinn, Betroffene auch einmal persönlich kennenzulernen. Was würden Sie anderen Menschen raten? Sich einfach einmal bei Orga- nisationen zu melden und ehrenamt- lich mitzuarbeiten? Ja, sicherlich. Zum Beispiel beim Sa- mariterbund oder bei der Caritas. Die unentgeltliche Hilfe ist sehr wichtig - auch für die Institutionen. Und es ist eine gute Möglichkeit, Betroffene und deren wahres Leben kennenzulernen. Susanne Kritzer Mir war immer wichtig, dass Großspender auch einen Kontakt zu den Menschen haben, die sie unterstützen. Sonst ist die Situation sehr abstrakt.“ In der Flüchtlingseinrichtung Hotel de France haben 350 Menschen ein vorübergehendes Zuhause gefunden. Sportliche Aktivitäten wie Fußball und Tischtennisspiele ermöglichen es den Vertriebenen aus der Ukraine kurzfristig den Alltag in ihrer Heimat zu verdrängen. 13Fotos: Samariterbund B.Gross EIN UKRAINISCHER SUPPENTOPF D ie BAWAG Group geht seit Jahresbeginn mit positivem Beispiel voran: Über 40 Teams – oder anders gesagt über 250 Mitar- beiter:innen – waren bereits für den Samariter-Suppentopf im Einsatz. Ende Juli ließen es sich auch vier Vorstands- mitglieder nicht nehmen, gemeinsam mit Koch Tobias Aistleitner Borschtsch und andere heimische Gerichte für die GeflüchtetenausderUkraineimHotel de France zuzubereiten und auszuge- ben. „Die Preise für Lebensmittel, Energie und Wohnen belasten uns alle. Aber Menschen, die schon vor der Teuerung finanzielleingeschränktlebenmussten, können sich nun oftmals nicht mehr den Einkauf von Lebensmittel leisten“, sagte Susanne Drapalik, Präsidentin des Samariterbund Wiens, bei der Es- sensausgabe im Hotel de France. „Das Projekt Samariter-Suppentopf ermöglicht ihnen eine gesunde und wohlschmeckende warme Mahlzeit. Gemeinsam mit unserem Koch To- bias haben die Mitarbeiter:innen der BAWAG Group schon Tausende warme Mahlzeiten zubereitet und ausgegeben, wo sie dringend benötigt wurden. Wir bedanken uns sehr herzlich bei der BAWAG Group für diese großartige Unterstützung.“ Ende letzten Jahres wurde das Projekt „Suppentopf“ vom Samariterbund Wien ins Leben gerufen. Seither gingen bereits über 16.000 Portionen warmer Speisen an armutsbetroffene Menschen in den Sozialmärkten, Wohnungslosen- und Flüchtlingseinrichtungen. „Wir sind sehr stolz, dass wir gemeinsam mit dem Samariterbund einen Beitrag leisten können, Menschen zu helfen“ Guido Jestädt So funktioniert’s. Sich engagieren und mithelfen können grundsätzlich alle – sowohl Privat- personen als auch Freundesgruppen und Firmen. Gekocht wird dabei in einer vollausgestatteten Gastro-Küche im 20. Bezirk, die warmen Mahlzeiten werden nach dem Kochen gemeinsam ausgegeben. Die Suppenküche schafft so einen Ort, der Hunger stillt – und zugleich auch ein Ort der Begegnung und des Zusammenhalts ist. Planung, Einkauf und Logistik übernimmt dabei der Samariterbund Wien. Wenn auch Sie, Ihre Mitarbeiter:innen oder Freund:innen einmal mit uns kochen möchten, freut sich unser Koch Tobias auf Ihr Team! Nähere Informa- tionen unter www.samariterwien.at/ suppentopf. Bertram Gross SUPPENTOPF Spendenkonto: Arbeiter-Samariter-Bund Österreichs Landesverband Wien AT65 2011 1287 6984 9600 Kennwort: Suppentopf Hier kocht der Vorstand: im Bild Anas Abuzaakouk und Guido Jestädt 14_REPORTos: Samariterbund B.GrossFotos: Samariterbund G.Widerin Ein Rettungsauto geht auf Reisen B egonnen hat alles vor mehr als 20 Jahren. Damals hat der ORF-Journalist Ed Moschitz zum ersten Mal eine Reportage über eine Frau aus dem kleinen Ort Cociulia in der Republik Moldau gemacht. Um ihre Familie über die Runden zu bringen ist sie damals nach Österreich gekommen und hat hier gearbeitet. Ihr Mann und die Kinder blieben zurück. Im Zuge seiner Recherchen und Dreharbeiten war Moschitz auch in Cociulia. Dabei sah er den einzigen (!) Rettungswagen, der für die 10.000 Einwohner:innen der Ortschaft samt Nachbardörfer zur Verfügung stand - und war gelinde gesagt schockiert: „Das ist ein alter, komplett verrosteter, russischer Kleinbus mit einer Holzpritsche drinnen und einem Blaulicht am Dach. Dass das Auto überhaupt noch fährt, ist ein Wunder.“ Armenhaus Europas Aber nun bekam die Region ein neues Fahrzeug, das der Samariterbund Wien ge- spendet hat: „Als mich Ed Moschitz vor geraumer Zeit kontaktiert hat, war mir schnell klar, dass wir sehr gerne etwas beitragen, um den Menschen vor Ort zu hel- fen. Dieses alte Gefährt ist ja unbeschreiblich. Und dass dieser Wagen der einzige für tausende Menschen ist, hat mich sprachlos gemacht“, so Oliver Löhlein, Geschäfts- führer des Samariterbund Wiens. Auch Michael Berger, Leiter der Rettungs-und Krankentransporte des Samariterbund Wiens, war von den Bildern des Fahrzeuges schockiert: „Nachdem wir diese Anfrage bekommen haben, mussten wir nicht lange nachdenken, wir haben uns entschlossen, ein Auto herzuschenken.“ Der gespendete Wagen ist etwas mehr als zehn Jahre alt, voll funktionstüchtig und mit allen nötigen Geräten ausgestattet. Aufregung und Freude Ein Fahrer aus dem Dorf war für die Abholung und Über- führung des Einsatzfahrzeuges verantwortlich. Die Auf- regung und Freude in Cociulia war groß. „Dass die jetzt ein voll ausgestattetes Auto mit allem Drum und Dran bekommen, ist für die Menschen dort vor Ort unglaublich. Das wird alle sehr bewegen. Und ich hoffe, dass wir die Bilder kriegen, um das auch zu dokumentieren und diese wunderbare Geschichte für das Fernsehen erzählbar zu machen“, so Moschitz bei der Abfahrt aus Wien. Der Journalist hat lange nicht daran geglaubt. Und nun ist es doch wahr geworden: „Ich bin total begeistert, dass das funktioniert hat. Denn derzeit werden ja auch viele Krankenwagen in der Ukraine gebraucht. Und dass der Samariterbund dazu bereit ist, ein Auto, das komplett aus- gestattet ist, an ein kleines moldauisches Dorf zu spenden, das ist schon sehr bemer- kenswert. Ich bin hin und weg und ehrlich gesagt auch sehr gerührt.“ Georg Widerin Der Samariterbund Wien spendet einen Rettungswagen für ein Dorf in der Republik Moldau. ORF-Journalist Ed Moschitz begleitete diese Aktion mit der Kamera – demnächst zu sehen in einer Folge von „Am Schauplatz“. In die Jahre gekommen: das alte Rettungsauto für rund 10.000 Menschen rund um Cociulia. 15_REPORTMehr Chancen dank digitaler Teilhabe W er wohnungslos ist, der verfügt im Alltag über praktisch nichts, woran andere gewöhnt sind. Ein trockenes Zuhause, Wasser, Wärme, Strom und die Gegenstände, wozu man ihn benö- Weil ein Alltag ohne Internet auch Wohnungslose massiv einschränkt, gibt es seit zehn Jahren das Internetcafé ZwischenSchritt. tigt – beispielsweise hilfreiche Haus- haltsgeräte zum Kochen und Waschen. Wer kein Geld für all dies hat, dem fehlt meist auch etwas, das aus unserem Leben nicht mehr wegzudenken ist: digitale Teilhabe. Kein Internet, keine E-Mails, keine Messenger-Dienste. Also eingeschränkte Informations- und Kommunikationsmöglichkeiten, viel weniger Wege zur Kontaktaufnahme zu Firmen oder Behörden, kein Zugriff auf Job- und Wohnungsbörsen. Dafür sehr viel umständlichere Bewerbungsver- fahren.UndhäufighöherePreise,weil man nicht im Web vergleichen oder vergünstigt kaufen kann. Gratisangebot ohne Konsumzwang SchonvorüberzehnJahrenfieldem Samariterbund Wien dieser Umstand auf. Wenig später, im Mai 2013 er- öffnete das Internetcafé Zwischen- schritt. Das Angebot, gefördert vom Fonds Soziales Wien, hilft speziell wohnungslosen Menschen, diese Lücke im digitalen Bereich zu schließen. Die Benutzung der Computer ist kostenlos, ebenso das Ausdrucken und Kopieren. Ganz grundsätzlich ist das Café ein Ort ohne Konsumzwang. Kaffee und alko- holfreie Getränke gibt es zwar gegen ein kleines Entgelt, doch vollkommen unverbindlich. Man kann einfach so hier verweilen oder Freunde treffen, das ZwischenSchritt als Gratis-Begeg- nungsstätte begreifen. „Konsumfreiheit in der Öffentlichkeit gibt es ja immer seltener. Innerhalb von geschlossenen Räumen sowieso, aber auch außerhalb, wo man sich einfach so hinsetzen kann. Das ist für wohnungslose Menschen wichtig, genauso übrigens für junge Menschen, die haben auch nicht immer so das Geld“, erklärt Gertrud Untera- singer. Sie ist von Beginn an Leiterin der Einrichtung im 11. Bezirk, heuer feiert das Internetcafé ZwischenSchritt zehn- jähriges Jubiläum. Fotos: Samariterbund Wien Feierten gemeinsam das Jubiläum (v. l.): Bezirksvorsteher Thomas Steinhart, ZwischenSchritt-Leiterin Gertrud Unterasinger, Präsidentin Dr.in Susanne Drapalik und Geschäftsführer Oliver Löhlein 16_INTERNNicht nur Internet, sondern auch Schulungen Ein Vorbild im eigentlichen Sinne gab es für das ZwischenSchritt nicht. Denn im Unterschied zu kommerziellen Internetcafés, soweit es sie heutzutage überhaupt noch gibt, stehen hier nicht allein die Arbeitsstationen umsonst zur Verfügung. Das kleine Team bietet außerdem regelmäßig Workshops und Schulungen für den Umgang mit dem PC,dasZurechtfindenimInternet, Erkennen von betrügerischen Mails und vieles mehr an. Ebenso kriegen die Nutzer:innen Hilfe im Umgang mit Verwaltung und AMS sowie beim Bewerbungenschreiben. „Die Leute, die zu uns kommen, haben oft keinen Lebenslauf, kein Foto. Da unterstützen wir, damit sie überhaupt eine Chance gegenüber anderen Bewerbern haben“, erzählt Unterasinger. „Wir sind aber kein Sekretariat, das den Leuten alles tut“, stellt sie mit einem Augenzwin- kern klar. Jenseits der digitalen Agenda ist es für die Gäste zudem möglich, in Krisenfällen rund um das Thema Wohnungslosenhilfe Beratung durch Sozialarbeiter:innen zu erhalten. 50.000 Besuche in zehn Jahren Das ZwischenSchritt ist dienstags bis donnerstags von 10 bis 16 Uhr geöffnet. Unter den Mitarbeiter:innen des Cafés sind auch solche, die selbst Wohnungs- KONTAKT Internetcafé ZwischenSchritt Dittmanngasse 1a 1110 Wien Tel: +43 1 904 70 04 internetcafe@samariterwien.at losigkeit erlebt und sie überwunden haben. Weitere Ehrenamtliche sind stets herzlich willkommen. 100 bis 150 Mal werden die hellen Räumlichkei- ten in der Dittmanngasse pro Woche aufgesucht. Für die Besucher:innen stehen sieben Rechner zur spontanen Verfügung, zwei weitere können vorab gebucht werden. In beiden Fällen gelten die jeweils ausgegeben Tickets für eine Stunde, eine Verlängerung ist möglich, sofern es die Belegung zulässt. Es soll schließlich jeder und jede zum Zug kommen. Wer über ein eigenes Endgerät verfügt, kann das WLAN un- begrenzt nutzen. Innerhalb von zehn Jahren wurde das Internetcafé rund 50.000 Mal be- sucht. Die Nachfrage steigt dabei im selben Maß, wie sich das Leben weiter digitalisiert. Deswegen wünscht sich Gertrud Unterasinger einen zweiten Standort für das ZwischenSchritt. Und sie vermisst mehr Aufmerksamkeit für die Thematik; digitale Exklusion von Wohnungslosen und anderen benach- teiligten Gruppen ist medial wenig prä- sent: „Wer weiß schon, der nicht damit zu tun hat, dass man selbst beim AMS eine Flatrate braucht, um an den ver- pflichtendeneinstündigenVideocalls teilnehmen zu können. Viele Leute glauben, dass Digitalisierung immer vereinfacht. Das ist nicht so. Ich fände es schön, wenn man das mitdenkt.“ Michael Brommer s: Samariterbund Wien Schon rund 50.000 Besucher:innen verschaffte das Internetcafé ZwischenSchritt digitale Teilhabe Festschrift (oben) und Festakt – bei Gertrud Unterasinger (unten) liefen alle Fäden zusammen 17_INTERNGRUPPE MARGARETEN: Wie ein Fisch im Wasser E twas Nervosität ist mit von der Partie. Vater Chris- toph versucht, den neunjährigen Maxi zu beruhi- gen. „Er ist ja ein ausgezeichneter Schwimmer und Taucher“, erzählt der Vater. Das 15-minütige Dauerschwim- men hat der Junior bereits locker absolviert, aber vor dem zehn Meter Streckentauchen schlottern dem angehenden Fahrtenschwimmer sichtlich die Knie. Doch der Erfolg der weiteren Teilnehmer:innen dient ihm schließlich als An- sporn: Kopfsprung – Tauchphase – nach einer Distanz von zwölf Metern taucht Maxi auf und jubelt erleichtert. Auch sein Vater. Neben Maxi absolvieren an diesem Augusttag 27 weitere Personen den Frei-, Fahrten- oder Allroundschwimmer im Hietzinger Hallenbad. Die meisten von ihnen sind ange- hende Pädagog:innen, einige sind aber ganz einfach aus privatem Interesse mit dabei. Mit seinen neun Jahren ist Maxi der mit Abstand Jüngste unter ihnen – gerade hat er seinen Geburtstag gefeiert und darf nun endlich antreten. Am Beckenrand verfolgen acht Rettungsschwimmer:innen aufmerksam das Geschehen. Sie sind allesamt engagierte Freiwillige von der Samariterbund-Gruppe Margareten, wo man sich gemeinsam vor allem eines zum Ziel gemacht hat: die Sicherheit im und am Wasser zu erhöhen. „Unsere Hauptaufgabe besteht darin, Kindern und Erwachsenen das Schwimmen beizubringen“, sagt Wolfgang Zottl, der sich als Vizepräsident des Samariterbund Wiens in „seiner“ Gruppe Margareten auch selbst oft und gerne engagiert. Im Hietzinger Hallenbad absolvieren unter den Augen der freiwilligen Samariter:innen jährlich Hunderte Kinder, Jugendliche und Erwachsene Schwimmkurse und -prüfungen. Im September startet das Kerngeschäft, erzählt er. Dann werden über ein Schuljahr gerechnet wieder 120 Kinder über jeweils zehn Wochen begleitet – in Anfänger- und Fortgeschrittenenkursen – bis sie die Prüfung für ihre Abzeichen zum Frühschwimmer, Freischwimmer, Fahrten- schwimmer oder Allroundschwimmer absolvieren. Lernen und weitergeben Schwimmen lernen wollen auch Erwachsene. Die Gruppe Margareten bietet daher auch für sie über das ganze Jahr hinweg Kurse an. Der eine oder andere, verrät Zottl, sei sogar direkt nach dem Kurs „hängen geblieben und leitet jetzt selbst Schwimmkurse. Das ist besonders schön - wenn die Teilnehmenden an den Kursen wachsen, sich engagieren und mit dem Selbstbewusstsein einer erlernten Kompetenz auch etwas weitergeben.“ Begonnen hat alles nach dem 2. Weltkrieg, als im Zuge der Wiedergründung des Samariterbundes auch die Gruppe Margareten ihre Aktivitäten startete. Heute zählt die Grup- pe 180 Mitglieder, pro Jahr werden Hunderte Prüfungen abgenommen und Schwimmkurse - vom Anfängerschwim- men bis zum Life Saver - durchgeführt. Der kleine Maxi hat sein Abzeichen übrigens bereits in der Tasche. Und wer weiß, vielleicht wird auch aus ihm schon bald ein Rettungsschwimmer beim Samariterbund… Bertram Gross KONTAKT Gruppe Margareten E-Mail: kurse905@samariterbund.net Tel.: 01 89 145-210 Fast geschafft: noch 5 Minuten Dauerschwimmen. Samariterbund C.Lipinsky 18_REPORTSamariterbund B. Breitenegger Bürgermeister Michael Ludwig weihte das neue Rettungsboot des Samariterbund Wiens feierlich ein. R echtzeitig zu Beginn der Badesaison fand die feier- liche Einweihung des neuen Rettungsbootes Faster 81CAT WT4 des Samariterbund Wiens am Yachthafen Donaumarina statt. Bei brütender Hitze nahm Patin Susanne Drapalik, Präsidentin des Samariterbund Wiens, gemeinsam mit Bürgermeister Michael Ludwig die Taufe das Einsatzbootes vor, das von Löschfahrzeugen feierlich mit einer Wasserfontäne begrüßt wur- de. Anlässlich der Boots-Einweihung waren weiters Vizepräsident Wolfgang Zottl und Landesrettungskommandant Alexander Prischl sowie Vertreter der befreundeten Blaulichtorganisationen vor Ort: der Kommandant der Wasser- polizeiundChefinspektorderLandes- polizeidirektion Erich Kraus sowie Branddirektor und Landesfeuerwehr- kommandant Mario Rauch. „Der Samariterbund Wien bildet gemeinsam mit allen Wiener Blau- licht- und Hilfsorganisationen ein engmaschiges Sicherheitsnetz, auf das sich die Menschen in Wien verlassen können. Mein großer Dank gilt dabei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die täglich zum Wohle der Wienerinnen und Wiener im Einsatz sind. Um die Sicherheit in unserer Stadt zu ge- währleisten, braucht es aber nicht nur hochqualifiziertesPersonal,sondern auch entsprechendes Equipment. Daher gratuliere ich dem Samariterbund zu seinem neuen Rettungsboot, das alle Stückln spielt“, sagte Bürgermeister Michael Ludwig anlässlich der Boots- taufe. Rettungsboot für Ambulanzdienste Susanne Drapalik war über die Na- mensgebung sichtlich erfreut: „Es ist eine große Ehre für mich, Patin dieses Rettungsbootes zu sein. Von Schwimmkursen bis zum Sanitäts- dienst am Wasser leisten unsere ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Wasserrettung hervorragende Arbeit und sind mit viel Herzblut dabei. Ich freue mich, dass wir mit dem neuen Rettungsboot bei unseren Ambulanzdiensten bestens ausgestattet sind.“ Im Anschluss an die Taufe folgte eine kleine Leistungsschau in Form von Bergungsübungen, bei denen auch interessierte Journalist:innen und Gäste zu „Jungfernfahrten“ im neuen Einsatzboot ausfahren durften. Katamaran mit Bugklappe Beim neuen Ret- tungsboot handelt es sich um einen leistungsstarken Katamaran mit moderner Aus- rüstung für eine sichere Navigation und Stabilität – selbst unter anspruchsvollen Be- dingungen auf dem Wasser. Es be- schleunigt stromaufwärts auf rund 70 km/h und ist dank einer Bugklappe zur Aufnahme verunfallter Menschen für Rettungseinsätze bestens geeignet. Zu- dem bietet der Innenraum ausreichend Platz, um Patient:innen auf einer Trage sicher in die Kabine zu transportie- ren. Auch das Vorderdeck verfügt über viel Raum zum Arbeiten oder für den Transport von Ladung. Susanne Kritzer Neues Rettungsboot „Susanne“ Das neue Rettungsboot ist bestens für Ambulanzdienste geeignet. ariterbund C.Lipinsky 19_REPORTNext >